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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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größte Problem nach dem aufwärts geführten Stich war der Magen, den die Klinge ebenfalls getroffen hatte. Das Verdauungssystem war völlig zusammengebrochen, die vielen inneren Verletzungen erforderten ständige Zuwendung, und dabei konnte Ilkar schon den Zeitpunkt kommen sehen, an dem die Nieren versagen würden.
    Eine Warme Heilung allein würde nicht ausreichen. Vielleicht zwei oder drei, wenn man sie sorgfältig ausrichtete, doch er war nicht sicher, ob Hirad überhaupt noch so viel Zeit blieb. Die schlichte Wahrheit war, dass Hirad einen Körperspruch brauchte. Ilkar kannte nur drei Magier, die diesen Spruch mit einer gewissen Zuverlässigkeit wirken konnten. Keiner von ihnen befand sich hier auf der Burg.
    Hirad war im Augenblick so gut wie möglich versorgt, und Ilkar konnte sich auf sich selbst konzentrieren. Er spürte, wie das Mana von Densers Händen in ihn floss und tröpfelte. Der sanfte Strom hatte die Blutung in der Lunge gestillt und seinen Atem erleichtert. Von seinem Halsansatz flossen Wellen des Manas über seine Blutgefäße in den Körper, um die am stärksten beschädigten inneren Organe zu heilen.
    Ilkar schickte ein Dankgebet dafür zum Himmel, dass die Kollegien wenigstens in dieser Hinsicht ewig geeint sein würden, denn jeder Magier hatte die Fähigkeit, winzige Mengen von Mana auszusenden, um einen Verletzten am Leben zu halten, egal, in welchem Zustand er sich befand, und jeder Magier war moralisch verpflichtet, seine Fähigkeiten auch einzusetzen. Dennoch war Ilkar zunächst überrascht
gewesen, als Denser auf diese Weise half. Vielleicht hätte er nicht überrascht sein sollen.
    Die Zeit verstrich langsam. Ilkar bemerkte am Rande seines Bewusstseins, dass zwischen den schweren Vorhängen Tageslicht hereinfiel, und irgendwann wurde ihm Suppe eingeflößt. Doch als die Stunden vergingen, brauchte Hirad immer mehr Konzentration, und die Welt ringsum verblasste.
    Er wurde müde, und er wusste es. Die Schmerzen im Rücken, in Armen und Beinen waren wieder da. Denser konnte das alles nicht abdecken. Sein Mana sorgte dafür, dass Ilkar am Leben blieb. Doch der Julatsaner hatte seine Mana-Reserven erschöpft, und als sich seine Kraft dem Ende zu neigte, forderte er einen immer größeren Zustrom von Denser.
    Der Zeitpunkt rückte näher, an dem sie die Schmerzen im eigenen Körper nicht mehr unterdrücken konnten, weil ihr ganzes Mana weitergeleitet wurde. Dann war das Ende nah. Dann musste Erienne helfen, oder er und Hirad mussten sterben.
     
    Styliann entspannte sich und lächelte in sich hinein, als er sich aus der Kommunion löste. Er stellte sich Selyn vor, sah ihren sich vor Lust windenden Körper und glaubte beinahe, ihre Lippen und ihre zärtlichen Hände zu spüren. Ihre Rückkehr sollte eine Veränderung einleiten. Er brauchte einen Sohn.
    Im Augenblick aber war sie tief im Land der Wesmen in Richtung Parve unterwegs und würde mit hoher Wahrscheinlichkeit die Befürchtungen bestätigen, die die vier Kollegien seit der Verbannung der Wytchlords gehabt hatten. Eine Rückkehr. Eine Rückkehr sogar zu einer Macht, die viel größer war als jemals zuvor, schwerer aufzuhalten
und kaum zu besiegen. Ganz gewiss nicht ohne den Dawnthief. Weil die Kollegien nicht mehr so stark und ihre Heere nicht mehr so groß wie früher waren. Ohne den Spruch würden sie alles verlieren.
    Selyn hielt sich unterdessen tagsüber versteckt, bewegte sich in der Nacht zum Teil mit Schattenschwingen und kam rasch und sicher in Richtung Torn-Wüste voran. In drei Tagen sollte sie deren Grenze erreichen, Parve etwa in vier Tagen. Er konnte damit rechnen, die nächste Kommunion mit ihr in ungefähr fünf Tagen zu halten. Schwere Zeiten standen ihnen bevor. In so großer Gefahr hatte sie noch nie geschwebt. Und er wollte dafür sorgen, dass es nie wieder so weit kommen musste.
    Seine Gedanken irrten ab, und er sah müßig aus dem Fenster seines Arbeitszimmers zu den Türmen von Nyer und Laryon hinüber. Nyers Mann war in Septerns Werkstatt eingedrungen, doch er hatte seitdem mit seinem Meister keine Kommunion mehr gehalten. So sah es angeblich aus. Styliann hatte freilich das Gefühl, nicht in alles eingeweiht zu werden. Dies erzürnte ihn sehr.
    Wieder lächelte er. Alle vertrauten Laryon. Der Arbeiter, das Genie, der Freund. Vielleicht war es an der Zeit, das neue Mitglied des Kreises etwas stärker einzubeziehen. Styliann konnte Nyers Aktivitäten nicht genauer verfolgen, und er konnte ihm keine

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