Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
Grunde gar
nicht schlecht ist. Aber eigentlich gibt es keine Hinweise und keine Vorstellungen, wo die anderen Dimensionen liegen. Die einfachste Art, es zu beschreiben, besteht darin, dass ich dich bitte, dir eine Leere zu denken, die viel größer ist, als du sie dir womöglich überhaupt vorstellen kannst, und dann Blasen hineinzusetzen, möglicherweise unendlich viele, die alle jeweils eine eigene Dimension darstellen.
Und jetzt wird es schwierig, weil du dir vorstellen musst, dass die Blasen zur gleichen Zeit überall und nirgends sind. Egal wie groß die Zahl der Blasen ist und wie groß diese Leere ist, zwischen den Blasen gibt es keinen messbaren Abstand, so dass man theoretisch ohne Zeitverzögerung, je nachdem, wie sie angeordnet sind, zwischen ihnen reisen kann.« Er hielt inne. »Stimmt das so ungefähr, Ilkar?«
»Es entspricht meinem bisherigen Verständnis«, sagte Ilkar, doch sein Gesicht verriet, dass er gerade etwas Neues gelernt hatte.
»Wie kommt es nun, dass der Drache das Amulett hatte?« , fragte Talan.
»Gute Frage«, erwiderte Denser. »Kurz nachdem Septern den Text für Dawnthief veröffentlicht hatte, ist er verschwunden. Wir vermuten, dass er durch sein Drachenportal ging, oder durch eines, das er selbst hergestellt hat. Wir mussten davon ausgehen, dass Septern uns eines Tages seine Erkenntnisse zukommen lassen wollte, und so war es nur sinnvoll anzunehmen, dass er als Drachenmagier den wichtigsten Schlüssel, dieses Amulett, den Drachen anvertraut hat und sie entscheiden ließ, wann wir dafür bereit waren. Wir sind gerade einen Schritt weiter gekommen, das ist alles. Gibt es sonst noch etwas?« Schweigen war die Antwort. »Gut. Dann wollen wir beim ersten Tageslicht aufbrechen.«
Hirad starrte den Dunklen Magier an, der in einer Tasche nach etwas suchte.
»Eines will ich dir ganz klar sagen, Denser«, erklärte der Barbar mit ruhiger Stimme, während er einen Dolch aus dem Gürtel zog und die Schneide mit dem Daumen prüfte. Er untersuchte aufmerksam die kurze Klinge. »Du hast hier nicht die Führung. Wenn die Mitglieder des Raben zustimmen, dann werden wir zu dieser Magierwerkstatt reisen, die du suchst, aber erst dann und nicht vorher.«
Denser lächelte. »Gern, wenn du es so haben möchtest.«
»Nein, Denser«, sagte Hirad. »Ich will es nicht so haben, sondern es ist einfach so, wie ich sage. In dem Augenblick, in dem du dies vergisst, bist du allein. Oder tot.«
»Und Balaia müsste mit mir sterben«, erwiderte Denser.
»Tja, dafür haben wir bisher nur dein Wort«, sagte der Unbekannte.
Hirad nickte. Denser erwiderte überrascht seinen Blick.
»Aber ich bin der Einzige, der weiß, was wir tun müssen«, erklärte er.
»Im Augenblick mag dies so sein«, sagte der Unbekannte. »Aber mach dir mal keine Sorgen, sobald wir es verstehen, werden wir zu der Art und Weise, wie wir die Dinge anpacken wollen, einiges zu sagen haben. Da kannst du ganz sicher sein.«
Schweigen senkte sich über die Gruppe. Richmonds Feuer knackte, und eine Brise raschelte in den oberen Ästen. Die Nacht kam. Denser klopfte den Kolben seiner Pfeife an den Wurzeln des Baumes aus.
»Wenn ich einen Vorschlag zur Diskussion stellen dürfte«, sagte er langsam, »dann möchte ich empfehlen, dass wir so langsam schlafen gehen sollten.«
8
Abspaltung. Misstrauen. Verdacht. Mana. Die Luft knisterte von alledem.
Der Triverne-See lag am Fuß der Blackthorne-Berge, wo der gewaltige Gebirgszug allmählich flacher wurde, um mehr als einhundert Meilen weiter nördlich in der Triverne-Bucht dem Meer zu begegnen. Der See wurde durch Magie geschützt und bot den mächtigen grünen Bäumen, die ihn an drei Seiten umgaben, ideale Bedingungen. Nur das östliche Ufer war unbewaldet. Üppige Vegetation und Blumen in strahlenden Farben bildeten einen prächtigen Teppich zwischen den Baumstämmen und der vielfältigen Pflanzenwelt, die sich bis hinauf in die Hügel erstreckte, wo die kühlere Luft von den Bergen nur noch widerstandsfähige Büsche, Moos und Heidekraut im Übermaß wachsen ließ. Eine Vielzahl von Vogelarten versammelte sich am Ufer, und ihre Lieder und ihr in allen Regenbogenfarben schillerndes Gefieder vermochten auch das kälteste Herz zu erwärmen.
Der Regen, der häufig über den Blackthorne-Bergen niederging und dann in prächtigen Wasserfällen von den Gipfeln
herunterstürzte, schien das Gleichgewicht des Sees niemals zu stören. Das ganze Jahr über speisten unterirdische Flüsse den See,
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