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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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retten wollten«, brachte Erienne hervor, während heftiges Schluchzen ihren ganzen Körper beben ließ. »Mein Leben wurde mir genommen, und ich konnte nichts dagegen tun.« Sie ließ sich von Thrauns starken Armen umfangen. Er stützte sie und führte sie zu einem Stuhl. »Ich war nicht einmal bei ihnen … sie sind allein gestorben.«

    »Lasst Euch Zeit, Erienne«, sagte er. »Lasst Euch Zeit.« Er streichelte ihr Haar.
    »Bitte«, sagte Denser. »Wir haben nicht mehr viel Zeit. Hirad stirbt.« Erienne nahm die Hände vom Gesicht und sah ihn aus roten, verquollenen Augen scharf an.
    »Und warum sollte mich das interessieren?« Sie stand auf, ging zu ihm und blickte angewidert auf ihn hinab. »Weißt du, warum ich entführt wurde? Weil Xetesk mit der Suche nach Dawnthief begonnen hat, und weil Travers dachte, ich könnte ihm helfen, den Spruch zu kontrollieren. Wegen dir und deines Kollegs sind meine Jungen gestorben. Nun, Denser, du großer Dawnthief-Magier, ich könnte mich einfach hierhersetzen und zusehen, wie dein Freund stirbt. In diesem Punkt habe ich immerhin die Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen, was ich bei meinen Kindern nicht konnte.« Sie schob das Kinn vor, und frische Tränen strömten in ihre Augen. Sie wandte sich ab.
    Denser wollte eine Entschuldigung formulieren, doch alles, was ihm einfiel, wäre schrecklich unangemessen gewesen. So sagte er nur: »Xetesk will Dawnthief nicht für sich selbst.«
    »Der Blitz soll dich treffen, Denser. Ich glaube dir kein Wort.« Erienne ging zu ihrem Stuhl und setzte sich.
    Denser holte tief Luft, obwohl seine geschundenen Muskeln protestierten. »Du musst mir glauben. Die Wytchlords sind aus dem Mana-Gefängnis entflohen und nach Parve zurückgekehrt. Dawnthief ist der einzige Weg, sie zu vernichten und achtzigtausend Wesmen davon abzuhalten, unser Land in Stücke zu reißen.«
    Mit gerunzelter Stirn sah sie ihn an.
    »Bitte, Erienne«, fuhr er fort. »Niemand kann ermessen, wie sehr du leidest, doch du kannst Hirad retten. Wenn wir die Wytchlords besiegen wollen, dann brauchen wir ihn.«

    »Warum?«
    »Weil er den Raben anführt, und weil wir den Spruch in unseren Besitz bringen wollen. Ohne ihn sind wir nicht stark genug.« Denser hustete, und ein Blutfaden lief ihm aus dem Mundwinkel.
    Erienne hätte beinahe laut gelacht. »Das ist aber eine ausgefallene Geschichte. Und was sagst du, Ilkar? Ich nehme doch an, du bist Ilkar, der Magier des Raben?«
    »Ich glaube ihm«, sagte Ilkar. Seine Stimme war leise und schwach.
    Erienne zog die Augenbrauen hoch. »Wirklich? Nun, das ist beeindruckend.« Sie ging steifbeinig zur Tür und machte sich nicht mehr die Mühe, ihre Tränen wegzuwischen. »Ich hatte nicht die Macht, über das Leben meiner Kinder zu entscheiden, aber ich habe diese Macht in Bezug auf euch. Und ich habe Macht über euren Tod. Meine Kinder brauchen mich.«
    »Denk doch nach, Erienne«, rief Denser ihr nach. »Und ruhe dich aus. Erhole dich. In diesem Augenblick liegt das Schicksal Balaias in deinen Händen.«
    Erienne hielt inne und wandte sich an Denser, der ihren Blick erwiderte. »Es ist mein Ernst«, sagte er.
    Sie verließ den Raum. Thraun begleitete sie und ließ sie keine Sekunde aus den Augen.
    »Es wird eine lange Nacht«, sagte Denser.
    Ilkar bewegte sich und zuckte sofort zusammen. Er öffnete die Augen und sah sich mit glasigen Augen um.
    »Wo sind die anderen?«, sagte er.
    »Wer denn?« Will kam zu ihm herüber.
    »Talan und Richmond.«
    Will warf einen kurzen Blick zu Denser und biss sich auf die Unterlippe. Denser spürte eine neue Last auf seinem Herzen.

    »Ich habe Talan fallen sehen. Ich weiß nichts über Richmond, aber, nun ja, er ist nicht hier. Es tut mir leid.« Will zuckte mit den Achseln.
    Ilkar schüttelte langsam den Kopf und konzentrierte sich wieder auf Hirad. Der Atem des Barbaren ging flach, aber sein Zustand hatte sich wenigstens für den Augenblick stabilisiert. Ilkar konnte nur hoffen, dass all dies überhaupt einen Sinn hatte. Denser konnte ihn und er konnte Hirad für schätzungsweise weitere zwölf Stunden am Leben halten, doch das war auch schon alles, was sie tun konnten. Die Prügel, die Travers’ Männer ihm verpasst hatten, verfehlten ihre Wirkung nicht. Früher oder später versiegte das ganze Mana, die letzten Tropfen, die ihnen nicht einmal Travers hatte nehmen können. Wenn sie keine Unterstützung bekamen, dann wurden die letzten Nägel in den Sarg geschlagen, und der Rabe gehörte der

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