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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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deutete auf seinen Hals.
    »Nicht mehr in der gleichen Form wie früher«, sagte der Unbekannte. »Sie haben das Abzeichen vollständig schwarz gefärbt, aber das Motiv selbst ist geblieben.«
    »Genau«, bestätigte Ilkar. »Die Schwarze Schwinge, so nennen sie sich jetzt selbst. Die Rose ist ihnen heute vermutlich etwas peinlich.«
    »So konnte ich auch erkennen, dass die Frau gefährlich war.« Hirad brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass der Unbekannte mit keinem von ihnen direkt gesprochen hatte. »Verdammt auch.«
    »Was meinst du, Unbekannter?«, fragte Hirad.
    »Ich habe die Tätowierung erkannt, das meine ich. Wenn ich schneller gehandelt hätte, dann hätte ich Sirendor retten können. Vielleicht. Als ich aber erkannte, dass sie es auf
Denser abgesehen hatte, verspürte ich im ersten Moment kein sonderlich großes Verlangen, sie aufzuhalten. Es war mir ja egal, ob er lebt oder stirbt, und in gewisser Weise ist es mir immer noch egal.«
    »Aber dann hast du von Dawnthief gehört«, bemerkte Ilkar.
    »Wenn das mal wahr ist«, meinte der Unbekannte.
    »Immer noch skeptisch, Unbekannter?«
    »Immer noch ein Elf, Ilkar?«
     
    Die Gebäude der Handelsallianz von Korina kündeten von großartigen, vergangenen Jahrhunderten.
    Die Flure, Büros, Küchen und Gemächer der einstmals stolzen Organisation lagen in einem Garten, der von den Gärtnern der Stadt unterhalten wurde. Diesen Beitrag verdankte man dem Vermächtnis des dritten Grafen Arlen, der die HAK für ihre Opfer in den ersten Kriegen gegen die Wesmen vor dreihundert Jahren hatte entschädigen wollen. Seitdem war das Vermögen der Arlen geschrumpft und verblasste neben der aufblühenden Macht des Barons Blackthorne, die vor allem dem neuen, lukrativen Handel mit Mineralen zu verdanken war.
    Nach außen wahrte die HAK tapfer ihr Gesicht. Eine gewundene Zufahrt hinter filigranen Eisentoren führte zu einem auf Säulen ruhenden Vordach. Dahinter bildete eine Doppeltür aus Ebenholz den Eingang. Das Hauptgebäude hatte drei Stockwerke und war aus weißem Stein gebaut, der etwa siebzig Meilen nordöstlich in den Denebre-Bergen abgebaut wurde.
    Drinnen zeigten sich allerdings die Risse. Die Eingangshalle war mit aufrecht stehenden Rüstungen geschmückt, die allesamt stumpf und staubig waren. Es war kein Geld mehr da, um jemanden zu beschäftigen, der sie polierte.
Farbe blätterte ab, Feuchtigkeit und Schimmel breiteten sich in den Ecken aus, die Luft roch muffig.
    Die große Tafel war verkratzt, vernarbt und rissig, der Stoff auf den Stühlen verschlissen, und aus Rissen in der altersschwachen Bespannung quoll die Füllung. Was die Quartiere anging, so hätte kein Lord oder Baron ein Zimmer ohne die Gesellschaft eines vertrauenswürdigen Leibwächters bezogen.
    Baron Gresse fand die ganze Atmosphäre bedrückend. Sein anfänglicher Optimismus, weil das Treffen überhaupt anberaumt worden war, löste sich rasch auf, als die üblichen Streitereien zwischen dem Dutzend Abgeordneten begannen, die es überhaupt für nötig gehalten hatten, an der Sitzung teilzunehmen.
    Lord Denebre, der die Sitzung einberufen hatte, nachdem er durch einen Überfall der Wesmen auf einen seiner Geleitzüge am Understone-Pass empfindliche Verluste erlitten hatte, war formell der amtierende Vorsitzende der HAK, und man glaubte allgemein, er werde auch der letzte sein. Er hatte verkündet, dass Tessaya, der Stammesführer, der die Verträge über freies Geleit am Understone-Pass unterzeichnet hatte, eben diese Verträge gebrochen habe, und man müsse militärisch eingreifen, um die Handelsroute offenzuhalten.
    Doch die zwölf am Tisch versammelten Barone und Lords – angefangen beim weißhaarigen, runzligen, aber immer noch kräftig gebauten Lord Rache, über den schwarzbärtigen, aufgedunsenen Lord Elimot, dessen bloßer Anblick das Auge beleidigte, bis hin zum jungen Pontois, der sehr groß war und ein Gesicht wie ein Raubvogel hatte – verschanzten sich hinter Zynismus, als sei er eine Rüstung.
    Nach drei Stunden voller nutzloser Argumente, Ansprachen und Diskussionen waren die Delegierten in zwei
Gruppen gespalten. Gresse, Denebre und der älteste Sohn von Lord Jaden, dessen Ländereien im Norden der Kolleg-Städte lagen, sahen sich in der Minderzahl. Angeführt von Pontois, Rache und Havern wurde Entschluss auf Entschluss gefasst, und jeder war eine Ablehnung der Forderungen, die Denebre vorgetragen hatte. Man warf ihm sogar vor, er habe das Scharmützel provoziert, und

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