Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
mir leid, dass ich so vage bin, aber wir wissen leider nicht sehr viel über Septerns Frühwerk. Er hat allerdings die notwendige Magie begriffen und die Überlieferung formuliert, mit deren Hilfe man Sprüche entwickeln kann, um neue Dimensionsportale zu erschaffen. So stellen wir es uns jedenfalls heute vor.«
»Also gut«, sagte der Unbekannte. »Dann nehmen wir also an, dass die Drachen eine eigene Welt haben, die sich von unserer Welt unterscheidet. Sie stellen Verbindungen zu uns her, um zu fliehen, ob es uns nun gefällt und ob wir es verstehen oder nicht. Ich habe dazu freilich noch zwei Fragen. Was hält die Drachen, die ihre Kriege ausfechten, eigentlich davon ab, einfach herzukommen und hier die Herrschaft zu beanspruchen? Und was befindet sich eigentlich in dieser anderen Dimension?« Er stand auf und legte ein paar Zweige ins Feuer.
»Denser, mach weiter.« Ilkars Tonfall war alles andere als freundlich.
»Wir wissen nicht sehr viel über die Dimension der Drachen. Niemand konnte jemals dorthin reisen, abgesehen
höchstens von Septern. Der Drache, dem du begegnet bist«, er nickte Hirad zu, »nun ja, wir glauben, dass er zu einer sehr großen Brut oder Familie gehört, deren Mitgliedern dieser Zugang zwischen unseren Dimensionen exklusiv zur Verfügung steht. Dieser Korridor hat viele Verbindungen zu unserer Welt, eine für jeden Angehörigen der Brut und seinen zugehörigen Drachenmagier. Die Drachen verteidigen den Korridor gegen die Angriffe der anderen Bruten. Was Sha-Kaan dir erzählt hat, scheint diese Annahmen zu stützen.« Er trank einen großen Schluck, kaute nachdenklich an der Unterlippe und dachte gründlich nach, ehe er die nächste Frage beantwortete.
»Niemand«, sagte er schließlich langsam, »war bisher fähig, Septerns Arbeit zu wiederholen. Es gibt also keine Reisen zwischen den Dimensionen. Wenn wir den Schüssel zu seiner Werkstatt finden, dann können wir vielleicht einen großen Schritt tun, um dies zu ändern. In Xetesk wissen wir dank Septerns Schriften eine ganze Menge über den interdimensionalen Raum, und dort haben wir den Mana-Käfig der Wytchlords konstruiert. Wir haben auch Beweise für die Existenz weiterer Dimensionen gefunden, doch bisher sind wir nur in eine einzige vorgedrungen.«
»Dies war allerdings diejenige, die ihr unbedingt brauchtet, nicht wahr, Denser?« Ilkar verzog voller Abscheu das Gesicht.
»Wir haben in der Tat festgestellt, dass diese Dimension nützlich ist«, erwiderte Denser gereizt.
»Bitte sage uns, was du weißt.« Die Stimme des Unbekannten machte deutlich, dass es sich nicht um eine höfliche Bitte handelte.
»Einfach ausgedrückt, ist es eine Dimension, die von Wesen bewohnt wird, die ihr Dämonen nennen würdet. Aber denkt euch nicht zu viel dabei«, sagte Denser. »Sie können
ohne, hmm, ohne weitreichende Modifikationen und ohne beständige Unterstützung durch einen Magier nicht in dieser Dimension leben.« Denser kraulte abwesend seine Katze. Das Tier schnurrte und streckte sich.
»Warum nicht?«, fragte Richmond.
»Weil sie vom Mana leben. Es ist für sie die Luft, die sie atmen. Und hier ist die Konzentration von Mana in jeder Hinsicht unzureichend. Umgekehrt könnten wir auch nicht in ihrer Dimension leben. Xetesk hat nun, das will ich gern zugeben, diese Dimension angezapft, um Mana zu gewinnen.«
»Und das ist schlecht, Ilkar?« Richmond drehte sich zum Julatsa-Magier um.
»Es geht dabei nicht so sehr um den Gebrauch des Mana, sondern eher um die Methoden, die eingesetzt werden, um die Verbindung zu halten. Es ist aber sinnlos, jetzt weiter darüber zu sprechen. Es ist eine moralische Frage.«
Die Gruppe verstummte, und jeder verdaute oder versuchte zu verdauen, was sie bisher gehört hatten. Für Hirad war das alles nur Geplapper und Gewäsch. Er hatte die erste Frage gestellt und kaum die Antwort aufnehmen können, und er war nicht sicher, ob er überhaupt irgendetwas verstanden hatte. Es war ihm auch egal. Er konnte sich nicht konzentrieren, seine Gedanken schweiften immer wieder ab; er träumte mit offenen Augen von Sirendor, während sein Herz auf kalte Rache sann.
»Habt ihr genug gehört?«, fragte Denser.
»Eine Frage noch.« Richmond runzelte die Stirn. »Wo sind diese anderen Dimensionen im Verhältnis zu unserer eigenen? Ich meine, ich kann die Sterne sehen. Sind die Dimensionen irgendwo dort oben?«
»Nein«, erklärte Denser, und ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen. »Obwohl die Analogie im
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