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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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einzige Hoffnung war ein Körperspruch. Sie benötigte mehr als zwanzig Minuten, um sich vorzubereiten. Als sie begann, konnte sie nur beten, dass er so lange durchhalten würde.
     
    Inmitten seiner schlimmen Qualen versuchte Hirad, sich wieder nach oben zu kämpfen. Irgendwo weit über ihm gab es eine Wärme, die ihn anzog. Ihm war gar nicht klar, dass er schon so tief gestürzt war, und er wusste nicht, ob er den Rückweg schaffen konnte. Versuche es, Hirad, versuche es. Eine Stimme drang zu ihm vor, durchbrach seinen Dämmerzustand. Eine Frauenstimme. Er versuchte es.

17
    Ilkars Sinne wurden durch einen starken Geruch wieder zum Leben erweckt, klebrig und mit einem süßlichen Nachgeschmack. Pfeifenrauch.
    Er lag im großen Saal auf dem Rücken, und als er die Augen öffnete, sah er zunächst nichts außer der verschwommenen, von hellem Sonnenlicht beschienenen Decke. Einen Moment lang genoss er die Stille, während seine Augen sich anpassten. Erienne hatte ihm das Leben gerettet. Er war müde, ein dumpfer Schmerz kündete von schweren Verletzungen, doch er wusste, dass er nicht mehr in Lebensgefahr schwebte. Es war ein gutes Gefühl.
    Er stemmte sich auf die Ellenbogen hoch und bemerkte Denser.
    Der Xeteskianer saß auf einem Stuhl, hatte die Beine ausgestreckt und die Füße auf den Tisch gelegt. Soweit Ilkar es sehen konnte, war Densers Gesicht noch von den Spuren der Schläge gezeichnet, doch in die gewohnten schwarzen Gewänder gekleidet und mit der Mütze im Schoß war er schon fast wieder der Alte. Die Pfeife qualmte behaglich in seinem Mund, ein dampfender Krug stand
neben ihm auf dem Tisch, und die Katze schlief zusammengerollt auf seinen Beinen.
    »Ich hätte mir in meinen wildesten Träumen nicht vorstellen können, jemals erfreut zu sein, einen Xeteskianer zu sehen.«
    Denser lachte, und die Bewegung weckte die Katze, die gähnte, sich streckte und auf den Boden sprang. Der Magier nahm die Füße vom Tisch und schlenderte zu Ilkar hinüber.
    »Guten Morgen, Ilkar. Doch eigentlich müsste ich dir gleich zweimal einen guten Morgen wünschen.«
    »Wie lange habe ich denn geschlafen?«
    »Zwei Tage und zwei Nächte.«
    »Und was ist mit Hirad?«
    Denser lächelte. »Schau selbst.« Er deutete links neben Ilkar und kehrte zum Tisch zurück, wo er die Pfeife weglegte und dafür den Becher zum Mund hob.
    Ilkar blickte in die Richtung, in die Denser gedeutet hatte, und war einen kurzen, schrecklichen Moment lang überzeugt, dass Hirad tot war. Doch dann sah er, wie sich der Brustkorb des Barbaren sanft und gleichmäßig hob und senkte. Es war ein wundervoller Anblick. Hirad war wie Ilkar auf ein festes Lager gebettet, der Kopf ruhte auf einem Kissen, und der Körper war bis zur nackten Brust zugedeckt. Der Wulst um die Hüften verriet, dass darunter dicke Verbände angelegt worden waren. Bleich war der Barbar, aber das spielte keine Rolle. Ilkars Herz frohlockte, und die Freudentränen schossen ihm in die Augen. Er wischte sie ab.
    »Äh …«, setzte er an.
    »Du darfst aufstehen«, erklärte Denser. »Komm und trink einen Becher Kaffee.«
    Ilkar nickte und richtete sich langsam auf. Ihm wurde
schwindlig, und er musste innehalten, um nicht das Bewusstsein zu verlieren.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Denser.
    »Geht so«, sagte er. »Aber ich trinke lieber hier im Sitzen.«
    Denser schlenderte kichernd zur Tür und spähte in die Küche. »Talan? Hör doch mal mit Schnippeln auf und bring einen Kaffee rüber. Hier ist jemand, mit dem du mal reden solltest.«
    Das Klappern des Messers brach ab, dann waren Schritte zu hören, und Talan kam in den Raum geeilt. Er verschüttete beinahe seinen Kaffee, als er sah, wer ihn erwartete.
    »Ilkar!« Er drückte dem Elfen den Becher in die Hände. »Du weißt gar nicht, wie gut du aussiehst.«
    »Immer mit der Ruhe«, grinste Ilkar. »Vielen Dank für den Kaffee. Wie ist die Lage sonst?«
    Talan wurde wieder ernst. »Ich habe Richmonds Totenwache allein gehalten. Er ist im Garten neben den Ställen beerdigt.«
    Ilkar nickte und trank einen Schluck Kaffee. »Ich werde ihn vermissen.«
    »Ich auch.«
    »Und was ist mit ihm?« Er nickte zu Hirad hin.
    Talan setzte sich neben ihm aufs Bett. »Ich muss schon sagen, es war wirklich beeindruckend«, sagte er und begann wieder zu strahlen. »Die Frau, diese Erienne … sie schläft jetzt wohl. Denser sagte, sie habe einen Körperspruch gewirkt. Heißt es nicht so?« Ilkar nickte. »Sie hat den ganzen Körper behandelt. Sogar

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