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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Pass hereinbrach. Das Wasser prallte gegen die Felsen, riss Pflanzen aus und spülte das Erdreich fort, das Jahrhunderte hier gelegen hatte. Die Gischt flog hoch, Bäche liefen aus der Mündung des Passes in alle Richtungen. Von drinnen, zwischen den Felswänden, war ein Dröhnen zu hören. Lose Steine polterten, Bäume brachen wie dünne Zweige, und leise, ganz leise, so dass man es fast für eine Sinnestäuschung halten mochte, waren auch die Schreie von Menschen zu hören. Eine außerordentliche Macht war entfesselt worden.
    Ilkar fluchte leise. »Die haben ein Meer angezapft«, sagte er leise. »Die haben ein verdammtes Meer angezapft.« Auch wenn er gebrüllt hätte, es hätte ihn niemand gehört, denn das Rauschen des Wassers peinigte die Ohren, und der bloße Anblick verdrängte bereits jeden Gedanken an irgendetwas anderes.
    Die Magier hielten eine Zeitspanne durch, die wie eine Ewigkeit erschien; die Anstrengung war ihnen anzusehen, und die Wirkung war überwältigend.
    Das Tor blieb zwei Minuten geöffnet, und dann, so plötzlich, wie sie eingesetzt hatte, brach die Sintflut ab.
    Wieder herrschte betäubte Stille, bis sich aufgeregte Stimmen erhoben. Die erschöpften Magier hatten nicht einmal mehr genug Kraft, um einander zu gratulieren, bevor sie zusammenbrachen. Sie hatten alle ihre Mana-Vorräte erschöpft.

    Applaus wurde laut, doch Darrick brachte die Leute mit einem Ruf zum Schweigen.
    »Macht den Weg frei!«
    Die Kavallerie wurde aktiv. Das Klirren von Zaumzeug und Trensen mischte sich ins Stampfen der Hufe, während Magier aus Julatsa und Xetesk ihren erschöpften Kollegen zu Hilfe kamen und sie aus dem Weg schafften und an einem sanften Hang ablegten. Die Leichen der beiden, für die der Spruch zu viel gewesen war, wurden weggetragen.
    Darrick hob das Schwert. Der Rabe saß auf. Fünfhundert Klingen wurden blankgezogen und blitzten in der Luft.
    »Schild und Licht!« Die in Gruppen eingeteilten Magier wirkten rasch und ohne Fehler ihre Sprüche, und überall waren die Meldungen zu hören, dass die Schilde standen. Gleich darauf flammten zwei Dutzend Lichtkugeln auf.
    »Vorrücken!«
    Darrick ließ das Schwert sinken und gab seinem Pferd die Sporen. Hufe warfen Schlamm hoch und trommelten auf dem schwer gangbaren Weg. Die Rufe der Abteilungskommandanten mischten sich mit dem Lärm. Dann rückte die Kavallerie vor und beschleunigte nach und nach ihr Tempo.
    Während das Wasser noch aus den Rissen der Felsen rann, drang die Kavallerie in den Understone-Pass ein.
     
    Gresse und Blackthorne hatten beschlossen, den Beginn des zweiten Krieges gegen die Wesmen von einem niedrigen Hügel aus zu beobachten, dreihundert Schritt von der Stelle am Strand entfernt, wo die Feinde landen wollten.
    In der ersten Morgendämmerung wurden Hornsignale gegeben und Leuchtfeuer angezündet, damit sie die Wesmen sehen konnten, die sich im Schutze der Dunkelheit
anzuschleichen versuchten. Blackthorne hatte dieses Manöver vorausgesehen. Seine Streitmacht hatte bereits drei Stunden vor der Morgendämmerung am Strand Aufstellung genommen.
    Ernst betrachtete der Baron die große Flotte der anrückenden Boote, die aus Ruderbooten mit einigen Dutzend Plätzen und Handelsschiffen mit einigen hundert Mann an Bord bestand. Es war ein seltsamer und höchst beunruhigender Anblick, und die drückende Stille wurde nur von den Befehlen an die Rudergänger und Matrosen, vom Platschen der Riemen und vom Knarren der Spanten durchbrochen.
    Bei Einbruch der Nacht war über der Bucht Regen gefallen, getrieben von einem heftigen Wind, der den Aufbruch der Wesmen zweifellos verzögert hatte. Blackthorne nahm an, dass sie hinter ihrem Zeitplan zurück waren. Seiner Ansicht nach hatten sie die Absicht gehabt, im ersten Morgengrauen zu landen, statt zu diesem Zeitpunkt noch drei Stunden vom Land entfernt zu sein.
    Vor den Baronen standen vierzig Magier. Dreißig davon sollten Tod und Verderben über die Boote bringen, zehn sollten ihre Kollegen und die Hundertschaft Schwertkämpfer schützen, der es oblag, die erste Welle von Booten, die das Ufer erreichten, zu zerstören. Schließlich hatte man noch drei Dutzend Sprengfallen im Sand versteckt, die erst beim Rückzug aktiviert werden sollten. Jede davon war stark genug, um ein Dutzend Männer zu töten.
    Blackthorne war mit seinen Vorbereitungen zufrieden.
    »Das sollte ihnen Stoff zum Nachdenken geben.«
    Die Boote kamen näher; auf den Vorderschiffen standen schweigend und beobachtend die

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