Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
mir dein Ehrenwort zu geben.«
»Meine Antwort«, sagte Sha-Kaan, »sieht so aus, wie du es erwarten kannst.«
Stylianns Lächeln wurde breiter. »Oh, ihr Götter«, keuchte Hirad. Er wusste nicht genau, was ihn trieb, aber er stürzte los, riss Styliann Septerns Texte aus den Armen, warf sich auf den Boden und rollte sich ab.
Zwei Flammenzungen fuhren aus Sha-Kaans Mund. Hirads letzte Wahrnehmung war, dass das Lächeln aus Stylianns Gesicht wich, als der Magier im letzten Moment seinen Tod kommen sah. Er wurde von den lodernden Flammen fortgeschleudert.
Dreißig Schritt entfernt landete er wieder auf dem Boden, der Rumpf war von den relativ unbeschädigten Beinen getrennt, Brust und Gesicht waren verschwunden.
»Unverschämter Mensch«, sagte Sha-Kaan.
Der Unbekannte half Hirad auf die Beine. Die Knie des Barbaren zitterten, beinahe wäre er vom Feuerstoß noch getroffen worden. Denser hatte sich eine Hand auf den Mund gelegt. Sein Gesicht war aschfahl, ihm war übel wie allen anderen. Den anderen Arm hatte er um Erienne gelegt, die kurzatmig keuchte. Hirad wandte sich an Ilkar. Der Elf sah ihn fassungslos an und schüttelte leicht den Kopf. Seine Ohren zuckten und liefen rot an.
»Ich hoffe, du kannst etwas damit anfangen«, sagte der
Barbar. Er drückte ihm die Schriften, Pergamente und Bücher in die Hand.
»Ich werde meine Vorbereitungen fortsetzen«, sagte Sha-Kaan. Aller Ärger war aus seiner Stimme gewichen. »Ich rechne umgehend mit einem neuen Lösungsvorschlag von eurer Seite.«
Ilkar wollte protestieren, doch Hirad brachte ihn mit einer raschen Geste zum Schweigen. »Nicht jetzt«, sagte er. »Kommt schon.« Er führte den Raben fort. Die drei Protektoren liefen hinüber und stellten sich neben Stylianns verkohlten Körper. Sie wechselten ratlose Blicke und sahen zum Unbekannten.
»Was wird mit ihnen?«, fragte Hirad.
»Ich weiß es wirklich nicht«, antwortete der Unbekannte. »Aber wir haben Dringenderes zu erledigen. Ilkar, Denser, Erienne, welche Möglichkeiten haben wir jetzt noch?«
Die anderen beiden drehten sich wortlos zu Ilkar um, der für alle antwortete.
»Nur eine einzige. Wir haben in der Bibliothek von Julatsa etwas über die Theorie gelesen, aber wir haben es verworfen, zumal dann Styliann gekommen ist, der so viel besser informiert schien. Gott sei Dank, dass du die da gerettet hast, Hirad.« Ilkar tippte auf die Texte.
»Dann könnt ihr also immer noch den Riss und den Korridor schließen?«, fragte der Unbekannte.
»Technisch gesehen, ja«, sagte Erienne.
»Es sieht folgendermaßen aus«, ergänzte Ilkar. »Wir haben jetzt nicht mehr genug Kraft, um den Spruch wie vorgesehen zu wirken. Und wir können den Spruch nicht mehr lange genug halten, um den interdimensionalen Raum ordentlich zu vernähen.«
»Was wollt ihr dann tun?«, fragte Hirad.
»Wir können einen Zusammenbruch auslösen«, sagte Ilkar.
»Sehr gut, also gibt es keine Probleme.« Hirad klatschte in die Hände, doch sein Optimismus verflog, als er Erienne den Kopf schütteln sah. »Was ist denn noch?«
»Wir wissen nicht, was ein solcher Zusammenbruch hier oder in Balaia oder irgendwo dazwischen auslöst. Durch den interdimensionalen Raum werden Erschütterungen laufen, und Septern hat sich zu den möglichen Risiken, die damit verbunden sind, sehr klar geäußert. Wir könnten eine Neuanordnung der Dimensionen erzwingen, wir könnten das Grundgewebe einer oder aller Dimensionen zerstören. Wir wissen es einfach nicht.« Erienne fuhr sich mit einer Hand durchs Haar.
»Aber wir haben doch sowieso keine Wahl, oder? Dafür hat Sha-Kaan gesorgt.«
»Nein, haben wir nicht«, stimmte Denser zu. »Da ist aber noch etwas. Wir müssen innerhalb des Risses sein, wenn wir ihn einstürzen lassen.«
Der Schock erfasste sie alle, obwohl sie weit entfernt waren. Für diejenigen, die Wache hielten, war es wie ein Tornado im Bewusstsein, der sich aus dem Unterbewussten erhob und durchs Bewusstsein tobte.
Für diejenigen, die ruhten, war es ein entsetzlicher Albtraum. Im Schlaf waren sie dem Gefühl hilflos ausgeliefert, und sie erwachten voller Angst. Zweihundert Lippenpaaren entwich ein Stöhnen.
Ein Wesmen-Krieger, der sie beobachtete, hätte die körperlichen Symptome gesehen, ohne jemals den Grund erraten zu können. Die Reihe, die Wache hielt, schwankte. Freie Hände wurden an Köpfe gehoben, Beine zitterten, Füße suchten einen Halt. Hinter ihnen standen die
anderen fassungslos da, sahen sich um und
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