Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
genommen überhaupt nichts fühlen. Doch die Abschirmung war jetzt an Ort und Stelle – ein Schutzschirm, der ihnen Sicherheit vor magischen Angriffen bot und einen Moment lang als Flimmern in der Luft zu erkennen war. Der Unbekannte hörte auf, mit dem Schwert auf den Boden zu stoßen, und einen Moment danach warf sich der Rabe in die Schlacht.
Der Unbekannte schwang sein Schwert von rechts nach links und gab mit einer einzigen Bewegung die Verteidigung
des Gegners der Lächerlichkeit preis. Die Klinge des Mannes wurde zur Seite geschleudert, sein Gesicht vom Kinn bis zur Stirn gespalten. Blut spritzte von der Waffe des Unbekannten, als sie wieder herausgezogen wurde.
Der Mann wurde nach hinten geschleudert, prallte gegen zwei seiner Gefährten und stieß im Sterben nicht einmal einen Schrei aus.
Rechts fing Sirendor einen Hieb mit seinem Drachenschild ab, bevor er das Schwert durch die Brust des Feindes trieb. Hirad entging mühelos einem Überkopfschlag, wich nach rechts aus und stach seine Waffe mit beiden Händen in den Hals des Gegners. Die anderen Angreifer zögerten, die entstandenen Lücken zu schließen. Der Barbarenkrieger grinste, machte einen Schritt nach vorn und winkte die nächsten Gegner mit einer Hand zu sich.
Zur Linken des Unbekannten war der Kampf nicht ganz so einseitig. Ras und Talan wechselten Schläge mit fähigen Kriegern, die Schilde trugen, und Richmond war etwas abgelenkt und in die Defensive getrieben worden. Dennoch brachte er seinen Gegner mit raschen, elegant geführten Hieben in große Verlegenheit.
»Magier bewegt sich. Links von uns«, sagte er. Er parierte einen Schlag gegen seine Taille und trieb den Feind zurück.
»Habe ihn«, sagte Ilkar. Seine Stimme klang abwesend, weil er damit beschäftigt war, den Schild aufrechtzuerhalten. »Er wirkt einen Spruch.«
»Den überlassen wir Ilkar«, befahl der Unbekannte. Seine Klinge prallte gegen den Schild eines Feindes. Der Mann taumelte.
»Bewegt sich weiter nach links«, berichtete Richmond.
»Lass ihn.« Der große Mann schlitzte seinem Gegner den Bauch auf, während Talan, der unmittelbar neben ihm
kämpfte, sein erstes Opfer fällte und dabei eine Schnittwunde auf dem Arm davontrug.
Der feindliche Magier stieß ein kurzes Befehlswort hervor. Hitze versengte die Luft, und in der darauf folgenden Stille hielten beide Seiten inne und wichen einen halben Schritt zurück.
»Jetzt!«, rief der Magier, und die Gebäude an der hinteren Wand explodierten. Holzsplitter und zerbrochene Balken wirbelten durch die Luft und landeten im Burghof.
Chaos.
Ein abgebrochener Balken prallte auf Hirads Fuß. Er verlor das Gleichgewicht, stolperte nach vorn und versuchte, sich noch im Fallen auf den Rücken zu drehen. Links neben ihm nahm der Unbekannte die gewaltige Explosion in seinem Rücken mit kaum mehr als einem Zucken zur Kenntnis. Er zog die Klinge quer durch die Luft und schnitt den Mann, der vor ihm stand, bis aufs Rückgrat in der Mitte durch.
»Schild ist unten!«, rief Ilkar. Der Schock der Detonation hatte ihn in den Staub geworfen und seine Konzentration gestört. Er war sofort wieder auf den Beinen. »Ich übernehme den Magier.«
»Ich habe ihn«, sagte Richmond, der beinahe seinem Gegner in die ausgebreiteten Arme gestürzt wäre. Er fing sich als Erster und rammte dem Feind sein Schwert in den Bauch, dann drehte er sich um und kehrte der Schlacht den Rücken.
»Bleib in der Schlachtlinie!«, brüllte der Unbekannte. »Richmond, bleib in der Linie!«
Hirad starrte dem Mann, der ihn töten wollte, in die Augen. Der mochte sein Glück kaum glauben und hieb mit dem Schwert nach dem vermeintlich hilflosen Barbaren, doch der Schlag sollte nie sein Ziel erreichen. Die Klinge
prallte gegen einen Drachenschild. Breitbeinig baute sich der Gegner über Hirad auf, aber Sirendors Schwert durchtrennte den Hals des Mannes. Sirendor bückte sich und half Hirad wieder auf die Beine.
Das halbe Dutzend Schritte, das Richmond sich von der Schlachtlinie entfernte, ehe er seinen Irrtum erkannte, sollte sich als tödlich erweisen. Ras, der mit einem Gegner kämpfte, bemerkte nicht, dass seine linke Flanke völlig ungeschützt war. Ein weiterer Gegner ergriff die Chance, umrundete rasch seinen Gefährten und stach dem Rabenkrieger das Schwert in die Seite.
Ras brach grunzend zusammen und presste die Hand auf die Wunde, als das Blut durch seine Rüstung spritzte. Er stürzte heftig genug gegen Talans Beine, um den Freund aus dem
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