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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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war eine Weile fort, und ich weiß nicht, wie stark jetzt diejenigen sind, die Dawnthief für sich selbst haben wollen. Wie viele es auch sind, sie können euch auf jeden Fall gefährlich werden, wenn sie herausfinden, wo ihr seid.«
    »Und ihr lasst uns ohne jeden magischen Schutz zurück«, sagte Hirad.
    »Aber nicht ohne Kontaktmöglichkeit«, erwiderte Denser. »Der Hausgeist wird die meiste Zeit bei euch sein.«
    »Du machst Witze«, sagte Jandyr. Er saß neben Will, der Denser stumm und fassungslos anstarrte.
    »Ich …«, wollte Denser sagen, dann bemerkte er Wills Gesichtsausdruck. Er seufzte. »Es ist die einzige Möglichkeit, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.«
    »Wie kannst du nach dem, was er mir angetan hat, so etwas vorschlagen?« Es war das erste Mal, dass Will an diesem Tag überhaupt das Wort ergriff.

    »Was geschehen ist, tut mir leid, Will«, sagte Denser. »Aber eigentlich hat er dir ja gar nichts getan.«
    »Nennst du das hier gar nichts?«, rief Will. Er deutete auf sein ergrauendes Haar. »Und das hier?« Er hob mit gespreizten Fingern die Hand. Sie zitterte. »Das ist nicht gar nichts . Wenn ich so zittrig bin, dann bin ich zu nichts mehr nütze. Dein verdammtes Geschöpf hat mich ruiniert.«
    Denser betrachtete Will einige Augenblicke lang.
    »Ich verstehe deine Ängste, aber das wird vorübergehen. Rede mit Erienne, begreife seine Natur. Er wird dir nichts tun.«
    »Wenn du hier bist, dann ist er vermutlich unter Kontrolle. Aber wenn du weg bist – ich habe ja gesehen, was dann passiert.« Will zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie.
    »Er wird dir nichts tun«, wiederholte Denser.
    »Wenn wir mal annehmen, dass das stimmt«, sagte Jandyr, nachdem alle eine Weile geschwiegen hatten, »dann stellt sich eine neue Frage. Ich weiß, dass er sich mit dir austauschen kann, aber wie soll er das mit uns machen?«
    »Jemand muss bereit sein, ihn zu sehen, wie er ist«, sagte Denser. »Aus welchem Grund auch immer, er scheint Hirad als akzeptable Gesellschaft zu betrachten.«
    Ilkar kicherte.
    »Das beruht nicht unbedingt auf Gegenseitigkeit«, knurrte Hirad.
    »Bist du einverstanden?«, fragte Denser.
    Hirad zuckte mit den Achseln.
    »Lass lieber die Finger davon«, warnte Will.
    »Da bleibt mir ja wohl kaum etwas anderes übrig, oder?«
    »Gut«, sagte Denser. »Komm mit. Ich muss euch vorstellen.«

    »Noch etwas.« Thraun hielt sie auf. »Wo sollen wir uns verstecken?«
    »Ich kenne einen Ort«, sagte Denser.
     
    Die Dunkelheit schützte sie, und mit ihren scharfen Augen konnte sie die Fallen rechtzeitig erkennen. So schlich Selyn zur einst toten Stadt, die anscheinend als Sitz der Wytchlords zu neuem Leben erblüht war.
    Als die Nacht sich über die Torn-Wüste senkte, war die wahre Stärke der lagernden Truppen nicht mehr zu ermessen, doch die Feuer der Wesmen, das Lachen, Reden, Rufen und die Raufereien, die bellenden Hunde und das flappende Segeltuch, all das erinnerte sie ständig an ihre prekäre Situation.
    Die Wesmen machten sich offenbar marschbereit. Bevor das Tageslicht endgültig verblasste, hatte sie die Zahlen geschätzt, so gut sie konnte. Sie nahm an, dass die Zelte in dieser Dichte rund um ganz Parve standen, multiplizierte sie mit der Zahl von Kriegern, die höchstwahrscheinlich in jedem Zelt saßen, und addierte die Wesmen, die sie zwei Tage zuvor aus der Torn-Wüste hatte abmarschieren sehen. Zwanzigtausend. Und das war vermutlich noch zurückhaltend geschätzt. Es konnten auch fünfundzwanzigtausend sein. Sie schauderte. Sie nahm an, dass die Wesmen insgesamt mehr als achtzigtausend Mann zählten, und es war klar, dass sie sich in den Dienst der Wytchlords gestellt hatten.
    Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Wytchlords sich aktiv in die bevorstehende Invasion einschalteten. Bald würden die Kollegien die ersten Ausläufer der Woge zu spüren bekommen, die schließlich ganz Balaia dem Erdboden gleichmachen sollte. Die Frage nach dem Zeitpunkt war ein Aspekt, der unbedingt und möglichst schnell geklärt werden musste.

    Selyn hockte sich hinter einen großen, mit Flechten überzogenen Felsblock. Sie hatte etwas mehr als die halbe Distanz bis zu den ersten Gebäuden von Parve hinter sich gebracht, doch ihr stieg jetzt schon der Geruch der Furcht in die Nase.
    Niedrige, dunkle Wolken zogen über ihr dahin. Die Umgebung wurde von unzähligen Feuern erhellt, aber keines brannte so hell wie die sechs Leuchtfeuer rings um die Spitze der Pyramide,

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