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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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der Gefangennahme größer als im Westen von Parve, wenn sie sich auf dem Dach eines Nebengebäudes versteckte. Falls sie aber gefangen wurde, bevor sie eine Gelegenheit bekam, diesen unglaublichen Anblick vor ihr zu schildern, dann würde Xetesk wichtige Informationen nicht bekommen.
    Sie brauchte nicht lange, um sich zu entscheiden. Lächelnd und den Blick auf das Ziel ihrer Reise gerichtet, wartete sie, bis es völlig dunkel war. Dann überprüfte sie ihre Tarnung und huschte aus der relativen Sicherheit des Waldes in die Torn-Wüste hinaus.
     
    »Wie enttäuschend«, sagte Nyer, nachdem Denser ihm erklärt hatte, dass Sols frühere Identität ans Licht gekommen war. »Damit ist klar, dass die Unterdrückung der Erinnerung nicht vollkommen ist.«
    »Warum habt Ihr ausgerechnet ihn geschickt, Meister?«
    »Es bestand die Notwendigkeit herauszufinden, ob latentes Wissen die Leistungsfähigkeit beeinf lusst.«

    Denser hielt inne, seine Gedanken rasten. Er spürte Nyers Gegenwart in seinem Bewusstsein und wollte ruhig bleiben, musste aber feststellen, dass es ihm nicht gelang.
    »Ihr habt uns für ein Experiment benutzt?« Er feuerte den Gedanken zornig ab und wusste, dass er Unmut hervorrufen würde. »Ist Euch klar, was Ihr damit angerichtet habt?«
    »Beruhigt Euch, Denser«, mahnte Nyer. »Niemandem wurde irgendein Schaden zugefügt. Wir werden den Protektor einfach zurückrufen.«
    »Dazu ist es zu spät. Der Rabe verlangt, dass Ihr Sol aus der Leibeigenschaft entlasst.«
    »Wirklich?« Nyers Antwort klang belustigt. »Das ist eine interessante Gruppe. Und wie genau sieht die Strafe aus, wenn wir ihrer Bitte nicht Folge leisten?«
    »Sie haben gedroht, die Suche aufzugeben.«
    »Werden sie ihre Drohung wahrmachen?«
    »Ich habe keinen Zweifel daran«, sagte Denser. »Danach würde mich wohl nur noch die dordovanische Magierin Erienne unterstützen.«
    »Ihr wisst, dass die Freilassung eines Protektors nach wie vor eine lediglich theoretische Möglichkeit ist?«
    »Ja.« Denser schickte ein Gefühl der Gereiztheit zurück. »Aber der Versuch muss unternommen werden, wenn wir bei der Suche nach Dawnthief Fortschritte machen wollen.«
    »Bringt Euren Protektor und Eure Freunde her. Aber seid vorsichtig. Im Kolleg wird Verrat geplant von einigen, die Dawnthief für sich selbst haben wollen. Ich will tun, was ich kann, um Sol freizugeben. Vertraut niemandem.«
    Ilkar sah Denser an, der reglos im Gras lag, als die Morgendämmerung den Nachthimmel aufbrach. Er hatte gelegentlich eine Bewegung in seinem Gesicht gesehen, als die Kommunion im Gange war, doch man konnte nicht erkennen, wie die Sache verlief.

    Hirad trat neben ihn. »Bereit?«, sagte er. Ilkar nickte. Der Unbekannte stand mit verschränkten Armen in der Nähe, das Gesicht wie gewohnt hinter der Maske verborgen. »Werden sie zur Vernunft kommen?«
    Ilkar schnaubte. »Vernunft ist nicht unbedingt ein Wort, das man oft hört, wenn es um Xetesk-Meister geht. Wir können nur das Beste hoffen.«
    Denser riss die Augen auf. Er atmete ein, schauderte und kam mühsam auf die Beine. Er sah Ilkar und Hirad an.
    »Nun?«, drängte Hirad.
    Denser schloss die Augen und seufzte. Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. Er breitete die Arme weit aus.
    »Wir sollten besser die Pferde satteln«, sagte er und schwankte ein wenig dabei.
    »Wohin reiten wir?«, fragte Ilkar.
    »Nach Xetesk.«

23
    Es war, so musste Ilkar einsehen, als der Rabe zur Stadt des Dunklen Kollegs ritt, der einzig gangbare Weg, um eine Lösung zu finden. Wider alle Vernunft hatte er gehofft, die Meister wären imstande, Denser aus der Ferne die notwendigen Anweisungen zu geben.
    Denser war verständlicherweise glücklich und zufrieden. Es war immer angenehm, nach Hause zum eigenen Kolleg zu reisen. Es war, als kehre man in die offenen Arme der Familie zurück. Doch als er sah, wie der Dunkle Magier vor ihm ritt und entspannt mit Erienne schwatzte, keimte in Ilkar der Gedanke, dass die Reise zum Kolleg nicht der einzige Grund für Densers gute Laune war.
    Es war kein weiter Weg bis nach Xetesk, denn die Kollegien waren nicht weit voneinander entfernt. Als sie aufgebrochen waren, hatten zwei Tagesritte vor ihnen gelegen, jetzt blieb nur noch ein halber Tag, bis sie die befestigte Stadt erreichten, und so viel musste noch geklärt werden.
    Die Hetzjagd der Dordovaner war endlich abgeblasen worden. Denser hatte nach einer weiteren Kommunion bestätigt, dass am Triverne-See ein Treffen aller vier

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