Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
aber er wird an einem Dutzend Stellen angegriffen. Das ist nicht das, was Kard wollte. Seine Männer sterben da draußen, aber er braucht sie auf den Mauern.«
»Genau«, sagte der Unbekannte. »Lallan, redet mit den Leuten. Jetzt sofort.«
Lallan nickte und drehte sich zur Menge um, die bei seinem ersten Wort verstummte.
»Meine Freunde«, sagte er mit erhobenen Armen und
beschwörend winkenden Händen, »der Rabe ist hier, um unsere Rettung zu organisieren. Es ist gefährlich, und ich bitte Euch, ganz genau zuzuhören, was Ilkar zu sagen hat. Lasst keinen Zweifel Euren Verstand trüben. Wesmen-Krieger kommen her, und wir müssen sofort handeln. Dies ist unsere einzige Chance. Ilkar?«
Der Rabenmagier trat vor. »Draußen ist es dunkel, nur Holzfeuer und Sprüche erhellen den Himmel. Die Wesmen haben Julatsa übernommen, aber wir haben diese eine Gelegenheit, Euch zu befreien. Ihr müsst Folgendes tun. Auf Lallans Stichwort verlasst Ihr das Gebäude und rennt so schnell Ihr könnt über den Südmarkt und durch die Hauptstraßen zum Kolleg. Haltet nicht an, bis Ihr innerhalb der Mauern seid. Wer kämpfen kann und bei einem toten Wesmen-Krieger eine Waffe findet, mag sie mitnehmen. Die Straßen werden im Augenblick noch von Soldaten und Männern aus Julatsa gesichert, aber unsere Kämpfer werden angegriffen. Wer zögert, setzt auch ihr Leben aufs Spiel.
Zwei Dinge muss ich Euch noch sagen. Zuerst einmal lauft Ihr in ein Kolleg, das belagert wird. Es ist nicht die Freiheit, noch nicht, aber wenn Ihr dort seid, könnt Ihr Euren Teil dazu beitragen, unsere Stadt zu befreien. Wer das Gefühl hat, woanders bessere Chancen zu haben, der soll sich meinetwegen entscheiden, in eine andere Richtung zu laufen. Ich will aber noch erwähnen, dass der Rabe am Kolleg stehen wird, wo wir die besten Chancen haben.
Zweitens werdet Ihr unterwegs etwas Schreckliches sehen. Die Leichen derer, die aus diesem Kornspeicher geholt wurden, liegen vor den Mauern. Sie wurden von den Wesmen ermordet, die unsere Kapitulation erzwingen wollten. Sie gaben ihr Leben, damit Ihr eine Chance habt.
Bleibt nicht stehen, um zu trauern, bis Ihr im Innern des Kollegs seid, sonst sind diese Menschen vielleicht vergeblich gestorben. Lallan?«
Lallan wandte sich noch einmal an die Menge. Hin und wieder durchbrach eine Frage die Stille, und man hörte schockiertes Murmeln oder ein Schluchzen. Er hob die Stimme, um die Unruhe sofort wieder zu unterdrücken.
»Meine Freunde, wir haben keine Zeit für Fragen. Wir müssen rennen, so schnell wir können, und zu den Göttern beten, dass unsere Soldaten uns beschützen werden. Die Starken müssen den Schwachen helfen und die ganz kleinen Kinder tragen. Wir halten uns an die übliche Einteilung. Ich muss wohl kaum betonen, dass die Magier ihre Kameraden abschirmen sollen. Teilt Euch auf und organisiert Euch. A bis E sollen sofort vor dieser Tür hier antreten. Los jetzt.«
Er klatschte in die Hände, und in die Menge kam Bewegung. Tausend Füße tappten auf dem Steinboden, Rufe und Schreie organisierten das Durcheinander, und Holztische wurden polternd zur Seite geschoben, um an der Tür Platz zu schaffen. Ilkar musste unwillkürlich lächeln. Er drehte sich zu Hirad und dem Unbekannten um, die anerkennend nickten. Die Disziplin der Julatsaner gab ihnen eine Chance.
Denser landete wieder vor der Tür und drängte zur Eile. »Kommt schon, sie sind schon fast am Lager. Sie kommen zum westlichen Eingang. Wir müssen verschwinden, sonst überrennen sie uns.« Er streckte die Arme aus, und Erienne lief zu ihm. »Heißer Regen, denke ich.« Sie nickte, und sie flogen wieder hoch.
Die ersten Gruppen waren bereit. Lallan, der sich neben dem Unbekannten Krieger aufgestellt hatte, zögerte keine Sekunde.
»Los jetzt, los! Über den Südmarkt, folgt dem Korridor, den die Soldaten abschirmen. Nehmt Waffen mit, wo Ihr sie findet. Rennt!« Die letzten Worte gingen im Trampeln der Füße unter. Aufmunternde Rufe waren jetzt im Kornspeicher zu hören. Die Gefangenen der Wesmen rannten nach draußen, so schnell sie konnten, und liefen einfach geradeaus.
Ilkar wartete links neben der Tür mit dem Unbekannten und Hirad und sah den Julatsanern zu, die in die Freiheit rannten. Über ihnen kreisten Denser und Erienne und beobachteten die anrückenden Wesmen. In ganz Julatsa wurde jetzt gekämpft, überall hörte man Schwerter klirren, magische Explosionen hallten durch die Straßen, die Kämpfer brüllten.
»Das ging besser
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