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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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ich konnte es fühlen; es war eine tiefe Wärme, die sich verlagert hat, wenn sie die Hände bewegte, und die in seinen Mund, in seine Ohren und seine Nase eindrang … sie war stundenlang mit ihm beschäftigt.«
    Ilkar nickte wieder und schaute zu Denser auf.
    »Schau an, ein Körperspruch also?«
    »Wie aus dem Lehrbuch. Sie ist wirklich gut, Ilkar. Sehr stark. Thraun sagte mir, sie habe auch den Eiswind eingesetzt.« Denser zog die Augenbrauen hoch, leerte seinen Becher und schlurfte in die Küche, um sich mit frischem Kaffee zu versorgen.
    Talan beugte sich vor. »Er genießt meine aufrichtige Bewunderung.«
    »Ach?« Ilkars Widerspruchsgeist regte sich, es war ein alter Reflex.
    »Erienne musste sich nach dem Körperspruch ausruhen. Dann hat sie ihre Arbeit mit einem weiteren Spruch beendet und Hirad in den Schlaf versetzt. Danach ruhte sie sich noch einmal aus, bevor sie sich um Denser gekümmert hat. Alles in allem hat sie zwei Tage gebraucht. Aber Denser hat die ganze Zeit nur hier gesessen und dich am Leben erhalten und dabei kaum ein Wort gesagt. Hat nur hin und wieder ein wenig gegessen und getrunken.«
    »Ich weiß das Opfer, das er bringen musste, durchaus zu schätzen«, sagte Ilkar. Er hatte nicht gewusst, wie sehr Denser sich eingesetzt hatte, und jetzt wehrte er sich instinktiv gegen die Vorstellung, dem Dunklen Magier dankbar sein zu müssen.
    »Sie haben ihm den Kiefer gebrochen und die Wangen verletzt, die Nase war zerquetscht, und die meisten Finger und Zehen und ein halbes Dutzend Rippen waren gebrochen. Er muss die ganze Zeit höllische Schmerzen gelitten haben. Du bist ihm etwas schuldig.« Talan schüttelte den Kopf, und Ilkar machte ein betretenes Gesicht. Denser kam wieder herein. Er lächelte, und erst jetzt bemerkte Ilkar die Katze vor seinen Füßen.
    »Es ist eine Schuld, deren Begleichung ich niemals einfordern
werde«, beruhigte Denser ihn. »Ich musste es einfach tun.«
    »Wie auch immer«, erwiderte Ilkar, »mir fehlen die Worte, um meine Dankbarkeit auszudrücken.«
    »Du bist am Leben und kannst reden, Julatsaner, und das ist mir Dank genug.« Denser stakste verlegen zur gegenüberliegenden Tür und ging in den Flur hinaus. Die Katze folgte ihm auf dem Fuße.
    Später am gleichen Tag nahmen Ilkar und Denser Hirad in die Mitte und halfen ihm auf die Beine. Der Barbar musste starke Schmerzen ertragen, die seinen Körper durchfluteten, während die Muskeln in seinem Bauch unter der Belastung protestierten. Noch eine letzte Warme Heilung, sagte Erienne, und er werde am folgenden Tag fähig sein zu reiten – drei Tage nach dem wütenden Angriff auf die Burg.
    Mit gemischten Gefühlen blickte Hirad auf Richmonds Grab hinunter. Das Rabensymbol war in die festgestampfte Erde eingebrannt worden. Er musste an die Unausweichlichkeit des Schicksals denken. Ras, Sirendor, der Unbekannte, Richmond. War der Rabe mit ihnen gestorben? Nur er, Talan und Ilkar waren jetzt noch da, und er fragte sich, ob sie genug waren. Dann erinnerte er sich, dass der Rabe nicht untergehen konnte, solange noch einer der alten Krieger am Leben war. Sie waren immer der Ansicht gewesen, dass der Rabe sich weiterentwickelte, wenn ein Kämpfer starb oder die Gruppe verließ, oder wenn neue Krieger hinzustießen. Es wäre eine Missachtung der Toten, wenn der Rabe auf einmal zu existieren aufhören würde.
    Doch wer war nun der Nächste, der sterben musste? Offensichtlich hätte er selbst es sein sollen. Die Berichte über seine Rettung durch die drei Magier hatten seine Meinung über die magische Zunft im Allgemeinen und über Denser
im Besonderen stark verändert. Er traute dem Mann immer noch nicht viel weiter, als er spucken konnte, doch er musste andererseits auch dessen Tapferkeit und Entschlossenheit anerkennen. Und er war Denser ebenso dankbar wie Erienne, die ihm allerdings auswich und anscheinend nicht geneigt war, überhaupt ein Wort mit ihm zu wechseln.
    Er sah zu ihr hinüber. Wie in fast jeder freien Minute seit der Beerdigung kniete sie auch jetzt am Grab ihrer Kinder. Die Gruft ihres Gatten Alun beachtete sie kaum, sie richtete ihre Aufmerksamkeit ausschließlich auf ihre ermordeten Zwillingssöhne. Er empfand Mitleid mit ihr, doch er wusste auch, dass er es ihr niemals würde vermitteln können, weil sie einfach nicht zuhören wollte.
    Und hier, direkt neben ihm, stand der Mann, für den keine Bewunderung zu groß sein konnte. Ilkar war bereit gewesen, sein Leben für ihn zu geben; er hatte sich

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