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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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er auf dem kalten Stein sofort wieder inne. Ringsum brannte es, und er hörte Rufe. Hier herrschten Chaos und Verwirrung. Überall rannten Menschen herum, und er fing die starke Witterung der Verhassten auf, die ihn angegriffen hatten, und dazwischen den Verwesungsgestank des Todes. Eine Menge Menschen, die aber nicht den Geruch der Verhassten an sich hatten, rannten zu einer Öffnung in der Mauer. Dahinter war die Beute, die er schlagen wollte.
    Thraun rannte zur Öffnung, sein wildes Bellen vertrieb die Menschen. Die angeborene Angst vor dem Wolf ließ sie zur Seite springen. Er spürte ihre Angst, die von Erleichterung abgelöst wurde, als er an ihnen vorbeirannte, ganz auf die Beute konzentriert, auf die Beute mit der starken Witterung, deren Blut er schon geschmeckt hatte und deren Blut er wieder schmecken wollte. Er lief durch die Öffnung und schnüffelte in der Luft, während er geradewegs zu dem Ort rannte, wo seine Beute wartete. Ein drittes, letztes Heulen kündete von seinem Kummer über den Verlust des Rudelbruders.
    Thraun lief zum flackernden Licht eines Feuers. Ringsherum standen die verhassten Männer. Er spürte ihre Angst und Fassungslosigkeit angesichts des Lärms und des Feuers. Unbemerkt und getarnt durch sein scheckiges Fell
huschte er durch die Dunkelheit. Der Lärm verschluckte das Knurren, das in seiner Kehle wuchs.
    Beute.
    Er hatte nicht das Bedürfnis, der Beute aufzulauern. Das Rudel war weit entfernt, die Farben des Waldes waren nur noch eine verschwommene Erinnerung, sein Raubtierhirn war voller Zorn über etwas, das genommen worden war und nie zurückkehren würde.
    Er rannte schnurgerade durch die Schatten, sprang hoch und packte die erste Beute an der Kehle, riss das Fleisch auf und schmeckte Blut, stemmte die Pfoten auf die Schultern des Mannes, der unter dem Ansturm zu Boden ging und nicht kämpfen wollte. Die Lebenskraft verließ ihn rasch durch das Loch unter dem Kinn. Thraun leckte gierig das Blut. Es störte ihn nicht, dass es ihm über Schnauze und Fell spritzte. Verloren in seiner Begierde hörte er auch nicht die anderen Männer, die ihn einkreisten, doch er spürte einen Stich, als einer ihrer scharfen Metallstöcke von seiner undurchdringlichen Haut abprallte.
    Er drehte sich um, und die vier Männer taumelten zurück. Ängstliche Worte entflohen ihren Mündern, und sie deuteten hektisch auf den, der ihn getroffen hatte. Thraun duckte sich, seine Augen glühten gelb und blickten sie voller Verachtung an; aus dem Maul rann ihm das Blut ihres Gefährten. Er spannte sich zum Sprung.
    Die Männer wichen noch weiter zurück, doch sie konnten ihm nicht entkommen, jedenfalls nicht alle. Thraun sprang, stieß seiner Beute die Pfoten gegen die Brust und hauchte ihm seinen heißen Atem ins Gesicht. Er schnappte zu und riss dem Mann das Fleisch von einer Wange. Der Mann schrie. Seine Gefährten griffen an und wollten Thraun wegzerren, doch Thraun schlug mit einer Pfote nach der Beute, um sie zum Schweigen zu bringen,
und dann umkreiste er die anderen mit heraushängender Zunge.
    Einer aus der Beute drehte sich um und rannte weg, dabei schrie er laut. Thraun sah ihm kurz nach und ließ ihn gehen. Die anderen beiden blieben stehen. Sie wussten, dass sie nicht kämpfen und siegen konnten, noch konnten sie vor dem Wolf weglaufen. Auf ein Wort trennten sie sich und rannten in verschiedenen Richtungen davon, doch Thraun hatte sein Opfer schon gewählt. Er rannte ihm hinterher, folgte ihm durch eine schmale Gasse, die zu beiden Seiten von hohen Steinmauern begrenzt wurde, und setzte seinem wimmernden Leben ein Ende, weit entfernt vom Lichtschein des Feuers.
    Später, als er geistig und körperlich gesättigt war, als der Tod des Rudelbruders gerächt war, putzte er sich die Pfoten, die Schnauze und die Brust und trabte zu dem Haus zurück, in dem Will lag.
    Die Mordlust schwand, und ein Befehl tauchte in seinem Kopf auf.
    Erinnere dich.
     
    Ilkar fürchtete zuerst, der Tumult werde überhaupt nicht mehr aufhören. Der Kornspeicher war voller Männer, Frauen und Kinder in allen Altersstufen. Ihr unwillkürlicher Rückzug von den Türen verwandelte sich sofort in einen Ansturm, als sie sahen, dass keine Wesmen in der Türe auftauchten.
    Es schien, als wollten sie alle gleichzeitig reden, rufen oder schreien, und Ilkar musste beinahe schon fürchten, er könne niedergetrampelt werden, wenn sie alle an die frische Luft rannten. Er rief, sie sollten ruhig sein, und Hirad und der Unbekannte

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