Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
Informationen zu bekommen. Ich werde über die Erkenntnisse meines Spions in Parve berichten, sobald ich sie habe. Ich rate Euch allen, soweit Ihr noch über aktive Zellen verfügt, sie sofort ins Kernland und in die Torn-Wüste zu schicken. Wir können es uns nicht erlauben, hinterrücks überrascht zu werden.«
Zustimmendes Gemurmel erhob sich am Tisch, man machte sich Notizen.
»Um noch einmal auf Herysts Fragen zurückzukommen«, fuhr Vuldaroq fort. »Ich glaube, dass seine zweite Frage wichtig, aber im Augenblick nicht zu beantworten ist.« Der dicke Dordovaner zupfte an seiner Nase.
»Warum glaubt Ihr dies?«, fragte Styliann.
»Weil die Antwort erst offenkundig sein wird, wenn die Wesmen sich tatsächlich in Bewegung setzen. Ob dies nun vor oder nach der Wiederherstellung der Fall ist, erst dann werden wir die Antwort wissen.«
»Da bin ich anderer Ansicht«, sagte Barras. »Wir haben bereits Hinweise darauf bekommen, dass die Wesmen unter der Herrschaft von Schamanen aktiv geworden sind, und jetzt wissen wir, dass der Einfluss der Wytchlords dahintersteckt. Wir wissen nicht, in welchem Ausmaß die Lords die Ereignisse steuern können, bevor sie wieder über einen Körper verfügen. Ich würde aber meinen, dass ihr Einfluss jetzt schon groß ist. Stylianns Spion wird dies zweifellos bestätigen. Ich denke, wir müssen mit einem Invasionsversuch rechnen, noch bevor die Wiederherstellung abgeschlossen ist.«
»Vergesst nicht, dass die Wesmen schon seit einer ganzen Zeit eine große Streitmacht aufbauen«, ergänzte Heryst.
»In der Tat«, stimmte Barras zu. »Und sie kämpfen nicht mehr gegeneinander, soweit wir es sagen können. Zumindest im Augenblick tun sie es nicht, und auch dies ist sicherlich auf einen äußeren Einfluss zurückzuführen. Doch Vuldaroq wird zweifellos darauf hinweisen, dass wir nicht wissen können, wann sie sich tatsächlich in Bewegung setzen. Wir können im Augenblick nur die Löcher im Osten stopfen und warten und so schnell wie möglich unsere Verteidigung aufbauen.«
»Und damit, meine Herren, kommen wir zum Kern unseres Treffens«, sagte Styliann. »Wir brauchen eine Armee, und wir brauchen sie sofort.«
»Gott sei Dank, dass wir einander so sehr hassen«, sagte Barras, »denn sonst hätten wir nie die Kolleg-Wachen in diesem Ausmaß unterhalten.« Gelächter erhob sich. »Wie viele Männer können wir aufbieten?« Das Gelächter erstarb. »Julatsa hat vielleicht sechstausend reguläre Soldaten, von denen die Hälfte meine Stadt bewachen wird. In einem Monat könnten wir vielleicht noch einmal achttausend Reservisten aufbieten.«
»Ich habe keine genauen Zahlen über unsere Truppenstärke«, sagte Vuldaroq. »Die Stadtwache hat eine Größe von etwa zweitausend Mann, die Kolleg-Wache muss etwa dreimal so stark sein. Ich müsste nachfragen, ehe ich endgültige Zahlen vorlegen kann.«
»Heryst?«, fragte Styliann.
»Elfhundert reguläre Soldaten, zweihundert Berittene und nicht mehr als zweitausend Reservisten. Die meisten dienen halbtags in der Stadtwache. Wir haben nicht genügend Mittel für ein großes stehendes Heer«, erklärte er.
»Aber darunter befindet sich immerhin der beste General Balaias«, sagte Styliann.
Heryst verneigte sich und nahm das Lob entgegen. »In der Tat.«
»Und Ihr, Styliann?«, fragte Vuldaroq. »Ich nehme an, Ihr und Eure Dämonenbrut seid zahlreicher als wir anderen zusammen.«
»Nein, Vuldaroq«, sagte Styliann. »Denn wir haben Mauern gebaut, um Männer zu sparen. Die Stadtwache umfasst siebenhundert Mann, die Kolleg-Wache fünftausend, und im Augenblick sind nicht ganz vierhundert Protektoren im Dienst.«
Barras stellte rasch einige Berechnungen im Kopf an. »Damit sind wir drei zu eins unterlegen, selbst wenn wir alle unsere Reservetruppen aufbieten. Was ist mit der HAK?« Vuldaroq seufzte und schniefte verächtlich.
»Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass sie mobilmachen, doch es sieht leider so aus, als würden sie mit Scharmützeln untereinander ihre Mittel erschöpfen, und sie haben offenbar nichts anderes im Kopf«, sagte Styliann. »Ich habe alle Informationen, die ich preisgeben konnte, an Baron Gresse übermittelt, und wenigstens er nimmt die Bedrohung ernst. Die HAK hat eine Sitzung anberaumt, doch ich habe keine Hoffnung, dass dabei etwas Nützliches herauskommt. Im Vergleich zu ihnen sieht unser gegenseitiges Misstrauen aus wie das Geplänkel von Kindern auf einem Spielplatz.«
»Können wir überhaupt etwas
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