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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Magier. »Ihr müsst damit leben, dass er etwas weiß, das wir nicht wissen. Das passiert nicht oft, aber wenn es passiert, dann sorgt er dafür, dass man es nie vergisst.«
    »Nun?«, bohrte Denser.
    »Es ist keine Magie. Nicht in dem Sinne, wie ihr die Magie versteht«, erklärte Hirad. »Es ist ein Stück interdimensionales Material, das die Signaturen der Kaan und von Balaia trägt. Niemand aus einer anderen Welt kann es
durchdringen. Für alle anderen ist es massiver Stein. Sind die Drachen nicht klug?« Er marschierte durch die Wand.
    Auf der anderen Seite bestätigte sich dann, was Denser über die Landschaft berichtet hatte. Sie kamen in einem weiten Tal mit geschwärzter Erde und versengten Bäumen heraus. Tote Stämme reckten sich zum Himmel, die Äste waren wie Finger, die nach Hilfe suchten. Nur die zähesten Büsche konnten sich in dem verdorrten Boden halten. Ein beißender Gestank hing in der Luft.
    Von außen gesehen, war der Felsen nur einer von einem Dutzend, die am Hang des Tals verstreut waren. Über ihnen spannte sich ein weiter, blauer Himmel, über den hohe weiße Wolkenfetzen zogen. Nichts regte sich. Kein Tier schnüffelte unter den Bäumen herum, kein Vogel zwitscherte in den Ästen oder schoss durchs Unterholz. Die Luft war hier schwerer, dichter und feuchter als auf der Erde, und alle Gerüche waren fremd. Es war unangenehm, wenn die Luft in die Lungen eindrang, aber nicht gefährlich.
    »Es ist so still hier«, hauchte Erienne. Der Rabe stand ein paar Schritte von Styliann und seinen sechs Protektoren entfernt. Letztere wirkten ein wenig zerstreut, was dem Unbekannten nicht entging. Links von ihnen wartete Jatha mit zwei Dutzend seiner Leute. Dieses Volk war nach den Maßstäben Balaias recht klein, in etwa so groß wie der arme Will, aber stämmiger, mit kräftigen Schultern und Beinen. Anscheinend waren sie an schwere körperliche Arbeit gewöhnt. Alle waren Männer und alle hatten unterschiedlich lange, geflochtene Bärte. Jathas Bart wies die kompliziertesten Muster auf.
    Während der Rabe noch das verwüstete Land betrachtete, suchten Jathas Leute schon den Himmel ab oder pressten die Ohren an den Boden, um zu lauschen, ob ein Angriff käme. Nie entfernten sich ihre Hände weit von den
Waffen. Es waren kurze Breitschwerter mit flachen Klingen und gedrungene Streitkolben, die im Kampf höchst unzivilisiert, aber wirkungsvoll geschwungen werden konnten.
    »Und nun?«
    »Nun reisen wir nach Wingspread. Ins Brutland der Kaan«, sagte Hirad.
    Jatha kam zu Hirad und macht ein besorgtes Gesicht.
    »Kommt«, sagte er, immer noch unbeholfen sprechend. »Schlechter Ort hier.« Er deutete mit dem linken Arm zum Talgrund. In der Ferne flimmerten Berge in der Hitze der Sonne. »Heim«, sagte er.
    »Es ist Zeit zu gehen«, sagte Hirad. »Sieht so aus, als müssten wir laufen.«
    »Können uns die Drachen nicht hinfliegen?«, fragte Denser.
    »Niemals«, erwiderte Hirad mit versteinertem Gesicht.
    So marschierten sie hinter Jatha und seinen Leuten her. Die Diener des Kaan legten ein forsches Tempo vor und behielten den Himmel ständig im Auge. Der Boden war von der Sonne und vom Drachenfeuer hart gebrannt; hier und dort ragten bleiche Knochen hervor.
    »Wie weit ist es denn?«, wollte Erienne wissen. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch und sah sich besorgt um. Hirad zuckte mit den Achseln.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, drängte Ilkar. »Wir müssen noch viel lernen, wenn wir einen Spruch wirken wollen, der etwas ausrichtet.«
    »Falls wir das überhaupt schaffen«, stimmte Denser zu. Er legte einen Arm um Eriennes Schultern. »Alles klar?«
    »Ich glaube, ich bin vor allem müde.« Sie schaute lächelnd zu ihm auf. »Es wird schon gehen.«

    Sie liefen länger als eine Stunde durchs Tal, bis Jatha schließlich nach links abbog und einen Hang hinaufkletterte, auf dem steile und flache Abschnitte wechselten. Oben hielt er mit seinen Männern an. Hier standen die geschwärzten Baumstümpfe etwas lichter. Was der Rabe nun sah, war atemberaubend.
    Vor ihnen lag eine leicht gewellte Ebene, die mit hohem Gras bewachsen war, das leise im Wind raschelte. Böen spielten auf der rot und blau gefleckten gelben Fläche und zeichneten dunklere Muster ins Gras, die wie Strömungen im Meer zusammenliefen und sich wieder verloren. Hier und dort verschandelten schwarze Flecken das Land. Weit vor ihnen grenzte die Ebene an die Vorberge einer von Wolken verhüllten Gebirgskette, die sich quer über den Horizont

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