Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
aufzubrechen.«
»Denser?«
Der Hausgeist schüttelte den Kopf, »Diejenigen, die Dawnthief haben wollen. Wir müssen bereit sein.«
Styliann sammelte seine Gedanken und blickte in der feindseligen Versammlung in die Runde. Da die Wesmen
sich bereits der Bucht von Gyernath näherten und nicht mehr weit vom Understone-Pass entfernt waren, konnte er es sich nicht leisten, die Unterstützung der anderen Kollegien zu verlieren. Er war zwar empört über das Benehmen von Nyers Magier Denser, doch mindestens genauso zornig war er über das Verhalten der dordovanischen Magierin, die den ganzen Ärger ausgelöst hatte.
»Die unglücklichen Ereignisse …« Vuldaroq schnaubte. Styliann starrte ihn an, bevor er fortfuhr, und verkniff sich die Entgegnung, die ihm auf der Zunge lag. »Die unglücklichen Ereignisse in Dordover vor einigen Tagen haben uns gezwungen, euch etwas zu offenbaren, das wir eigentlich noch eine Weile als Geheimnis hüten wollten.«
»Ihr misstraut uns?«, fragte Heryst ohne boshaften Unterton.
»Ich hatte das Gefühl, dass gewisse zu erwartende Reaktionen zu einem zu frühen Zeitpunkt ganz Balaia in Gefahr gebracht hätten«, sagte Styliann.
»Und deshalb, so meint Ihr, soll ich akzeptieren, dass Eure Plünderung meiner Krypta gerechtfertigt gewesen war?« Die Stimme war leise, aber voller Hass. Styliann legte einen Moment die Stirn in Furchen, ehe er antwortete. Er sah dem Dordovaner in die Augen, während er seine Erwiderung formulierte.
»Die Antwort auf Eure Frage muss ›Ja‹ lauten, aber erlaubt mir, diese Antwort zu erläutern. Unter anderen Begleitumständen als gerade diesen hätten wir uns zweifellos anders verhalten.
Es trifft auch zu, dass wir, bevor wir die Aktionen autorisierten, langwierige Überlegungen über die möglichen Konsequenzen angestellt haben, die sich unserer Ansicht nach ergeben konnten. Wir bedauern sehr, dass unsere Aktionen auf diese Weise von Euch entdeckt wurden.
Auch trifft zu, dass wir glaubten, es sei unklug und könne nur Zwietracht schüren, wenn wir Euch über unsere Aktionen unterrichteten.«
Vuldaroq nickte langsam. Sein Gesicht war puterrot, er biss die Zähne zusammen und lehnte sich zurück, bis sein Gesicht teilweise im Ohrensessel verborgen war.
»Langwierige Überlegungen«, sagte er. »Großes Bedauern.« Sein Gesicht kam wieder nach vorn ins Licht. »Einer meiner Magier ist gestorben.« Er ließ den Satz wie ein Damoklesschwert über dem Tisch schweben.
»Hmm.« Styliann lehnte sich zurück. Er trank einen Schluck Wasser und las die Notizen, die seine Assistenten ihm zugesteckt hatten. »Sagt mir, Vuldaroq, warum ist er gestorben?«
»Weil er versucht hat, die Plünderung unserer Gruft zu verhindern.«
»Hat er das wirklich getan? Ich sehe das ein wenig anders. Vielleicht könntet Ihr dieser Versammlung erklären, wie Euer Magier auf die Idee kam, er könne dies erreichen, indem er einen Hausgeist entführt und einsperrt, um einen Köder für die Falle zu bekommen, in der er dessen Herrn fangen wollte?«
»Ich bin kein Kind, das bei einem Streich ertappt wurde«, fauchte Vuldaroq, »also behandelt mich auch nicht so. Unser Magier wurde von Eurem verdammten Hausgeist ermordet, das wollen wir nicht vergessen.«
»Nun gut, ich will gern einräumen, dass dies das Endergebnis war. Aber ich denke, wir sind es Barras und Heryst schuldig, ihnen einen vollständigen Überblick über die Ereignisse zu geben, die zu diesem unglücklichen Ende geführt haben. Ich würde es nicht gern sehen, wenn sie aufgrund eines Missverständnisses nicht mehr bereit wären, die Allianz zu unterstützen.«
»Was gibt es da schon misszuverstehen?«, sagte Vuldaroq geringschätzig. »Bei einem Mord gibt es nichts misszuverstehen.«
Stylianns Augen blitzten; er wollte sich erheben, doch ein Adjutant legte beschwichtigend eine Hand auf seinen Arm, und er entspannte sich wieder.
»Allerdings fürchte ich«, sagte Styliann vorsichtig, »unsere Kollegen könnten vielleicht nicht erkennen, dass der Hausgeist außerhalb der Mauern Eures Kollegs gefangen wurde …«
»Er war aber in der Stadt«, knurrte Vuldaroq.
»Ist das ein Verbrechen?«, fragte Styliann zurück.
»Er war Teil eines …«
»Ist es ein Verbrechen?«, wiederholte Styliann mit erhobener Stimme.
Vuldaroq starrte finster zurück. »Nein, das ist kein Verbrechen.«
»Danke für diese Klarstellung. Außerdem wäre ich zutiefst betrübt, wenn wir es versäumten, unseren Kollegen zu erklären,
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