Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
zusammengesunken auf dem Stuhl gehockt war, richtete sich auf und stützte die Ellenbogen auf den Tisch.
»Es war keine einfache Kommunion«, sagte er. Trotz der schwierigen Situation mussten die anderen kichern. »Styliann ist offenbar entschlossen, mit uns zu kommen, auch wenn er es nicht offen zugegeben hat. Er weiß, dass wir die
Texte brauchen, die er gefunden hat, und er will sich mit uns an Septerns Haus treffen, um dort mit uns darüber zu reden. Was das bedeutet, ist nicht schwer zu erraten.«
»Wann bricht er auf?«, fragte Hirad, der über Stylianns Plan nicht einmal sonderlich wütend war. Er war weit darüber hinaus, wegen irgendetwas, das er sah oder hörte, überrascht zu sein. So ging es eben, wenn man sich mit Dawnthief und den Drachen herumgeschlagen hatte.
»Morgen, genau wie wir. Er könnte sogar vor uns dort eintreffen.«
»Bringt er seine Protektoren mit?«
»Was denkst du denn?«
»Wie viele?« Hirad runzelte die Stirn.
»Das wollte er nicht sagen.«
»Ich kann es euch sagen, wenn es so weit ist«, erklärte der Unbekannte und schloss damit das Thema ab. »Erienne, wie ist die Situation bei den Dordovanern?«
»Da gibt es nicht viel zu berichten«, sagte sie. »Die Dordovaner marschieren langsam zum Nordtor. Einige versprengte Gruppen von Julatsanern, die sich in der Wildnis versteckt hatten, sind zu ihnen gestoßen. Ich habe mir erlaubt, Pheone mitzuteilen, dass wir ausbrechen müssen, und sie wird die Informationen an den dordovanischen Kommandanten weitergeben. Ihre wichtigste Aufgabe ist allerdings die Befreiung von Julatsa. Das war es auch schon.«
»Hat sie dir irgendwelche Hinweise auf die Angriffspläne der Dordovaner gegeben?«, wollte Hirad wissen.
Erienne runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht.«
»Wollen sie auf breiter Front angreifen oder wie ein Speer, um durchzubrechen?«
»Das hat sie nicht gesagt«, antwortete Erienne. »Ich glaube auch nicht, dass sie es weiß.«
»Eigentlich spielt es auch keine Rolle«, meinte der Unbekannte. »Wir wissen so oder so, was wir zu tun haben. Also gut. Hirad, komm mit, wir wollen uns etwas Bewegung verschaffen und nach Thraun schauen. Er muss im Morgengrauen marschbereit sein.«
Styliann saß mit Dystran im Turm des Herrn vom Berge. Er war entsetzt über das Durcheinander, das der junge Magier in wenigen Tagen angerichtet hatte. Ordnung war lebenswichtig. Auch Dystran musste das eines Tages lernen. Andererseits war es vielleicht sowieso schon zu spät für seine Erziehung.
Styliann nippte an seinem Roten aus Blackthorne, kein herausragender Jahrgang, aber nicht übel, und sah sich im Arbeitszimmer um. Dystran saß ihm gegenüber am niedrig brennenden Feuer. Die Wärme war von den Steinen aufgenommen worden und strahlte von dort zurück. Hinter dem neuen Herrn vom Berge standen zwei Krieger und zwei Magier, die Styliann mit unverhohlenem Misstrauen beäugten, während er niemand außer Cil als Leibwächter mitgebracht hatte. Trotzdem, so überlegte er, war er im Zweifelsfall deutlich im Vorteil.
»Wie lautet nun Eure Antwort?« Styliann setzte das leere Glas am Kamin ab und spürte die Wärme des Feuers auf dem Arm.
»Was Ihr mir erzählt habt, ist offen gestanden unglaublich«, sagte Dystran. »Und da Ihr Euch weigert, Euch dem Wahrspruch zu unterwerfen, bin ich skeptisch, ob es überhaupt stimmt.«
»Hört doch auf, Dystran. Ihr wisst genau, dass meine Weigerung, mich dem Wahrspruch zu unterziehen, ganz andere Gründe hat. Ich biete Euch alles, was Ihr haben wollt, für ein paar Papiere, von denen wir beide wissen,
dass der Rabe sie bekommen muss, wenn wir überleben wollen.«
»Aber Ihr verlangt die Protektorenarmee«, sagte Dystran.
»Aus dem gleichen Grund. Zum Schutz. Falls es Eurer Aufmerksamkeit entgangen ist, die Wesmen sind in großer Zahl in den Osten eingedrungen, und ich muss das Haus wohlbehalten erreichen. In sieben Tagen könnt Ihr die Bindung aufheben, und dann werden sie Euch gehören. Ich habe lediglich eine Bitte formuliert, und Ihr wisst, dass Ihr mich daran hindern könnt, jemals wieder zurückzukehren, sobald ich das Kolleg verlassen habe.«
»Und Ihr versprecht, den Wechsel der Bindung der Protektoren nicht mehr zu unterlaufen?« Dystran schüttelte ungläubig den Kopf.
»So ist es. Ich werde die Urkunden, die Eure Amtsübernahme besiegeln, sofort unterzeichnen, wenn Ihr sie vorbereitet habt.« Styliann schenkte sich ein neues Glas Wein ein. »Ich sehe wirklich keinen Grund, warum Ihr
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