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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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nachdenkliches Schweigen.
    »Feucht«, sagte Hirad noch einmal.
    Denser lächelte. »Sieh einfach zu.«
    Darrick gab Anweisung, den Spruch zu wirken. Einundzwanzig Magier traten vor und bauten sich in der Form eines an drei Seiten geschlossenen Quadrats auf. Der führende Magier gab den Befehl, die Mana-Form zu bilden, und gleich darauf neigten alle die Köpfe und streckten die Arme aus, als wollten sie etwas packen, das zu schwer war, um es aufzuheben. Mit geschlossenen Augen stemmten sie sich gegen die unsichtbare Last. Einen Augenblick herrschte Stille. Denser grunzte, als sich die Mana-Form entwickelte.
    »Das ist stark«, sagte er.
    Die Magier rückten zum Pass vor. Von dort war nichts zu hören.

    »Harte Schilde vorlegen.« Drei Julatsa-Magier bauten rings um die verletzlichen Xeteskianer die Verteidigung auf.
    Als die Magier sich dem dunklen Eingang des Passes bis auf zwanzig Schritt genähert hatten, flogen die ersten Pfeile, prallten aber vom harten Schild der Julatsaner ab. Die Magier blieben stehen, ohne ihre Konzentration zu unterbrechen, und formten die Mana-Gestalt.
    Denser, der seine Augen auf das Mana-Spektrum eingestellt hatte, staunte über den Umriss des Spruchs. Es war eine Struktur, die zunächst willkürlich wirkte, obgleich sie einen verrückten Rhythmus und eine eigenartige Symmetrie besaß. Die Mana-Form war riesig und beanspruchte einen Raum in der Luft, der den ganzen Pass erfassen musste, dazu den Weg vor den Magiern, die den Spruch wirkten, und die Hügel, die sich zu beiden Seiten erhoben.
    »So etwas habe ich noch nie …«, keuchte er.
    »Das ist unglaublich«, stimmte Ilkar zu.
    »Instabil«, sagte Erienne. »Ich hoffe nur, sie können es halten.«
    »Wie sieht es aus?«, fragte Will.
    Es war ein pulsierendes Dunkelblau, das sich an den Rändern veränderte und verlagerte und den Umriss der höchsten Blackthorne-Berge nachzeichnete. Es schien eine gewaltige Kraft wie das Meer zu besitzen und war mit orangefarbenen Streifen durchsetzt, die unablässig das Ganze durchfluteten, sich verbanden, in Spiralen umeinander wanden und wieder aufspalteten. Für einen Magier war es der Inbegriff der Schönheit, für jeden anderen ein unverständliches Geheimnis.
    Eine Abteilung Bogenschützen kam rasch nach vorn, als der erste Wesmen mit dem Schwert in der Hand am Eingang des Passes erschien. Er verschwand so schnell, wie er
aufgetaucht war. Pfeile wurden eingelegt, Bogen gespannt. Die Bogenschützen warteten auf den unvermeidlichen Angriff.
    Etwa zwanzig Wesmen kamen aus der Dunkelheit gerannt; die schweren Felle flatterten auf den Leibern, die Zöpfe flogen hinter den Köpfen, die Rufe hallten auf dem Weg, die Augen starrten wild aus den kantigen Gesichtern.
    Die Bogenschützen feuerten, und die Rufe brachen ab. Die Überlebenden machten kehrt und flohen.
    »Aktivieren«, befahl der führende Xeteskianer direkt danach.
    Es begann mit einer horizontalen Linie aus rotem Licht, die etwa zehn Schritt vor dem Eingang des Passes in der Luft schwebte. Einen Herzschlag später gesellten sich drei weitere Linien dazu und bildeten mit der ersten ein etwa fünfzig Fuß weites, senkrecht in der Luft stehendes Quadrat. Die Linien zischten und knisterten, doch sie hielten. Hinter dem Quadrat zogen sich die Magier mit ausgestreckten Armen gestikulierend zurück. Dabei liefen sie schief, so dass man meinen konnte, sie müssten umfallen, doch die Verbindung zur Mana-Gestalt hielt sie aufrecht.
    »Kontakt herstellen und öffnen«, befahl der führende Magier. Ein Summen entstand, und die Linien des Quadrats wechselten rasend schnell durch alle Farben des Spektrums. Zwei Magier wurden fortgeschleudert und blieben reglos im Schlamm liegen. Rauch stieg von ihren Kleidern, von der Haut und von den Haaren auf. Dann herrschte eine Stille, die so tief war, dass sie in den Ohren schmerzte. Schließlich war ein lautes Rauschen von Wasser zu hören.
    Einen Herzschlag später war es auch zu sehen. Schaum stob hoch, und eine Flutwelle, genauso groß wie das Quadrat, schoss aus dem Loch hervor. Tosend sprudelte das Wasser
aus dem Dimensionsraum und traf ein Stück innerhalb des Passes auf den Boden. So quoll ein ganzer Ozean aus dem bewölkten Himmel, fuhr schäumend in die Dunkelheit und zerschmetterte alles, was sich ihm in den Weg stellte.
    Dahinter kämpften die Magier, um das bockende und von Verwerfungen erschütterte Quadrat an Ort und Stelle zu halten. Das Beben wurde heftiger, als die Sintflut unablässig über den

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