Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
Xetesk arbeitet, obwohl er geschworen hat, genau dies niemals zu tun.
Sie alle wollen unser Land vor den Wesmen retten und unsere Frauen davor bewahren, die Söhne dieser Bastarde zur Welt bringen zu müssen. Jeder von euch, der sich weigert, zu Blackthorne, nach Understone oder zu den Kollegien zu reiten, um das eigene Leben in die Hände der Götter
von Balaia zu legen, wird sich verantworten müssen, wenn seine Zeit gekommen ist. Und kommen wird sie.«
Es war still im Festsaal, als Gresse zum letzten Mal in seinem Leben die Räumlichkeiten der HAK verließ.
Als der Tag sich dem Ende zuneigte, führte Denser die Gruppe vom Hauptweg in dichtes Waldland hinein. Er hielt an, als sie vor den Blicken der Reisenden auf dem Weg gut verborgen waren. Sobald sie abgesattelt hatten, zündete Richmond ein kleines Feuer an.
Denser ging zu seinem Pferd, hielt den Mund dicht an sein Ohr und deutete tiefer in den Wald. Die braune Stute tappte in die Richtung, in die Densers Finger gezeigt hatte, und alle anderen Pferde folgten ihr.
»Hübscher Trick«, sagte Richmond.
»Ach, das war weiter nichts.« Denser zuckte mit den Achseln. Er setzte sich, lehnte sich an einen Baum und zündete seine Pfeife an. Die Katze steckte den Kopf aus seinen Gewändern, sprang auf den Boden und verschwand im Unterholz.
»Wie sieht nun der Plan aus, Denser?«, fragte Talan, während er sich Straßenstaub aus dem Auge wischte.
»Ganz einfach. Wir glauben, das Amulett könne uns die Position eines Dimensionstores zeigen, über das wir Septerns Werkstatt erreichen können. Wir nehmen an, dass sie sich im interdimensionalen Raum befindet. Wenn man sich ansieht, welcher Tradition das Amulett entstammt, dann muss Ilkar den Spruch wirken, um die Tür zu öffnen.«
»Das ist kein Problem, Denser«, murmelte Ilkar. »Ich wirke die ganze Zeit Dimensionssprüche.«
»Also gut«, sagte Hirad. »Jetzt höre ich euch schon wer weiß wie lange über Dimensionen und Portale reden, aber ich habe immer noch keine Ahnung, was ihr damit eigentlich
meint. Gibt es vielleicht eine Erklärung, die jemand wie ich verstehen kann?«
Ilkar und Denser wechselten einen Blick. Der Xeteskianer nickte dem Julatsaner zu.
»Im Grunde ist die Idee dahinter recht einfach, doch es ist schwer, das alles aufzunehmen«, sagte Ilkar. »Tatsache ist, dass es eine bisher unbekannte Anzahl von Dimensionen gibt, man kann sie auch Welten nennen, die neben unserer eigenen existieren. Wir – das heißt, die Magier ganz allgemein – haben zwei identifiziert, doch es gibt offensichtlich noch viel mehr als diese.«
»Ach ja, offensichtlich.« Hirad schürzte die Lippen.
»Wo ist das Problem?«, fragte Ilkar. Seine Ohren zuckten.
»Ich weiß, dass du einen Drachen gesehen hast, und du sagst, er habe sich in einer anderen Dimension befunden, aber jetzt sagst du auf einmal, es gebe noch andere Welten, die hier irgendwie herumliegen«, sagte Talan. »Ich will es mal so ausdrücken. Wir gehen nach draußen und sehen den Himmel, die Erde und das Meer. Jetzt sagst du uns, wir sollen glauben, dass es hierbei uns noch andere Dimensionen gibt, die wir nicht sehen können, und du verkündest sogar, dass du zwei davon kennst.«
»Entschuldige, Ilkar«, mischte sich Richmond ein, »aber das kommt jetzt doch etwas überraschend.«
»Und ob«, pflichtete Talan ihm bei. »Ich meine, wie, zum Teufel, ist man überhaupt auf die Idee gekommen, dass es solche Dinge geben könnte?«
»Denser?«, fragte Ilkar. Die Katze tauchte aus dem Unterholz auf und rollte sich, die Augen auf das Gesicht ihres Meisters gerichtet, in Densers Schoß zusammen.
»Wir glauben, dass Septern von Anfang an davon wusste, auch wenn niemand sagen kann, wie er es herausgefunden hat. Er war der Magier, der als Erster die Existenz anderer
Dimensionen außer jener, von der wir durch die Mana-Forschung schon lange wussten, postuliert hat. Heute scheint es ganz offensichtlich zu sein, doch damals wurde Septern von den meisten anderen Magiern geschnitten, während er heute als Genie gilt. Die Verachtung seiner Kollegen war auch der Grund dafür, dass er Dordover verließ und sein eigenes Haus aufgebaut hat.«
»Jetzt bin ich nicht schlauer als vorher«, sagte Hirad.
»Wir vermuten, dass Septerns Bewusstsein aus irgendeinem Grund für die Nuancen des Manaflusses jenseits unserer Dimension offen war. Er konnte Dinge sehen und spüren, die kein anderer Magier jemals wahrgenommen hat. Er war einzigartig«, sagte Denser. »Es tut
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