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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Wesmen dicht an dicht. Gresse wusste nicht, was er erwartet hatte, aber gewiss nicht dieses Schweigen. Das lauteste Geräusch, das er
überhaupt hören konnte, war das Flattern seines Mantels im Wind.
    »Da draußen müssen vierhundert Boote sein.«
    »Nicht mehr lange«, sagte Blackthorne. »Nicht mehr lange.«
    Die Segel waren gesetzt, Ruder tauchten ins Wasser, und die Flotte der Wesmen näherte sich den Ufern der Bucht. Die Ruhe war gespenstisch, doch bald sollte über dem flachen Wasser der Bucht von Gyernath ein Sturm losbrechen.
    Als die Flotte noch vierhundert Schritt vom Strand entfernt war, teilten sich die Offensivmagier in drei Gruppen. Sie waren durch einander überlappende Verteidigungszauber geschützt und konnten gefahrlos auf die Sanddünen steigen, um den Strand zu überblicken.
    Zur gleichen Zeit stieg auch die Hundertschaft Schwertträger hinauf und sammelte sich an den Leuchtfeuern. Die meisten Männer trugen Fackeln. Warnrufe hallten über die Bucht und wurden von den steil ansteigenden Bergen zurückgeworfen. Die Ruder tauchten tiefer ein, die Segel wurden schärfer in den Wind gestellt, die Flotte beschleunigte.
    Der Seniormagier sprach: »Ihr habt eure Ziele anvisiert. Verweilt nicht hier, wenn ihr die Konzentration verliert. Verweilt nicht hier, wenn ihr den Spruch gewirkt habt. Ich brauche euch alle in zwölf Stunden auf der Burg – einsatzbereit, wohlauf und ausgeruht. Nun wirkt die Sprüche, wie ihr es für richtig haltet.«
    Der Wind trug das Stimmengewirr zu Gresse, als die Magier die Mana-Formen aufbauten und ihre Sprüche miteinander verbanden. Es dauerte wenig mehr als zwei Minuten, dann fiel das Feuer vom Himmel.
    In einem zu beiden Seiten jeweils dreihundert Schritt
weiten Bereich bildeten sich feurige Tropfen in der Luft und fielen wie flüssiges Blei auf die Boote. Ein dicker, harter Regen aus Feuer, der im Wasser zischte und auf dem Holz fauchte. Segeltuch wurde versengt, Haare und Felle brannten lichterloh. Die größeren Schiffe, auf denen offenbar Schamanen fuhren, hatten magische Schilde. Dort prallten die Feuertropfen wirkungslos ab. Auf den kleineren Booten jedoch brach sofort Panik aus.
    Hunderte kleiner Brände entstanden auf allen frei liegenden Planken. Segel schmorten und fingen Feuer, Hände und Schädel bekamen Brandblasen, Angst breitete sich aus, und die Disziplin war dahin. Inmitten des Durcheinanders ließ ein Kapitän sein Schiff hart wenden, um dem Heißen Regen zu entgehen, und pflügte mitten durch ein kleines Ruderboot. Links und rechts blieben die Riemen liegen, als die Ruderer sich duckten und dem feurigen Hagel auswichen. Die Boote irrten in alle Richtungen ab, und die Krieger an Bord rannten zwischen Backbord und Steuerbord, zwischen Bug und Heck hin und her. Die See kochte, überall schwammen verzweifelte Überlebende, die Riemen platschten hektisch und ziellos ins Wasser, und die unzähligen Funken, die beim Auftreffen erloschen, ließen überall Rauchfahnen aufsteigen.
    Die ganze Zeit über war schmerzerfülltes Heulen zu hören, die Schreie der Sterbenden, das Knistern von Bränden, das Knacken von Planken. Durch dieses Chaos fuhr die Nachhut der Flotte, unfähig, den Kurs zu wechseln, weil die Boote viel zu dicht nebeneinanderlagen. Dicht an dicht fuhren sie in den Heißen Regen hinein, überrollten verlassene, brennende Boote und ertränkten dutzendweise schwimmende Wesmen.
    Der Heiße Regen brach so abrupt ab, wie er begonnen hatte, doch die Erleichterung sollte nicht von Dauer sein.
Eine dicke Rauchwolke hing über einem weiten Gebiet der Bucht. Aus den Rauchwolken tauchten viele größere Schiffe auf, die keinen Schaden davongetragen hatten. Ihre Passagiere tobten vor Wut.
    Jetzt erhellten Feuerkugeln den Himmel. Drei oder vier Magier verbanden ihr Mana und erzeugten schlagkräftige Feuerkugeln, Dutzende von gelben und orangefarbenen Bällen, jeder so groß wie ein Mann, die in hohem Bogen durch den Himmel flogen und wie Steine auf die mit Magie geschützten Schiffe herabfielen. Einige prallten ab, doch andere schlugen durch. Gresse konnte beobachten, wie eine Kugel einen Schild durchbrach und auf dem Deck zerplatzte. Das dreihundert Mann fassende Schiff wurde auf einen Schlag in ein brennendes Gerippe verwandelt.
    Gresse wandte sich ab. In all den Jahren, in denen er Magie und Muskelkraft eingesetzt hatte, hatte er noch nie ein solches Blutbad gesehen. Die Schreie der Sterbenden, die sich brennend ins Wasser stürzten und ertranken, würde

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