Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Auseinandersetzungen geführt hatte.
Der ehemalige Herr vom Berge nickte steif. Ilkar schaffte es sogar zu lächeln.
»So bereit, wie ich nur sein kann«, sagte er.
»Ich wünschte, ich könnte das Gleiche von mir selbst sagen«, meinte Hirad. »Denser? Gibt es etwas, das wir wissen müssen?«
»Nur dass ihr gleich eine Überraschung erleben werdet. Die Welt da drüben ist chaotisch, und sie ist inzwischen sicher nicht besser geworden.«
Doch was sie dann sahen, entsprach ganz und gar nicht Densers Beschreibung. Er hatte von geschwärzter Erde gesprochen, von einem Himmel voller Drachen und von Feuerlanzen, die von oben herunterfuhren. Doch sie kamen im Innern einer Höhle heraus. Es war dunkel, ein paar Schritte vor ihnen war hinter einem scharfen Knick ein sanftes grünes Licht zu erkennen.
»Was, zum Teufel, ist das?« Denser klopfte den Staub von seinen Hosen. »Der Riss muss sich verlagert haben.«
»Ich glaube, ohne den Magier, der den Spruch gewirkt hat, ist das nicht möglich«, sagte Erienne.
»Tja, dieser verdammte Fels war aber vorher nicht da.«
»Hat jemand mal eine Fackel?« Hirad lächelte.
»Darf ich fragen, warum?«, wollte der Unbekannte wissen.
»Vielleicht sind Drachen an die Wände gemalt oder so.«
»Du bist urkomisch, Coldheart«, fauchte Denser. »Ich weiß doch, was ich gesehen habe.«
»Dann«, sagte Styliann mit ruhiger, selbstsicherer Stimme, »dann muss jemand dies hier gebaut haben.«
Hirad sah Styliann schräg von der Seite an, doch bevor er etwas sagen konnte, packte ihn Sha-Kaans gewaltiger Geist.
»Willkommen in meiner Welt, Hirad Coldheart. Jetzt wirst du sehen, was eure Sorglosigkeit angerichtet hat. Jatha wird euch aus der Enklave führen.« So schnell, wie die Macht gekommen war, verschwand sie auch wieder, und Hirad sah dem Unbekannten ins verwirrte Gesicht.
»Alles klar?«
Hirad nickte. »Es war Sha-Kaan. Er weiß, dass wir hier sind. Er …« Er unterbrach sich, als sich vor ihnen im Licht ein Schatten bewegte. Blitzschnell war der Rabe in Position. Hirad, der Unbekannte und Thraun zogen automatisch die Schwerter und stellten sich mitten in der Kammer auf. Ilkar, Denser und Erienne postierten sich dahinter. Einen Moment später kamen die Protektoren auf beiden Flanken hinzu.
Ein kleiner, einfach gekleideter Mann, der an der Hüfte eine Waffe in einer Scheide trug, tauchte vor ihnen auf. Trotz der Krieger, die vor ihm standen, zeigte er keinerlei Furcht. Der lange, geflochtene Bart teilte sich zu einem Lächeln. Hirad entspannte sich und steckte das Schwert weg.
»Jatha?«, fragte er, doch er wusste schon, wer vor ihm stand. Der Mann nickte und sagte mit einer Stimme, die das Sprechen offenbar halb verlernt hatte: »Hirad Coldheart. Der Rabe.«
29
Lord Tessaya erhielt gegen Mittag binnen einer Stunde zwei Nachrichten mit Hilfe der Elstern. Die Botschaften veranlassten ihn, ein Gemetzel anzuordnen, das er lieber vermieden hätte.
Die erste Botschaft kam von den Überbleibseln von Taomis Streitmacht, die nach Nordwesten in Richtung Understone flohen. Sie bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen über die Lage der Invasion von Gyernath und über den widerspenstigen Baron, dessen Wein er so genossen hatte. Noch schlimmer war die Meldung, dass sein Nachschubstützpunkt im Süden zerstört war, und dass Darrick nicht nur am Leben war, sondern auch erbittert kämpfte.
Die zweite Botschaft hatte zwar die Nachricht aus Julatsa gebracht, auf die er schon lange hoffte, doch sie löste auch einen nagenden Zweifel aus, weil von einer kleinen Einheit die Rede war, die einige Stunden vor dem Fall des Kollegs den Belagerungsring durchbrochen habe. Angeblich ging es um eine Mission ins Land der Drachen und um eine große, tödliche Gefahr aus dem Himmel, die
viel schlimmer war als alles, was die Wytchlords jemals hätten entfesseln können. Da diese Nachricht so bald schon kam, nachdem seine Männer, die den verfluchten Xetesk-Magier verfolgt hatten, geschlagen worden waren, wurde er zum ersten Mal, seit er sein Dorf verlassen hatte, unsicher.
Er hasste sich selbst dafür, doch schließlich rief er Arnoan zu sich. Die beiden Männer setzten sich in den Gasthof, aßen und redeten. Die Augen des alten Schamanen blitzten boshaft. Tessaya wusste, dass Arnoan das Gefühl hatte, ein großes Unrecht werde endlich wieder gutgemacht, und er ließ ihn gern in dem Glauben.
»Es wird sich auszahlen, wenn du ruhig bleibst«, sagte Arnoan. Er brach ein Stück Brot ab und tunkte
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