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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Regengüssen und kaltem Wind bestimmt war. Das fahle Licht verstärkte noch die unangenehme Ausstrahlung des statischen Mana, das Septerns Riss erzeugte. Es war ein Gefühl, dass irgendetwas grundsätzlich nicht stimmte.
    Doch nicht nur das Wetter war anders als beim letzten Besuch. Vor den Ruinen von Septerns Haus stand Styliann mit seiner Protektorenarmee. Eine dunkle Traube von Kämpfern, die sich beinahe unmenschlich still hielten. Kaum zu erkennen durch den Dunst und noch fünfhundert Schritt entfernt. Links neben Hirad ritt der Unbekannte Krieger so zögerlich, dass der Rabe kaum voran kam.
    In den vier Tagen, die der Ritt zu Septerns Haus gedauert hatte, war seine Stimmung von harter Entschlossenheit zu mürrischer Grübelei gewechselt, und jetzt empfand er Zorn und Verwirrung. Als der Rabe sich der niedrigen Scheune näherte, wo er seinem Tod begegnet war, kam es sogar zu einem bissigen Wortwechsel mit Hirad, und die Nähe der Protektorenarmee tat ihr Übriges.
    »Du solltest einfach vorbeireiten und es hinter dich bringen«, sagte Hirad.
    »Das zeigt, wie wenig du davon verstehst.« Der Unbekannte deutete auf die Protektoren. »Sie wissen es. Sie verstehen es, aber sie können nichts sagen.«

    »Würde es denn helfen, wenn sie etwas sagen könnten?« , fragte Hirad kurz angebunden.
    »Ja, verdammt, es würde helfen«, fauchte der Unbekannte. Er zügelte sein Pferd und hielt an. »Versuch doch mal, es in deinen Kopf zu bekommen. Hast du wirklich keine Ahnung, wie ich mich fühle?«
    Hirad zuckte mit den Achseln. »Aber du bist hier«, sagte er. »Du bist hier und atmest. Was da unter der Erde liegt, das bist du nicht. Deine Seele steckt nicht da drin.«
    Der Unbekannte zuckte zusammen, als hätte er eine Ohrfeige bekommen. »Meine Seele? Bei den Göttern in der Erde, dein Maul wird eines Tages noch dein Untergang sein«, knurrte er. »Du hast wirklich keine Ahnung, wie es um meine Seele bestellt ist. Eigentlich müsste sie längst bei meinen Ahnen sein und in Frieden ruhen. Nicht in einen Körper gesteckt, der nicht mein ursprünglicher Körper ist, und der all diesem … all diesem Mist hier ausgesetzt wird.« Er machte eine ausholende Armbewegung, die alles einschloss – die Protektoren, Septerns Haus, den Raben.
    »Wenn du gehen willst, dann geh nur«, sagte Hirad. »Verlasse die einzigen echten Freunde, die du noch hast. Ich werde dich nicht aufhalten.«
    »Um Himmels willen, Hirad, hör doch mal auf das, was er dir erklären will«, schaltete sich Ilkar ein, bevor der Unbekannte noch einmal etwas erwidern konnte. »Unbekannter, du brauchst Zeit, um allein zu sein. Ich denke, die Scheune ist der richtige Ort. Hirad, wir müssen uns mit Styliann befassen.«
    Hirad wurde wütend, aber er beherrschte sich. Ilkars Gesicht war hart geworden, und der Unbekannte nickte Ilkar nur dankbar zu, schoss einen vernichtenden Blick auf Hirad ab und trieb sein Pferd wieder an, um zur Scheune
zu reiten, vor der sein Grab lag, das er niemals hätte sehen dürfen.
    »Hirad, wir müssen reden«, sagte Ilkar.
    »Jetzt gleich?«
    »Wenn Denser und Erienne für den Raben mit Styliann verhandeln, dann ist es auch für uns der richtige Augenblick, findest du nicht?«
    Hirad zog die Augenbrauen hoch. »Hältst du mich für unsensibel?«
    »Du hast deinen Hang zur Untertreibung gewiss nicht verloren«, sagte Ilkar. »Reite mit mir, Hirad Coldheart. Reite mit mir und hör mir zu.«
     
    Der Unbekannte Krieger sprang ein gutes Stück vor der Scheune vom Sattel und überließ es dem Pferd, herumzulaufen oder sich zu den anderen in den Ruinen des Hauses zu gesellen.
    Erinnerungen gingen ihm durch den Kopf. Sein Herz pochte laut und wild in seiner Brust, und die Schläge dröhnten ihm in den Ohren. Er erinnerte sich an die Destranas, die Kriegshunde, die ihn mit gebleckten Zähnen ansprangen, an den tropfenden Geifer, an die verdrehten Augen. Er spürte, wie sein Schwert sich in ihr Fleisch grub, er fühlte den heißen Atem im Gesicht, den Biss der Reißzähne in der Schulter und das Blut, das aus seiner zerfetzten Kehle spritzte.
    Er fasste mit der behandschuhten Hand zum Hals, und sein Blick trübte sich wie zuvor. Er hatte den Geschmack des Todes im Mund, alle Geräusche um ihn waren gedämpft. Er ging auf die Knie und stützte sich auf die freie Hand, er keuchte, Tränen quollen ihm aus den Augen, bis er kaum noch etwas sehen konnte. Er hustete und würgte, dann nahm er die Hand vom Hals und starrte sie an, während sich sein

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