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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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sich selbst betrachtete, dann musste Jandyr zugeben, dass er nicht mit dem Herzen bei der Sache war. Er war im Grunde kein Söldner. Er war einfach nur ein Elf, der mit seiner Geschicklichkeit im Bogenschießen Geld verdienen wollte, bis er seine wahre Berufung gefunden hatte. Er hoffte nur, er würde sie finden, ehe es zu spät war.
    Wenn er die zornige Atmosphäre und die drei entfernt voneinander sitzenden Männer sah, dann konnte er nicht umhin zu denken, dass es womöglich wirklich schon zu spät war.

     
    General Ry Darrick breitete die Karte auf dem Tisch aus. Die Seniormagier der vier Kollegien versammelten sich um ihn und mussten sich mit dem Blinkwinkel zufriedengeben, den sie eben eingenommen hatten. Nur Vuldaroq blieb sitzen.
    Darrick war ein beeindruckender Mann, gut und gerne über sechs Fuß groß, mit hellbraunem Lockenhaar, das über den Ohren, in der Stirn und im Nacken sauber geschnitten war. Die kaum bezähmbare Mähne verlieh ihm ein jungenhaftes Aussehen, und sein rundes, gebräuntes und sauber rasiertes Gesicht war trotz seiner dreiunddreißig Jahre nicht geeignet, diesen Eindruck irgendwie zu verändern.
    Nur wenige Menschen verwechselten mehr als einmal sein jugendliches Aussehen mit Naivität, und als er sich über die Karte beugte, lauschten die Seniormagier aufmerksam jedem Wort, das er sagte.
    Darricks Ruf als Meister der Taktik war in den Jahren entstanden, die im Verlust des Understone-Passes an Tessaya und die Wesmen gipfelten. Er führte Vorstöße tief ins Land der Wesmen an, um den Aufbau von Truppen und Vorräten zu stören, und vermochte die Vorherrschaft des Ostens über den Pass um gut und gerne vier Jahre zu verlängern.
    Seitdem suchten Barone, die sich seine und Lysterns Honorarforderungen leisten konnten – und sofern sie nicht bereits den Raben engagiert hatten –, in größeren Konflikten häufig seinen Rat. Es stand keinen Augenblick infrage, dass er in einer von allen vier Kollegien gestellten Armee den größten Respekt genießen würde.
    »Nun, es ist von Vorteil, dass wir angesichts unserer regulären Truppenstärke fähig sind, uns zu verteidigen. Doch dies hängt davon ab, dass Eure Schätzungen hinsichtlich der Stärke der Wesmen zuverlässig sind. Ich könnte ruhiger
schlafen, wenn sie ohne Unterstützung durch die Wytchlords angriffen, denn wenn sie unsere Verteidigungslinien durchbrechen, dann haben wir kaum noch Reserven, um ihren Vorstoß nach Korina, Gyernath und zu den Kolleg-Städten aufzuhalten.« Er sah nach links und nach rechts. »Können alle gut sehen?« Er deutete auf die Karte von Balaia, auf den nördlichen Kontinent.
    Hervorstechendes Merkmal in der Geografie Balaias waren die Blackthorne-Berge, die wie eine unsauber verheilte Narbe von Norden nach Süden, von Küste zu Küste, verliefen, und das Land in zwei annähernd gleich große Hälften teilten.
    Im Osten, dem geringfügig größeren Teil, gab es alles, was für sich beanspruchte, Zivilisation genannt zu werden. Fruchtbares Ackerland, dichte Wälder, frei fließende Wasserläufe und natürliche Häfen boten ideale Bedingungen für Menschen und Handel.
    Im Westen war das Terrain schroffer, es gab tiefe Schluchten, eine dünne, vom Wind verwehte Krume und Steppen mit Büschen. Nur kleine Bereiche waren dort überhaupt für eine Besiedlung geeignet. Im Südwesten lag das dicht bevölkerte Kernland der Wesmen, im Nordwesten die Torn-Wüste.
    Einer verbreiteten Überlieferung zufolge waren der Osten und der Westen Balaias einst völlig voneinander getrennte Landmassen, die im weiten Ozean trieben, bis sie schließlich mit katastrophalen Folgen aufeinander prallten. Die Steinschläge, die immer noch einige Gegenden der Blackthornes heimsuchten, sprachen durchaus dafür.
    »Man muss kein General sein, um zu erkennen, dass es drei Punkte gibt, an denen ein Vorstoß in den Osten möglich ist. Im Süden hätten wir die Bucht von Gyernath, im Norden die Bucht von Triverne, und dann natürlich den
Understone-Pass, von der Nordküste aus gesehen ungefähr am Ende des nördlichen Drittels. Die drei übrigen bekannten Pässe, hier, hier und hier, können wir unberücksichtigt lassen, weil sie für eine Invasion nicht geeignet sind. Sie sind lang und gefährlich und erlauben keine massenhafte Bewegung von Truppen. Das bedeutet aber nicht, dass ich sie völlig ignorieren werde.« Er langte über die Karte hinweg und nahm ein Glas Wasser. Während er trank, richtete er sich zu seiner vollen Größe

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