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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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ihn in die Bewusstlosigkeit zu ziehen drohten. Eine Gestalt ragte über ihm auf. Ein Mann mit Helm und Kettenpanzer. Der Mann beugte sich herunter.
    »Geh heim, Coldheart. Der Rabe ist erledigt. Geh heim.«
    Wieder traf ihn der Knauf des Schwertgriffs. Funken tanzten vor Hirads Augen, dann wurde es still.
     
    Aluns Augen verrieten seinen Zorn. Und seine Enttäuschung.
    »Ihr habt mir versprochen, dass wir heute Abend dort eindringen.«
    »Die Lage hat sich geändert«, sagte Thraun. »Auf der Burg geht etwas vor. Du hast die Reiter gesehen, die vorhin hier vorbeigekommen sind. Es ist zu viel los. Wir müssen warten.«
    Will hatte die Reiter verfolgt und war bis zur Burg vorgedrungen. Am Spätnachmittag war er zurückgekehrt und hatte berichtet, dass die Burg in heller Aufregung war. Jemand war dorthin gebracht worden, vermutlich ein Gefangener, und wahrscheinlich sogar ein wichtiger. Thraun hatte beschlossen, weiter aufzupassen, am Abend noch einmal
zu beraten und am folgenden Morgen zu entscheiden. Wie üblich war Alun anderer Ansicht.
    »Jede Sekunde, die wir warten, bringt meine Familie dem Tode näher, und doch sollen wir hier untätig am Ofen sitzen und ein paar Lieder singen. Habe ich das richtig verstanden?«
    Thraun massierte sich mit Daumen und Zeigefinger die Nase.
    »Das ist kein Trick, der uns aufhalten soll«, sagte er. Er hatte alle Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. Schon jetzt klangen seine Worte wie ein tiefes Grollen. »Auch ich will deine Angehörigen so bald wie möglich befreit sehen, aber wir dürfen nicht leichtfertig unser Leben riskieren, weil das niemandem etwas nützt.«
    »Wir müssen doch etwas tun!«, flehte Alun verzweifelt.
    Will war sichtlich verärgert, doch Thraun brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen.
    »Wir tun etwas.« Er deutete in die Runde. »Wir sind hier draußen, und wir warten auf den richtigen Augenblick zum Zuschlagen. Du musst verstehen, dass dieser Augenblick noch nicht gekommen ist. Wir müssen weiter beobachten und abwarten, bis die Dinge sich wieder beruhigt haben. Ich weiß, dass es schwer ist, aber versuche bitte, ruhig zu bleiben.«
    Alun schüttelte die Hand ab, die Thraun ihm auf die Schulter gelegt hatte, doch er nickte. Er stand auf und entfernte sich ein Stück weiter vom Weg.
    »Das wird schon wieder«, sagte Thraun zu Will, der immer noch finster dreinschaute. »Lass ihn einfach in Ruhe.«
    »Er wird noch unser aller Tod sein«, widersprach der kleine Mann. Aus der Richtung des Weges war ein leises Pfeifen zu hören, gleich darauf kam Jandyr ins Lager getrabt.

    »Da kommt jemand«, verkündete er.
    Thraun stand auf. »Es reicht mir. Das geht hier ja zu wie am Markttag in Dordover. Was meinst du, sollen wir sie uns schnappen?«
    »Was haben wir denn schon zu verlieren?«, fragte Will zurück.
    »Nicht sehr viel«, sagte Thraun. Er vergewisserte sich, dass Alun außer Hörweite war. »Wenn wir nicht bald reingehen, werden wir nur noch Leichen finden.«
     
    Wasser. Schwappendes, glucksendes Wasser, das über einen Stein spülte. Wind, Regen, Wasser und Kälte. Und Schmerzen. Es dröhnte hinter seinen Schläfen und heulte in seinem Ohr.
    Hirad bewegte sich, und eine Woge von Übelkeit lief durch seinen ganzen Körper. Sein Magen machte einen Satz.
    »Oh!« Er schlug die Augen auf. Der Nebel war undurchdringlich, und er wusste nicht, wo er war. Immer noch fiel ein leichter Regen.
    Er setzte sich vorsichtig auf und betastete die Schwellung hinten am Kinn direkt unter dem linken Ohr. Langsam und so weit es eben gehen wollte, öffnete er den Mund. Ein dumpfer Schmerz breitete sich aus, aber er wusste jetzt wenigstens, dass der Knochen nicht gebrochen war.
    Auf der Zunge hatte er einen seltsamen Geschmack. Einen Geschmack, der ihn an einen bestimmten Geruch erinnerte, auch wenn er nicht ganz …
    »Verdammt.« Man hatte ihn unter Drogen gesetzt. Unsicher kam er auf die Beine, Feuerholz und Wasserschläuche waren vergessen. Er schwankte, als sein Kopf und sein Magen gegen die plötzliche Bewegung protestierten, und presste sich eine Hand an die Schläfe. Auch dort war eine
Prellung. Eine große sogar, und langsam wuchs eine Beule heran. Er war benommen. Als wäre er verkatert, doch die angenehmen Erinnerungen fehlten. Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass aus dem Nebel ein Helm erschienen war, und dass er kräftige Schläge eingesteckt hatte. Und an die Stimme erinnerte er sich. Vertraut war sie gewesen. Er kannte diese Stimme.
    Der Weg war

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