Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
die Rippen brechen. Der Mann taumelte zurück und presste die freie Hand auf die offene Wunde. Zwischen den Fingern spritzte das Blut hervor.
Hirad setzte zum Todesstoß an, kreuzte die Klingen mit dem verletzten Wesmen-Krieger und versetzte dem Mann einen Tritt in den Bauch. Der Mann grunzte, hielt seine Klinge aber immer noch abwehrbereit vor sich. Der Barbar lächelte. Er machte einen Ausfallschritt, täuschte einen Hieb auf der rechten Seite an, wechselte den Griff und schlug von der linken Seite zu. Der Wesmen-Krieger war viel zu langsam und hatte keine Zeit mehr zu parieren. Hirads Klinge fuhr ihm in den Hals und riss das Fleisch bis zur Wirbelsäule auf. Er drehte sich um und sah den Unbekannten die Klinge an der Leiche des letzten Gegners abwischen. Er breitete die Arme aus.
»Wir sind gut, was?«, sagte er lächelnd.
»Und ob«, antwortete der Unbekannte und zog die Mundwinkel hoch.
Sie rannten zu Ilkar hinüber, der gerade einen Spruch vorbereitete. Über ihnen kreisten Denser und Erienne.
»Im Augenblick ist alles klar«, meldete der Xeteskianer. »Die Julatsaner sind südlich vom Markt auf Widerstand gestoßen, aber die Wesmen sind noch nicht organisiert. Beeilt euch, denn ich kann eine größere Gruppe sehen, vielleicht zweitausend oder dreitausend Mann stark, die
von Westen angerannt kommt. Ihr habt nicht mehr viel Zeit.«
Hirad nickte und knallte das Schwert auf die mit einem Vorhängeschloss versperrte Tür. Drinnen waren jetzt deutlich Stimmen zu hören, aber er musste es trotzdem versuchen, damit niemand verletzt wurde.
»Zieht euch von der Tür zurück«, brüllte er. »Ich habe keine Zeit für Erklärungen, zieht euch einfach zurück.«
Ilkar richtete sich auf und trat einen oder zwei Schritte nach hinten. Er war jetzt voll konzentriert, hatte die Arme vor sich halb ausgestreckt und die Hände wie Schalen aneinander gelegt, als wollte er einen Ball fangen. Hirad wich zur Seite aus.
»Anwenden«, sagte Ilkar leise. Er stieß die Arme weiter nach vorn, und der kompakte Kraftkegel schoss aus seinen Händen hervor und knallte gegen die schwere Holztür. Die Tür war möglicherweise stark genug, um Waffen zu widerstehen, aber nicht dem Kraftkegel eines Meisters der Magie. Als die Mana-Gestalt die Tür erreichte, verfing sie sich einen Moment lang im Schloss, dann schoss sie weiter nach drinnen, Schloss und Kette zerbrachen und flogen dicht neben Hirads Kopf gegen die Wand.
»Langsam, Ilkar«, sagte Hirad.
Ilkar zuckte mit den Achseln. »Ich musste sicher sein, dass es reicht«, sagte er. Die drei Rabenkrieger rannten nach drinnen und sahen sich mit einem Meer von Gesichtern und tausend ängstlichen Fragen konfrontiert.
»Das ist jetzt wohl deine Aufgabe.« Hirad klopfte Ilkar auf die Schultern »Du bist ja hier der Einheimische.« Ilkar sah ihn schräg von der Seite an und holte Luft, um die Leute zum Schweigen zu bringen.
25
Einen Moment lang trübten sich Thrauns Augen, als das Leben aus dem Rudelbruder entfloh. Er fühlte es im Kern seines Wesens, und der Übergang vom Leben zum grauen Staub hinterließ einen Abgrund der Einsamkeit in seinem Wolfsherzen. Er stieß ein gequältes Heulen aus, als er sah, wie der Kopf des Rudelbruders zur Seite kippte und sein Brustkorb sich senkte, aber nicht mehr hob.
Er schaute auf und sah das Gesicht der Menschenfrau, die ihn versorgt hatte. Sie legte einen Lappen weg, mit dem sie dem Rudelbruder das Gesicht abgewischt hatte, und zog ein weißes Tuch hoch, um seinen stillen Körper zu bedecken.
Thraun sah ihren Kummer, spürte ihre Hilflosigkeit und ihre ohnmächtige Wut, weil sie nichts mehr tun konnte. Der Augenblick verging, und eine animalische Wut ergriff von Thraun Besitz. Er öffnete das Maul und heulte zum Himmel hinauf, den er innerhalb des Gebäudes nicht sehen konnte. Blutdurst erfüllte ihn, er wollte Beute schlagen.
Der Körper der Pflegerin strahlte jetzt Angst aus. Die Angst zeigte sich in ihrem Gesicht und strömte aus jeder
Pore. Sie wich zurück. Er konnte es riechen, wie er den Wald riechen konnte. Es war die Angst vor ihm, und Angst war gut. Sie sagte ihm, wann die Beute besiegt war. Doch die Frau hatte versucht, seinen Rudelbruder zu retten, und deshalb konnte er sie nicht reißen. Ein paar letzte vernünftige Gedanken hielten sich in seinem blutrünstigen Kopf, und so sprang er nach draußen. Noch einmal heulte er und spannte seinen Körper, die Muskeln glühten vor Wut, das Blut rauschte in seinem Kopf.
Doch draußen hielt
Weitere Kostenlose Bücher