Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
Torwächter gehorchten sofort, und der Rabe quetschte sich im letzten Moment durch die Lücke. Die großen, mit Eisen verstärkten Tore schlossen sich mit einem Knall, Sperrzauber zischten über das Holz, und die letzten paar Pfeile prallten harmlos ab.
    Hirad setzte das Kind ab, das sich heulend an sein Bein klammerte. Der Junge riss den Mund weit auf, sah ihn erschrocken an und weinte hemmungslos. Der Rabenkrieger wischte unterdessen sein Schwert ab und steckte es in die Scheide. Er spürte die Blicke seiner Freunde auf sich ruhen. Sie schmunzelten und lächelten, während sie nach Luft schnappten. Er zuckte verlegen mit den Achseln und tätschelte dem Jungen den Kopf. Das Kind weinte nur noch lauter.
    »Hier kann dir nichts passieren«, sagte Hirad. »Beruhige dich.«
    Denser landete in der Nähe, Erienne entwand sich torkelnd seinem Griff und schnappte sich den kleinen Jungen, der sich an Hirads Bein klammerte. Sie nahm ihn auf den Arm und klopfte ihm beruhigend auf den Rücken. Er schlang ihr die Arme um den Hals.
    »Verstehst du denn überhaupt nichts?«, sagte sie, aber ihre Stimme klang bewundernd und nicht verärgert.
    »Nicht sehr viel«, gab Hirad lächelnd zurück. »Danke.« Er sah sich im Hof des Kollegs um. Überall liefen verwirrte, aber erleichterte Stadtbewohner herum. Einige hatten noch die Geistesgegenwart, den Rettern zu danken, bevor sie von den Kollegwächtern verscheucht wurden, die aus Furcht vor Geschossen den Platz möglichst schnell räumen wollten.

    Die Rabenkrieger lehnten sich an die Mauer, als das Sperrfeuer der Sprüche über ihnen nachließ. Draußen lärmten die Wesmen. Im Augenblick blieben sie noch in sicherer Entfernung, weil sie Angst vor der Magie hatten. Doch bald würde die trügerische Ruhe gestört werden. Die Männer und Magier hatten bereits gekämpft und ihre Kräfte erschöpft, obwohl die Morgendämmerung noch nicht einmal richtig begonnen hatte.
    Bevor sie sich wieder in die Schlacht stürzen konnten, mussten die Rabenkrieger allerdings die Texte suchen und, noch wichtiger, einer Verpflichtung nachkommen. Einer Verpflichtung, die nicht warten konnte.
    Hirad deutete zur Krankenstation.
    »Rabenkrieger, kommt mit. Wir müssen eine Totenwache halten.« Die Söldner liefen in gedrückter Stimmung über den Hof. Thraun war nirgends zu sehen.

26
    Styliann tat es fast Leid, dass er die Wesmen auf diese Weise ins Verderben lockte.
    Die Protektoren waren unermüdlich gerannt und hatten nur Rast gemacht, wenn die Wesmen hinter ihnen ausruhen mussten, und sie waren schon wieder aufgebrochen, bevor ihre Verfolger auf den Beinen waren. Während der ganzen Jagd waren die Wesmen nie weiter als ein paar Stunden zurückgefallen, und Styliann war von ihrer Ausdauer und ihrer Entschlossenheit beeindruckt.
    Doch als die Sonne am dritten Tag der Jagd im Zenit stand, traf er auf die Protektorenarmee, die er aus Xetesk gerufen hatte, und nun wartete er. Die Späher, die er aufgestellt hatte, schätzten, dass die Wesmen viertausend bis fünftausend Mann stark waren. Er hatte rund ein Zehntel dieser Zahl, doch seine Kämpfer waren Protektoren, und er nahm an, dass er trotzdem siegen und nicht mehr als vierzig oder fünfzig Kämpfer verlieren würde.
    Styliann betrachtete die Stelle, die er für den Kampf ausgewählt hatte. Er saß rechts neben der größten Gruppe seiner Protektoren auf einer kleinen Anhöhe auf dem
Pferd. Vor ihm stieg der Boden zu einem kleinen Plateau hin leicht an, dahinter lag ein steiler Hang, den die Wesmen bald heraufmarschieren mussten.
    Links und rechts durchkämmte ein Dutzend Protektoren die Felsen und den Wald nach Spähern der Feinde. Zwei weitere Trupps von jeweils vierzig Protektoren hatten sich versteckt, um Flankenangriffe auszuführen, sobald der Kampf begonnen hatte.
    Damit hatte er noch fast vierhundert Kämpfer übrig, mit denen er die Wesmen frontal angreifen konnte. Die Protektoren standen absolut reglos vor dem Abhang und warteten auf das unhörbare Kommando von Cil, über die Anhöhe zu stürmen. Falls es lief wie geplant, sollte der Nahkampf schon beginnen, bevor die Bogenschützen der Wesmen überhaupt Zeit hatten, ihre Bogen zu spannen.
    Styliann hatte eine möglichst enge Stelle für den Angriff ausgewählt. Seine vorderste Linie wäre nicht mehr als achtzig Krieger breit. Eng genug, um nicht überrannt zu werden, und weit genug, damit seine Protektoren ihre Kampfkraft voll entfalten und den Feind völlig unvorbereitet treffen konnten.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher