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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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in der die Überreste der sechs Wytchlords aufgebahrt waren.
    Jetzt trat die Narrheit der früheren Herren von Xetesk ganz und gar zutage. Die Pyramide war von Xetesk errichtet und mit xeteskianischer Magie versiegelt worden. Sie war als Warnung an jeden gedacht, der es wagte, die Macht des Dunklen Kollegs herauszufordern. Jetzt aber, da der Mana-Käfig leer war, diente das Bauwerk als Kristallisationspunkt für die wachsende Macht der Wytchlords und als Sammelpunkt für deren Anhänger und Krieger. Selyn schüttelte den Kopf. Überzogenes Selbstvertrauen und maßlose Arroganz. Der jetzige Herr vom Berge besaß diese Charakterzüge gewiss nicht, doch er musste nun darunter leiden, dass seine Vorgänger sie im Übermaß besessen hatten.
    Sie sah sich links und rechts neben dem Felsblock um. Eine Gruppe von sieben Zelten, innen und außen beleuchtet, stand direkt vor ihr, kaum dreihundert Schritt entfernt und rings um ein großes Lagerfeuer errichtet. Wesmen standen, saßen, hockten oder lagen im Licht der Flammen, und die Schatten von breiten Schultern, mächtigen Körpern und bulligen Köpfen zeichneten sich im Feuerschein ab.
    Links von ihr war ein ähnliches Lager, in dem allerdings ein Schamane saß. Sie konnte es nicht riskieren, sich dort in der Nähe blickenzulassen. Rechts verloren sich die Zelte in
der Dunkelheit. Es waren Tausende, und die Aktivitäten erzeugten eine ruhelose Spannung.
    Sie blickte nach Parve hinüber, schätzte ihre Möglichkeiten ein und stellte fest, dass sie keine hatte. Ihr größtes Problem war die Tatsache, dass der Tarnzauber über eine so große Distanz ihre Mana-Reserven viel zu stark beanspruchen würde. Wahrscheinlich hatte sie danach nicht einmal mehr genug Kraft für eine Kommunion. Da aber die Feinde auf dem Weg, den sie gehen wollte, derart weit verstreut lagerten, war dies ein Risiko, das sie einfach eingehen musste.
    Sie sammelte sich, formte die einfache Mana-Gestalt, sprach das Befehlswort und lief los.
     
    Hirad betrachtete die Katze, die zusammengerollt in seinem Schoß schlief. Ihr Atem ging flach und schnell. Augen und Mund waren geschlossen, und das schwarze Fell ließ die Konturen ihres Körpers verschwimmen. Hirad schauderte. Wie anders war das Wesen, das Denser ihm gezeigt hatte. Obwohl er darauf vorbereitet gewesen war, hatte er Mühe gehabt, den Blick nicht abzuwenden, als sich die Augen des Dämons aus dem pulsierenden Schädel heraus auf ihn richteten. Und so sehr er sich auch beherrschte, er war zusammengezuckt, als das Wesen eine Krallenhand auf seinen Arm gelegt und seinen Namen ausgesprochen hatte.
    Wills Entsetzen war also gut zu verstehen. Nach der Wanderung durch die dordovanische Gruft ohnehin schon halb von Sinnen vor Angst, hatte er dieses Biest in all seiner schrecklichen Pracht gesehen. So ein Anblick wäre für die meisten Menschen zu viel gewesen.
    Es war nicht nur der Anblick allein. An den Anblick hätte man sich noch gewöhnen können, so schrecklich er auch war. Da war noch etwas anderes. In seiner Dämonenform
besaß der Hausgeist eine Aura von Verachtung, als halte er nur aus einer Laune heraus still und könne jederzeit ausbrechen und alle möglichen entsetzlichen Dinge tun.
    Eine Tür wurde geöffnet, und Hirad wurde aus seinen Gedanken gerissen. Jandyr kam herein.
    »Was sagst du dazu?«, fragte Hirad.
    »Zu diesem Haus?«
    »Ja.« Denser hatte sie etwa drei Wegstunden außerhalb von Xetesk auf einem Bauernhof untergebracht, dann war er mit Ilkar, Erienne und Sol direkt in die Kolleg-Stadt geritten. Der Hof bewirtschaftete einige Hektar Land und lieferte Fleisch und Getreide in die benachbarten Dörfer.
    Das Wohnhaus stand ein Stück abseits der Scheunen und Nebengebäude, doch das ganze Anwesen befand sich im Zentrum des urbaren Landes. Ringsum gab es sanfte Hügel, über die man gut sechshundert Schritt weit blicken konnte, bis eine Baumgruppe oder ein etwas höherer Hügel die Sicht versperrte.
    Denser und Evanson, der Bauer, waren offensichtlich befreundet. Hirad hätte sich lieber für eine Scheune entschieden, doch der Bauer bestand darauf, dass sie im Haus wohnen sollten.
    »Es ist ganz einfach bequemer, aber noch wichtiger ist, dass ihr dort nicht von meinen Arbeitern gesehen werdet. Sie sind alle aus dem nächsten Dorf, und sie würden ganz sicher nicht den Mund halten, wenn sie euch sehen.« Evanson war ein Mann in mittleren Jahren, sein Gesicht war rotbraun und runzlig nach vielen Jahren Arbeit in Wind und Wetter. Er hatte

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