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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Seelen seiner Nächsten gesellen.« Sie hielt inne. »Haltet euch genau an meine Anweisungen. Weicht nicht von meiner Anleitung ab. Nichts außer meiner Stimme soll eure Konzentration durchbrechen. Jetzt.« Ihre Stimme wurde härter, als sie die Befehle gab. »Legt eure Hände hinter euch auf den Stein und nehmt das Manaspektrum über die Augen auf.«
    Barras presste die Hände hinter sich auf die flache Sandsteinplatte und veränderte seine Wahrnehmung, bis er das ringsum fließende Mana spüren konnte. Der Anblick war zugleich atemberaubend und erschreckend.
    Das Herz des Turms von Julatsa war ein Mana-Reservoir. Dank der Gestalt und der Beschaffenheit seiner Wände wurde die magische Energie im Innern gebündelt und festgehalten. Die acht Steinplatten dienten als Reflektoren, über die das Mana in den Brennpunkt des Herzens geleitet wurde. Barras folgte dem Strom bis zu der Stelle, an der die acht einzelnen Manaströme sich zu einem einzigen Strahl vereinigten, der durch das Zentrum des Herzens und die Bodenplatten brach.
    Direkt darunter befand sich, um den Energiestrom in die vollkommene Form zu bringen, ein exaktes Spiegelbild
des Raumes, in dem sich der Rat gerade befand. Indem er die Hände auf den Stein legte, trat Barras in Kontakt mit dem Energiestrom.
    Die Ratsmitglieder fuhren auf und keuchten, als das Mana sie durchströmte. Ihre Herzen schlugen schneller, und sie machten sich innerlich bereit für die starke Konzentration. Jeder Muskel wurde aufgeladen, um in Aktion treten zu können.
    »Atmet das Mana ein.« Kerelas Stimme, kräftig und klar, erfüllte das Herz. »Erfasst seinen Fluss. Spürt seine Kraft. Erkennt sein Potenzial. Sagt euren Namen, wenn ihr bereit seid, mit der Anrufung zu beginnen.«
    Einer nach dem anderen nannten die Ratsmitglieder ihre Namen. Barras sprach zuversichtlich und laut, Torvis mit leichter Ungeduld, Deale leise und verzagt.
    »Nun gut«, sagte Kerela. »Wir werden den Zugang öffnen und den Meister des Schirms rufen. Bereitet euch auf sein Erscheinen vor. Baut den Kreis auf.«
    Acht Stimmen begannen den Singsang und sprachen die Worte, mit denen das Mana in seine Form gebracht werden sollte. Die Anrufung begann. Barras’ Herz schlug schneller, er presste die Hände fest auf den Stein, und seine Worte, die alten und machtvollen Worte, flossen aus seinem Mund wie Öl aus einem Fass; sie kamen als ununterbrochener Strom über seine Lippen.
    Die Bewegung des Mana veränderte sich. Zuerst verzerrte ein leichter Zug den Strom, der die Wandsegmente hinauflief. Der Zug wurde stärker, und dann, mit einer Plötzlichkeit, dass einem das Herz stehen bleiben mochte, löste sich der Manastrom von den Wänden und wurde, nicht von der Natur und vom Stein, sondern von den Magiern, in eine neue Richtung gelenkt. Einige Überbleibsel kreisten noch an der Wand, doch in Augenhöhe entstand
nun ein Ring aus Mana, der von den acht Senior-Magiern gehalten wurde. Er war so breit wie eine Hand, strahlend gelb und absolut reglos.
    »Ausgezeichnet«, murmelte Kerela. Sie sprach jetzt leiser und konzentrierte sich völlig auf den Spruch, den sie vorbereiteten. »Wir haben die Ganzheit erreicht. Jetzt formt eine Säule, die vor euren Füßen den Boden berührt.«
    Die Mitglieder von Julatsas magischem Rat lösten die Hände von den Mauersegmenten und schoben die Fingerspitzen in den Ring aus Mana. Für Barras fühlte es sich an, als berührte er weichen Stoff, zart und wunderschön. Als er seine Hände synchron mit den anderen Magiern bewegte und ebenso mit dem Bewusstsein wie mit dem verstärkten Tastsinn seiner Hände einen vollkommenen Zylinder formte, ging ihm immer wieder ein Wort durch den Kopf: »Sachte, sachte.«
    Wenn der Zylinder riss, setzten sie nicht nur den Spruch aufs Spiel, sondern auch ihre eigene Gesundheit. Nachdem sie schon so weit fortgeschritten waren, konnte jeder Fehler und jede ungezielte Entladung zumindest Kopfschmerzen, Blutungen aus den Ohren und vorübergehende Blindheit nach sich ziehen.
    Doch in den Rat von Julatsa wurden nur die geschicktesten Magier gewählt, und nachdem Barras’ Herz weniger als hundert Schläge getan hatte, standen alle acht Magier gebückt vor der vollkommenen Säule.
    »Ausgezeichnet«, schnaufte Kerela. »Seid ihr alle gesichert?« Niemand sagte etwas Gegenteiliges. »Endorr, Seldane, Deale, Torvis, ihr verankert die Säule. Auf mein Zeichen ziehen wir anderen uns zurück. Wankt nicht unter der zusätzlichen Last, bleibt wachsam.« Sie hielt

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