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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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schluckte schwer. »Bei den Göttern, wir hätten nicht tun sollen, was wir möglicherweise gerade getan haben.«
     
    Als er sah, wie groß der Saal war, den er betreten hatte, wurde Hirad augenblicklich langsamer, und die Hitze, die ihm entgegenschlug, tat ein Übriges. Dann der Geruch – ein sehr strenger Geruch nach Holz und Öl. Durchdringend und stechend. Und schließlich noch die beiden riesigen Augen, die ihn von der gegenüberliegenden Seite des Raumes aus musterten. Er blieb wie angewurzelt stehen.
     
    »Bei den Göttern, Hirad, so beruhige dich doch!« Sirendor riss die Tür rechts neben dem Kamin auf und rannte hinein. Vor sich sah er die Doppeltür mit dem Wappen darüber. Er blieb stehen, und auf einmal stand der Magier mit dem dunklen Mantel direkt vor ihm. Er hob instinktiv sein Schwert und wich einen Schritt zurück. Der Magier war offenbar so abrupt erschienen, weil sein Tarnzauber verbraucht war. Der Mann war Ende dreißig und hätte mit seinem
zerzausten schwarzen Haar und dem struppigen kurzen Bart ein recht ansehnlicher Bursche sein können, doch jetzt war er bleich und verängstigt. Er hob beschwichtigend die Hände.
    »Bitte«, flüsterte er. »Ihn konnte ich nicht aufhalten, aber ich kann dich aufhalten.«
    »Du bist für den Tod eines Rabenkriegers verantwortlich …«
    »Und glaube mir, ich will nicht, dass noch einer stirbt. Der Barbar …«
    »Wo ist er?«, verlangte Sirendor zu wissen.
    »Erhebe hier nicht deine Stimme. Hör zu, er steckt in Schwierigkeiten«, sagte der Magier. In seinem Mantel bewegte sich etwas. Eine Katze steckte den Kopf zum Kragen heraus, dann verschwand sie wieder. »Du bist Sirendor, nicht wahr? Sirendor Larn?« Sirendor blieb ruhig stehen und nickte. »Ich bin Denser«, fuhr der Magier fort. »Hör zu, ich weiß, wie du dich fühlst, aber wir können einander jetzt helfen, und glaube mir, dein Freund braucht wirklich Hilfe.«
    »In was für Schwierigkeiten steckt er denn?« Auch Sirendor sprach jetzt leise. Den Grund hätte er nicht nennen können, doch das Benehmen des Magiers machte ihm irgendwie Angst. Er hätte den Mann auf der Stelle töten sollen, aber offensichtlich hatte der Magier vor etwas ganz anderem Angst als davor, dass der Rabenkrieger ihn umbringen könnte.
    »Es sieht böse aus, sehr böse. Schau selbst.« Er legte einen Finger auf die Lippen und winkte Sirendor, ihm zu folgen. Der Krieger machte einen Schritt, ohne den Magier und den wandernden Höcker unter dem Mantel aus den Augen zu lassen. Denser winkte Sirendor, einen Blick durch die Türen zu werfen.

    »Bei den großen Göttern im Himmel!« Er wollte durch die Tür treten, doch der Magier legte ihm eine Hand auf die Schulter und hielt ihn zurück. Sirendor drehte sich aufgebracht um.
    »Nimm sofort die Hand weg.«
    Der Magier gehorchte. »Du kannst ihm nicht helfen, wenn du da hineinstürmst.«
    »Was können wir dann tun?«, zischte Sirendor.
    »Ich bin nicht sicher.« Denser zuckte mit den Achseln. »Ich kann vielleicht helfen. Du solltest besser deine Freunde holen. Sie werden da draußen nichts weiter finden, und vielleicht erweisen sie sich hier als nützlich.«
    Sirendor, der schon zur Tür unterwegs war, hielt inne. »Mach ja keine Dummheiten, hast du verstanden? Wenn er deinetwegen stirbt …«
    Denser nickte. »Ich werde warten.«
    »Das will ich doch hoffen.« Sirendor verließ im Laufschritt den Vorraum. Er konnte noch nicht wissen, dass er Ilkars schlimmste Befürchtungen bestätigen würde.
     
    Hirad wäre am liebsten sofort weggerannt, doch er war schon zu weit in den Raum eingedrungen, und er war ohnehin nicht sicher, ob seine heftig zitternden Beine ihn überhaupt noch tragen wollten. So blieb er stehen und starrte.
    Der Kopf des Drachen ruhte auf den vorderen Tatzen, und der erste zusammenhängende Gedanke, den Hirad fassen konnte, war der, dass schon die Spanne vom Unterkiefer bis zum Schädeldach ungefähr so groß war wie er selbst. Das Maul maß gut und gern drei Fuß, der Schlund konnte leicht fünf Fuß tief sein. Die Augen saßen über der Schnauze dicht nebeneinander. Sie waren von schwarzem Horn eingefasst, die Pupillen schmale schwarze Schlitze mit einem strahlenden blauen Kranz. Auf dem Kopf des Drachen
entsprang ein Knochenwulst, der über den ganzen Rücken lief. Hirad konnte den riesigen glänzenden Leib dahinter erkennen.
    Vor Hirads Augen entfaltete das Wesen behutsam die Schwingen, und jetzt wurde deutlich, warum der Raum so riesig war. Die oben am

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