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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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unterstützten ihn. Die drei Rabenkrieger hatten die Schwerter in die Scheiden gesteckt,
denn sie wussten, dass Denser sie warnen würde, falls von draußen eine Gefahr drohte.
    Drinnen war es düster, aber nicht völlig dunkel. Ein halbes Dutzend Laternen brannten mit kleiner Flamme im Gewölbe. Links und rechts konnte Ilkar Bereiche erkennen, die für die Essenszubereitung und zum Waschen abgeteilt waren. Es roch stark nach Schweiß, und die Luft war abgestanden, aber es gab keinen Fäkaliengestank. Die Gefangenen waren immerhin nicht gezwungen gewesen, sich dort zu erleichtern, wo sie standen und schliefen.
    Vorne in der Menge hatten sich jüngere Männer aufgebaut, die ihn mit müden, zornigen Gesichtern anstarrten. Ihre Worte gingen im allgemeinen Lärm unter. Im Zentrum entdeckte Ilkar die unverkennbare Aura eines Magiers. Er ging zu ihm, um mit ihm zu reden. Dies brachte die Menge in Bewegung. Die Leute wichen instinktiv zurück, und Ilkar konnte nur raten, welche Behandlung ihnen durch die Hände der Wesmen zuteil geworden war. Ihre Ängste beruhten freilich auf Unwissenheit. Jeden Tag wurden einige von ihnen aus dem Lager geholt und kehrten nicht zurück. Ilkar wusste, wo sie lagen, und die Einsicht, dass diese Leute, seine Leute, es nicht wussten, drehte ihm den Magen um und entfachte seinen Zorn über den Schicksalsschlag, der Julatsa getroffen hatte, von neuem.
    Doch er konnte die Leichen, die vor dem Kolleg lagen, nicht ignorieren. Sie konnten die ganze Rettungsaktion gefährden, wenn er die Sache nicht richtig anpackte.
    Der Magier, über die mittleren Jahre hinaus und von schmächtiger Statur, hatte rote Haarbüschel über einem schmalen Kopf. Er schien ungeheuer erleichtert, doch Ilkar ließ ihn nicht zu Wort kommen. Er winkte ihn zu sich. Vor der Menge trafen sie sich und begrüßten einander mit Handschlag.

    »Dein Name?«, fragte Ilkar.
    »Dewer«, erwiderte der Magier.
    »Gut. Dewer, ich bin Ilkar, und das hier ist der Rabe. Wir wollen euch hier herausholen. Euch alle. Aber wir haben nicht viel Zeit.«
    Dewer riss die Augen auf. »Der Rabe?« Tränen quollen ihm in die Augen.
    »Ja. Aber ich brauche hier Ruhe. Die Wesmen sind nahe, und wir müssen gleich aufbrechen. Wer hat hier die Führung?«
    »Ich sage den anderen, dass sie ruhig sein sollen«, versprach Dewer. »Du kannst mit Lallan reden, während ich die anderen zum Schweigen bringe.« Er deutete auf einen großen, schlanken Mann Ende fünfzig. Der Mann trug gute dunkelgrüne Hosen und ein dunkelrotes Hemd, das inzwischen schmutzig und zerrissen war, doch die gute Qualität war noch zu erkennen.
    Sein Gesicht war verschlossen und müde, aber er stand aufrecht und stolz und ließ auch angesichts dieser überraschenden Wendung nicht eingeschüchtert den Kopf hängen. Ilkar ging rasch zu ihm und winkte den Unbekannten und Hirad zu sich.
    »Lallan«, sagte Ilkar. Die beiden gaben sich die Hand. »Ich bin Ilkar, und das hier sind Hirad und der Unbekannte Krieger.«
    Lallan nickte. »Ich habe Euch erkannt, als Ihr eingetreten seid.«
    »Es ist wichtig, dass Eure Leute genau zuhören und unsere Anweisungen befolgen. Wenn sie das nicht tun, kann es ein Blutbad geben«, sagte Ilkar.
    »Wie viele seid Ihr hier?«, wollte Hirad wissen.
    »Dreitausendvierhundertsiebenundachtzig«, sagte Lallan ohne Zögern. »Anfangs waren wir mehr, aber die Wesmen
haben die ganz alten, einige sehr junge und einige Frauen abgeholt.«
    »Ich weiß, und damit müssen wir uns gleich befassen.« Rings um Ilkar entstand ein aufgeregtes Getuschel, das energisch zum Verstummen gebracht wurde, dann war es wieder still.
    »Beeindruckend«, sagte der Unbekannte.
    »Wir haben früh entschieden, dass Disziplin wichtig ist«, sagte Lallan. »Ich spreche zuerst, dann werde ich Euch vorstellen, Ilkar. Sie werden zuhören, wenn ich sie darum bitte.«
    Die vier Männer entfernten sich ein Stück von der Menge und stellten sich vor der Tür auf. Denser wählte genau diesen Moment, um herunterzukommen, Erienne auf der Schwelle abzusetzen, sie zu küssen und wieder hochzufliegen.
    Erienne kam angerannt, während die Menschen ängstlich zu murmeln begannen.
    »Erienne?«, fragte Hirad.
    »Wir haben Schwierigkeiten«, sagte sie. »Die Hauptstreitmacht der Wesmen aus dem Westen der Stadt hat die Richtung gewechselt und kommt direkt hierher. Denser glaubt, sie stehen unter dem Kommando eines Offiziers, der erraten hat, was vor sich geht. Sie sind bald da. Der Korridor zum Kolleg ist frei,

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