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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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hergebracht und nicht hier gemacht wurde.«
    Hirad sah sich kurz um, dann entfernte er sich in die entgegengesetzte Richtung. Die Dorfbewohner marschierten noch, und der Rabe hielt die Stellung. Sie hielten aus. In diesem Augenblick war er sehr stolz. Diese Männer, seine Freunde und Gefährten, würden sich niemals wie Feiglinge benehmen.
    Er bahnte sich einen Weg durch die Ruinen, doch ein Schutthaufen schien wie der nächste zu sein. Zerstörte Gebäude, vergammelte Möbel, zerstörte Töpferwaren. Alles
verbrannt, als hätte eine gewaltige Feuersbrunst das ganze Dorf ausgelöscht. Er streifte durchs Dorf und sah sich auf der entfernten Seite der Plattform um, wo der zweite Riss in der Luft schwebte. Als er sich zu überlegen begann, was wohl dahinter liegen mochte und als ihm klarwurde, dass er nicht unbedingt versessen darauf war, es herauszufinden, hörte er Denser rufen. Er blickte nach links und sah den Magier zu einem Gebäude am Rand des Dorfs laufen.
    Der Barbar eilte durch den Schutt und stürzte ein paar Schritte hinter dem Xeteskianer durch die Öffnung eines weiteren halbzerstörten Gebäudes. Und da, beobachtet und langsam umkreist von der Katze, saß ein kleines Mädchen. Ein Tupfer von Licht und Farben, der sehr lebendig wirkte.
    Sie trug ein blaues Kleid, und das lange blonde Haar war mit einem passenden Tuch zusammengebunden. Ihre Augen waren groß und blau, unter der winzigen Nase war ein Mund zu sehen, der kein Lachen kannte. Sie starrte die Katze an, beobachtete deren langsame Bewegungen und umklammerte mit nackten Ärmchen eine kleine Kiste.
    »Töte es, Hirad«, zischte Denser. »Mach es sofort und beeile dich.«
    »Was?«, sagte Hirad. »Nein! Nimm doch einfach das Kästchen an dich, und dann verschwinden wir.« Er wollte einen Schritt zum Mädchen hin tun, aber Denser legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Es ist nicht das, was es zu sein scheint«, sagte der Dunkle Magier. »Öffne die Augen, Hirad. Glaubst du wirklich, sie könnte hier so leben, wie sie ist?«
    Das Mädchen wandte den Blick von der Katze ab und fasste die beiden Männer in der Tür, die es erst jetzt zu bemerken schien, ins Auge.
    »Halte dein Schwert bereit«, sagte Denser. Er zog seine eigene Klinge und trat einen kleinen Schritt zur Seite.

    Hirad beobachtete das Gesicht des Magiers. Denser war konzentriert, hatte den Blick auf das Mädchen gerichtet, und er hatte Angst. Der Barbar hob seine Klinge.
    »Kannst du nicht einen Spruch wirken oder so?«
    Ein Kopfschütteln. »So lange wird es nicht warten.«
    »Wer ist sie?«, fragte Hirad.
    »Ich bin nicht sicher. Nichts Gewöhnliches jedenfalls. Septern muss sie geschaffen haben. Behalte das Kästchen im Auge. Wir dürfen es nicht verlieren, und es darf nicht beschädigt werden.«
    »Wie du meinst.«
    Das Mädchen lächelte. Es war ein Gesichtsausdruck ohne jedes Gefühl, der die Augen nicht erreichte. Hirad schauderte. Als sie dann sprach, klang die Stimme zwar nach einem neunjährigen Mädchen, doch der Tonfall und die Macht dahinter jagten ihm einen Schauder über den Rücken.
    »Ihr seid die Ersten«, sagte sie. »Und ihr sollt die Letzten und die Einzigen sein.«
    »Und was bist du?«, fragte Denser.
    »Ich bin euer Alptraum. Ich bin euer Tod.« Sie bewegte sich. Sie sprang mit irrsinniger Geschwindigkeit los. Und während sie sich bewegte, verwandelte sie sich. Hirad schrie.
     
    Die Dorfbewohner kamen näher. Ilkar, Talan und Richmond waren zurückgewichen und standen nur noch ein halbes Dutzend Schritte vor dem Riss. Die Flanken der Dorfbewohner bewegten sich nach innen, und der Druck der Skelette, die sich nur noch ein paar Fuß vor ihnen drängten, wurde größer.
    Hinter den Reihen lagen verstreut die Knochen von ungefähr vierzig wandelnden Toten, Opfer der hackenden und
stechenden Schwerter des Raben-Trios. Jetzt aber waren ihre Gesichter schweißüberströmt, und sie keuchten schwer. Die Niederlage war nahe.
    »Wir haben sie nicht einmal verlangsamen können«, keuchte Talan, während er einem Skelett die Beine wegtrat und ihm mit dem Schwertknauf den Schädel einschlug.
    »Es macht ihnen keinerlei Eindruck«, stimmte Ilkar zu, und so war es auch. Unmittelbar vor sich sahen die Männer zuckende Arme und Beine und die Überreste von Flügeln. Alles, was sie hören konnten, waren das dumpfe Scharren der fleischlosen Füße auf der festgetretenen Erde und das Klappern von Knochen.
    »Wie viele sind es denn wohl?«, sagte Richmond. Er richtete sich nach einem

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