Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
Gleichgewicht, stürzte, rollte sich ab und saß gleich darauf schon wieder in der Hocke. Immer noch schwankend ging das Tier auf ihn los. Hirad richtete sich auf, und die beiden standen voreinander.
Das Wesen brüllte und blies dem Barbaren seinen heißen, stinkenden Atem ins Gesicht. Hirad wich einen Schritt zurück, als er das Geräusch hörte, das viel zu tief und mächtig war für den kleinen Körper. Er wechselte dreimal die Klinge zwischen den Händen, bis er sie schließlich in der linken Hand hielt. Dann legte er die rechte Hand über die linke und versuchte einen schräg von links unten nach rechts oben geführten Schlag. Das Wesen erfasste die Bewegung nicht, seine Hände waren zu langsam, um zu seiner Verteidigung beizutragen, und die Klinge traf das spitze Kinn. Hirad schrie, als er die Klinge durch das ganze Gesicht trieb, bis sie am linken Auge wieder austrat. Blut und Schleim spritzten aus dem gespaltenen Gesicht, als der Kopf nach oben gerissen wurde und hilflos auf den Hals sank. Das Wesen kreischte, stürzte rückwärts zu Boden und presste die Hände auf die Schnittwunde.
Hirad trat näher heran, betrachtete es einen Augenblick, schauderte und trieb ihm das Schwert durchs Herz. Noch ein Kreischen, das Wesen zuckte, verkrampfte sich und blieb reglos liegen.
»Verbrenne es.«
Hirad fuhr herum. Mühsam, gegen den Türrahmen gelehnt, kam Denser gerade wieder auf die Beine. Er massierte sich seine Seite, und die Katze, die auf seiner Schulter hockte, stupste mit der Nase sein Gesicht.
»Verbrennen?«
»Jetzt gleich. Es wird sich erholen, wenn du es nicht tust.«
Der Barbar drehte sich wieder zu dem Wesen um und sah sofort, dass es schon wieder zu atmen begonnen hatte.
»Ich kann es nicht glauben«, sagte er. Er steckte das Schwert in die Scheide und suchte in seinen Gürteltaschen nach einem Fläschchen mit Öl. Er zog einen winzigen Behälter, den Feuerstein und den Stahl heraus.
»Hier, nimm das«, sagte Denser. Eine erheblich größere Flasche rollte vor Hirads Füßen klappernd über den Boden.
»Das wird aber nicht sehr gut brennen. Es ist Lampenöl, oder?«, sagte der Barbar, der die Flasche sofort aufgehoben hatte.
»Vertrau mir, es wird brennen.«
Hirad zuckte mit den Achseln und lief zu dem Wesen hinüber. Er spritzte das Öl auf den pelzigen Körper, breitete auf dem Brustkorb neben dem tödlich getroffenen Herz etwas Zunder aus und schlug direkt daneben den Feuerstein mit dem Stahl an. Sofort entstand eine Flamme, die den Körper einhüllte. Hirad sprang zurück und wischte sich das heiße Gesicht ab.
Das Wesen öffnete unsicher die Augen. Ein Arm zuckte.
Hirad schüttelte den Kopf. »Zu spät.« Er zog das Schwert und stach ein zweites Mal ins Herz des Wesens, bis es still liegen blieb. Dann trat er wieder zurück und sah zu, wie sich das Feuer ausbreitete. Holz knirschte unter seinen Füßen. Er blickte nach unten und bemerkte, dass er auf das größte Stück des zerbrochenen Kästchens getreten war. Sein Fuß stand direkt neben dem Pergament. Er bückte sich und hob es auf.
»Ist es beschädigt?«, fragte Denser.
»Nein, ich glaube nicht. Wie geht es dir?«
»Alles in Ordnung, nur etwas außer Atem.« Der Magier rieb sich die Seite. »Wir hatten Glück, dass es ein Pergament war und kein Kristall oder so. Dein Hieb hätte unser Vorhaben recht abrupt beenden können.«
Hirad zog die Augenbrauen hoch, schlurfte hinüber und gab Denser das Pergament, bevor er dem dunklen Magier auf die Beine half. Denser sah sich über die Schulter um und nickte.
»Was war das?«
»Eine intelligente Beschwörung«, sagte Denser. »Man braucht lange, um sie zu wirken, und ich habe mich nicht sehr intensiv damit beschäftigt. Offenbar im Gegensatz zu Septern.« Er konzentrierte sich auf das Pergament.
»Aber was war das Mädchen?«
Denser unterbrach seine Lektüre. »Nun, eine intelligente Beschwörung wird zu einem bestimmten Zweck geschaffen. In diesem Fall, um das Pergament zu bewachen. Solche Wesen sind nicht im üblichen Sinne lebendig, doch sie können in einem gewissen Ausmaß eigenständig denken, und dies erlaubt es ihnen, Situationen einzuschätzen und entsprechend zu handeln. Meiner Ansicht nach war das Mädchen, das wir gesehen haben, das Abbild einer Verwandten von Septern. Wenn der Magier klare Erinnerungen hat, dann erfordert es erheblich weniger Mana, das Bild aufzubauen und zu halten.«
»Aber warum …«
»Warte, ich weiß, was du fragen willst. Das Mädchen war
Weitere Kostenlose Bücher