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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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die Kette sichtbar wird. Ihr werdet instinktiv erkennen, was Ihr tun müsst. Vertraut mir.«
    Denser atmete tief durch und baute die Mana-Form für den Kanal auf. Er stimmte sich auf das Mana-Spektrum ein und sah, dass Sol in ein dunkelblaues Licht gehüllt war – das statische Mana, das von der Dämonenkette übermittelt wurde.
    Im Grunde war die Form recht einfach. Sie war röhrenförmig und hatte eine Spirale am Ende, die sich von ihm entfernte. Die Schwierigkeit bestand darin, beide Enden offen und stabil zu halten, damit sie die Dämonenkette aufnehmen und sichern konnte.
    Links von Denser regte sich das Mana, die Konturen wurden schärfer, und die Farben wurden stärker. Laryon wirkte einen Spruch.
    Fast sofort begann das Strahlen, das Sol einhüllte, zu wabern, und passte sich der Form an, die Laryon erschuf. Das Mana schimmerte und funkelte und gerann zu etwas, das Denser zunächst nicht erkennen konnte. Doch nach und nach wurde die Form klar. Das Mana bildete einen Kegel, verließ Sols Körper und beruhigte sich wieder. Ein Ende steckte noch mitten in seinem Rumpf, das andere drang durch die Platte bis in den Boden der Kammer. Die Energiebahnen liefen an seinem ganzen Körper entlang, und auf einmal war die Dämonenkette da. Gesichter, Gliedmaßen, Körper, Münder, Finger, Haare. Alles quoll aus dem Kegel. Stimmen zischten, Wesen wanden sich, doch das Ganze blieb in einer einzigen, chaotischen Form miteinander verbunden.
    Eine Gestalt hatte Hände, die einem anderen in die Brust griffen. Ein Kopf war mit dem Fuß eines Dritten verschmolzen. Alle möglichen Kombinationen gab es, und alle waren lebendig; sie waren in jeder Hinsicht einander sehr ähnlich, und sie waren sehr, sehr zornig.
    Aus der Mitte der Kette heraus starrte ein Wesen Denser
geradewegs in die Augen und kreischte seinen Hass heraus. Denser erwiderte ungerührt den Blick.
    Er betrachtete das Wesen, das etwa so groß war wie ein Neugeborenes. Es hatte lange, dürre Arme, stämmige und verwachsene Beinchen und ein Gesicht voller Bosheit. Blauer Geifer rann aus dem lippenlosen Mund, die Zunge leckte über die Wangen, die Zähne rissen Löcher in seine eigene Haut. Die Augen, riesig und geschlitzt, waren dunkel und böse, und die Ohren waren hoch über dem garstigen Schädel zu einer Turmfrisur verwachsen.
    »Es ist Zeit, Denser«, sagte Laryon. Seine Stimme war leise vor Anstrengung.
    »Einhüllen«, befahl Denser sofort, und sein Mana-Kanal stieß vor zur Dämonenkette und dämpfte die Wutschreie, als der Kanal sich blitzschnell auf ganzer Länge öffnete und sich sofort wieder um die Kette schloss.
    »Ausgezeichnet«, sagte Laryon.
    Denser spürte, wie Laryon die Kontrolle über die Dämonenkette abgab. Die Geschöpfe richteten ihre Aufmerksamkeit nun auf den Kanal, der sie festhielt, und kämpften mit Füßen, Fäusten, Reißzähnen und Gedanken dagegen an.
    »Sie können nicht durchbrechen. Haltet Eure Konzentration aufrecht. Sie sind nicht stark genug«, erklärte Laryon. »Achtet auf meine Stimme. Jetzt wird es schwierig. Lasst den Kanal erst los, wenn ich es sage.«
    Laryon atmete tief durch und bereitete den Weg für die Seele des Unbekannten vor.

25
    Der Hausgeist landete auf Hirads rechter Schulter. Der Barbar zuckte unwillkürlich zusammen und schnitt eine Grimasse.
    »Wie haben sie uns gefunden?«, fragte er.
    »Jemand hat uns verraten. Ein mächtiger Mann.« Wut und Überraschung waren herauszuhören. »Ihr müsst zum Triverne-See aufbrechen. Evanson wird euch führen.«
    »Ich laufe nicht weg«, sagte Hirad bockig.
    Der Hausgeist ignorierte die Antwort. »Ich werde sie ablenken, während ihr flieht.«
    »Warum bleiben wir nicht einfach hier und schalten sie aus?«
    Der Hausgeist starrte ihn an. »Du verstehst nicht. Sie sind zu mächtig für dich. Und für mich auch. Sie werden mich töten.«
    Hirad fuhr hoch und runzelte die Stirn.
    »Viel Glück, Rabenmann. Gib auf meinen Herrn acht.« Der Hausgeist flog durchs offene Fenster in den Nachthimmel hinaus.

     
    Der Unbekannte bäumte sich auf, als seine Seele über die Dämonenkette in seinen Körper raste. Laryon lächelte, doch er war völlig unvorbereitet auf diese heftige Reaktion. Er hatte diese Möglichkeit nicht vorhergesehen. Die rückkehrende Seele zerstörte die Verankerung der Dämonenkette im Wesen des Unbekannten, und das Ergebnis war eine heftige Gegenreaktion.
    Mit triumphierendem Heulen riss die Kette vom Körper des Unbekannten ab und schlug nach den beiden

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