Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
hin.«
Die drei Rabenkrieger kehrten langsam in den Innenhof vor dem Haus zurück. An der Tür, die den offenen Toren gegenüberlag, hielt Talan sie auf.
»Hört mal«, sagte er, »es fällt mir nicht leicht, es auszusprechen, aber ich kann nicht weiter mitmachen. Ich verlasse den Raben.«
Ilkar und Hirad verdauten schweigend, was er gesagt hatte.
»Ras und Richmond und ich, wir standen einander sehr nahe«, fuhr er fort. »Es war der Höhepunkt unserer Laufbahn, dem Raben beizutreten und für ihn zu kämpfen. Aber zwei Eckpunkte des Dreiecks sind jetzt dahin, und beim nächsten Mal wird es mich treffen. Das wurde mir bewusst, als ich Richmond gefunden habe … er ist allein gestorben.« Er seufzte und kratzte sich am Kopf. »Es tut mir leid, ich kann das nicht so richtig erklären. Ich weiß auch nicht … irgendwie habe ich plötzlich die Freude an der Sache verloren. Das Feuer ist erloschen. Richmonds Totenwache hat mir den Rest gegeben. Ich habe wirklich keine Lust, noch ein weiteres Mitglied des Raben zu beerdigen.«
Hirad sagte nichts, er nickte nur. Ilkars Gesicht verdüsterte sich, und seine Augen wurden schmal. Er runzelte die Stirn.
»Versteht ihr das?«, fragte Talan. »Nun sagt doch etwas, ihr zwei.«
»Ja, ich kann das verstehen«, sagte Hirad. »Als ich mit Sirendor allein war und sein totes Gesicht angesehen habe, da war ich auch schon drauf und dran, meine Klinge zu zerbrechen. Ich habe mich entschieden, es nicht zu tun,
und ich finde es schade, dass du es nicht genauso sehen kannst.« Hirad wollte sich auf die Treppe setzen, und sofort kam Ilkar und stützte ihn.
»Mehr kannst du dazu nicht sagen?«, wollte der Julatsaner wissen.
Hirad zuckte mit den Achseln. »Was gibt es sonst noch zu sagen? Wenn er nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache ist, dann ist er ein Risiko für uns, und wir sind ohne ihn besser dran. Er weiß es, ich weiß es, und du weißt es auch, Ilkar.«
»Unter normalen Umständen schon, aber anscheinend ist deiner Aufmerksamkeit entgangen, dass wir es hier nicht mit irgendeinem beliebigen Auftrag zu tun haben. Ich bin der Ansicht, dass er nach dieser Trennung eine viel größere Gefahr für uns darstellt als in unserer Nähe.«
»Du glaubst doch wohl nicht, dass ich …«, begann Talan.
»Sie kennen dich«, fauchte Ilkar. »Sie wissen, wie du aussiehst und woher du kommst, und sie werden erfahren wollen, was du weißt. Bei den Göttern, Talan, du hast Informationen, für die jeder Diener der Wytchlords sein Leben geben würde. Du weißt nicht nur, wie die Katalysatoren für Dawnthief beschaffen sind, sondern du weißt auch, wo man sie finden kann. Wenn du jetzt einfach weggehst, dann werden wir nie wissen, ob du in Sicherheit bist … oder ob du ihnen schon alles preisgegeben hast.«
»Ich würde lieber sterben, als euch zu verraten.«
»Ja, aber das kannst du nur beschließen, wenn man dir die Wahl dazu lässt.« Ilkar hielt inne, als er sah, wie zornig Talan wurde. »Hör mal, ich stelle nicht deine Loyalität und deinen Glauben infrage. Ich sage nur, dass es dir vielleicht gar nicht mehr möglich ist, dich für den Tod zu entscheiden. Du bist kein Magier, du kannst nicht einfach dein Herz anhalten.«
Talan nickte langsam. »Trotzdem. Wie sollen sie mich finden, wenn sie nicht einmal wissen, dass ich euch verlassen habe? Wenn sie nicht wissen, wohin ich gegangen bin?«
Ilkar lachte kurz und humorlos. »Es gibt nur einen sicheren Ort für dich, Talan, und das ist der Berg von Xetesk. Irgendwie glaube ich allerdings nicht, dass man dich dort mit offenen Armen empfangen würde.« Ilkar seufzte. »Du musst es dir anders überlegen. Oder wenigstens noch einmal darüber nachdenken.«
»Was glaubst du denn, was ich in den letzten paar Tagen gemacht habe? Gedichte geschrieben?«
»Du kneifst vor dem Kampf um Balaia.«
Talan beugte sich vor und zielte mit dem Finger auf Ilkar. »Ich will dir was sagen, Ilkar. Du brauchst mir wirklich nicht zu erzählen, was ich tun oder lassen soll. Ich weiß, was mein Entschluss bedeutet, und ich fühle mich auch so schon mies genug, ohne dass du es mir unter die Nase reibst.« Talan hob hilflos die Arme. »Ich will, dass ihr mich versteht, ihr müsst ja nicht damit einverstanden sein. Ich verlasse den Raben. Es ist vorbei.« Er marschierte zum Tor.
»Wir können ihn nicht gehen lassen«, sagte Ilkar.
»Wir können ihn aber auch nicht aufhalten«, sagte Hirad.
»Das wird Denser nicht gefallen.«
»Denser wird einsehen, dass er
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