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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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schlenderte durch die Ruinen des Kollegs, während seine Krieger sich auf den schnellen Marsch nach Süden vorbereiteten. Er hatte gleich gewusst, dass der junge Magier reden würde. Er war gut in seiner Magie, hatte jedoch einen schwachen Willen, wenn er gefoltert wurde. Vorteilhaft war auch gewesen, dass man ihn bereits geschwächt in der Krankenstation aufgegriffen hatte. Die anderen Ratsmitglieder, die alten Starrköpfe, hatte er einfach hinrichten lassen. Das war die einzige Möglichkeit, die Gefahr zu verringern.
    Alle bis auf Barras. Barras war ihnen bisher entkommen, doch das Kolleg verfügte über weitläufige unterirdische Anlagen. Da konnte ein Feigling leicht weglaufen und sich verstecken.
    Bevor er Julatsa verließ, wollte Senedai allerdings sein Versprechen einlösen. Er wollte den Kopf des Elfenunterhändlers haben. Erst dann wollte er den Raben verfolgen, der die Waffe besaß, die den Krieg entscheiden sollte. Die Waffe, mit der man die Drachen nach Balaia holen konnte. Die Waffe, mit der sich die Untergangsmythen
für die Völker des Westens erfüllen würden. Sein Vogel war schon geflogen, um Tessaya zu alarmieren.
    »Barras, wo versteckst du dich?« Senedai lief vor dem Turm über den Hof. Seine Männer plünderten bereits das Kolleg. Das Pflaster war nass vom Blut der Magier. Ihre Leichen lagen verstreut auf den Wehrgängen und im Hof und in den Hallen der brennenden alten Gebäude. Das übrige Volk war am Südtor zusammengetrieben worden. Für diejenigen, die erst vor kurzem aus dem Kornspeicher befreit worden waren, war die Rückkehr in die Gefangenschaft fast nicht zu ertragen, und die weinenden Männer und Frauen zeigten, wie es um die Stimmung der überlebenden Julatsaner bestellt war. Hoffnungslos und niedergeschlagen waren sie. Jetzt würde keiner mehr kommen und sie retten, und alle ließen niedergeschlagen die Köpfe hängen.
    Ihre Soldaten, die angesichts der überwältigenden Zahl der Feinde tapfer gekämpft hatten, sollten, sofern sie noch lebten, entscheiden können. Entweder starben sie den Tod eines Kriegers, oder sie akzeptierten die Versklavung. Den Einwohnern der Stadt stand diese Wahl nicht offen. Sie sollten die Stadt für die neuen Herren wieder aufbauen.
    Senedai blieb stehen. Die Antwort auf seine Frage stand direkt vor ihm. Der Turm.
    Er allein war vom Feuer und der Macht der Wesmen verschont geblieben. Die Magier, die noch übrig waren und nicht verängstigt durch die Katakomben rannten, wie es zweifellos eine Reihe von ihnen tat, hofften sicher, die Angst vor der Magie werde die Wesmen davon abhalten, das Zentrum des Kollegs zu stürmen. Falsch. Das Kolleg war besiegt, und der Turm war nichts weiter als ein Gebäude, das abgerissen werden musste.
    Senedai lächelte. So sah jedenfalls die Theorie aus. Wie
die unversehrten Steine verrieten, war die Praxis ein ganz anderes Kapitel. Alle Wesmen fürchteten die Macht, die einem magischen Turm innewohnte, doch diese Macht war nach dem Tod so vieler Magier gewiss im Schwinden begriffen. Er rief ein halbes Dutzend Männer an seine Seite und tat ihre Furcht mit einer Handbewegung ab, die auch sein eigenes schwankendes Selbstvertrauen aufbauen sollte.
    »Das Kolleg gehört uns«, sagte er. »Wer sich jetzt noch dort drin versteckt, ist verängstigt und mutlos. Folgt mir, und wir werden den letzten Schritt zum Sieg tun.«
    Fast sofort, nachdem er eingetreten war, spürte er den Druck. Auch Senedais Männer konnten es fühlen. Eine bedrückende Atmosphäre, die sich auf Schultern und Nacken legte und die Kehle zuschnürte. Flüssiges Blei schien durch die Glieder zu strömen. Den Männern war es nicht geheuer, und Senedai hatte Mühe, nicht im Schritt zu stocken und damit seine eigene Beklommenheit zu verraten.
    Der Lord der Wesmen fürchtete, er müsste den ganzen Turm nach seinem Opfer absuchen, aber das war nicht nötig. Sobald er drinnen war und die zentrale Säule umrundet hatte, hörte er von unten Stimmen heraufdringen. Sie murmelten und sprachen Anrufungen.
    Er führte seine Männer eine kurze Treppe hinunter, die der Krümmung der Außenwand folgte. Am Fußende der Treppe gab es eine einzige Tür, vor der ein Mann stand, den Senedai erkannte. Die Wesmen rückten, die Schwerter in den Händen, weiter vor.
    »Ah, die altersschwache letzte Verteidigung«, sagte er.
    »Immerhin eine, die Eure feigen, hirnlosen Horden zwölf Tage aufgehalten hat«, sagte General Kard. »Und ich werde persönlich dafür sorgen, dass Ihr nicht

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