Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
sobald die Dämmerung kam.
Jetzt saß er abseits, war mit seinen Gedanken allein und streckte die Muskeln seiner Beine. Es war sinnlos, noch zu schlafen, da die Dämmerung so nahe war, aber trotzdem musste er sich ausruhen, weil es sicher ein langer Tag werden würde.
Erst jetzt wurde Darrick bewusst, welch großes Risiko er eingegangen war. Er wusste, dass nun der Tag begann, an dem der Mittagsschatten über Parve die ganze Stadt bedecken
würde, wenn die Berechnungen richtig waren. Es war der Augenblick, in dem die Kaan nicht mehr zahlreich genug waren, um den Durchgang zu schützen, sodass feindliche Drachen durchbrechen und Balaia angreifen konnten. Er hatte keine Ahnung, wann oder ob überhaupt der Rabe auftauchen würde. Wenn er nicht kam, dann spielte es vermutlich auch keine Rolle mehr, weil das bedeutete, dass der Riss über Parve nicht geschlossen werden konnte. Dann würden sie früher oder später sowieso alle in den Flammen sterben.
Wenn er aber kam, welchen Unterschied machte es dann, ob Septerns Riss von den Leuten aus dem Osten geschlossen werden konnte? Der Rabe bestand nur aus wenigen Kriegern, und so gut sie auch waren, wenn die Schlacht, die nun beginnen sollte, nicht zu Gunsten des Ostens verlief, dann hätte der Rabe am Ende Balaia doch nur gerettet, damit die Wesmen es beherrschen konnten.
Irgendwie hatte er es schon immer gewusst. Es ging nicht nur darum, die Wesmen davon abzuhalten, den Riss zu erobern, und daran zu hindern, den Raben zu besiegen. Nein, es war ein Kampf um ganz Balaia. Er wusste ganz genau, warum er mit niemandem darüber gesprochen hatte. Irgendwie hatte er es bis jetzt selbst nicht richtig glauben können. Als ihnen von Tessayas Armee der Weg versperrt gewesen war, hatte er vermeiden wollen, dass seine Männer in Verzweiflung gerieten. Sie hatten sich zunächst darauf konzentrieren müssen, die Blockade zu durchbrechen, und konnten noch nicht wissen, wie wichtig es werden würde, mit einem Teil der Armee bis zu Septerns Haus vorzustoßen.
Jetzt waren sie aber hier, und sie sollten die Wahrheit erfahren. Ja, sie mussten es wissen. Wenn sie trotz der ungünstigen Zahlenverhältnisse kämpfen sollten, dann
mussten sie genau wissen, was auf dem Spiel stand. Und Izack musste seinen Leuten die gleiche Botschaft übermitteln.
Er stand auf, um einen Magier zu suchen.
Sha-Kaans Augen blitzten. Er wandte den Kopf von Hirad ab, der besorgt den hinter ihm versammelten Raben betrachtete.
»Findet eine andere Lösung«, sagte der Drache tonlos. »Was ihr vorschlagt, wird nicht geschehen.«
»Großer Kaan, es gibt keine andere Lösung. Wir haben keine Zeit mehr. Es gibt nicht genug Spielraum, um weiter zu forschen. Der Riss muss jetzt geschlossen werden, sonst ist er nach deinen eigenen Worten zu groß, um verteidigt zu werden.«
Die Morgendämmerung begann, doch die Feuer verbreiteten weiter ihr vom Dunst gedämpftes Licht. Es wurde langsam warm.
»Kein Mensch wird jemals auf einem Kaan reiten. Das wäre eine Unterwerfung. Es ist verboten.«
»Es ist keine Unterwerfung, es ist notwendig«, flehte Ilkar.
Sha-Kaans Kopf kam wieder herum, von den riesigen Zähnen tropfte der Brennstoff. »Ich erinnere mich nicht, dich zum Sprechen aufgefordert zu haben, Elf.«
Hirad holte tief Luft. »Sha-Kaan, ich bin dein Drachenmann. Darf ich frei sprechen?«
»Das ist dein Recht«, sagte Sha-Kaan.
»Gut.« Hirad baute sich vor Sha-Kaan auf und blickte ihm in die Augen. »Ich verstehe deine Gefühle, was diese Situation angeht, aber es ist unsere einzige Chance. Ich weiß, dass es nicht deine Absicht war, aber als du Styliann getötet hast, hast du einen großen Teil unserer magischen
Stärke beseitigt. Es ist nun einmal so, du hast diese Situation heraufbeschworen.
Aber wie dem auch sei, glaubst du wirklich, wir wollen auf einem Drachen sitzen und mitten in einer Schlacht herumfliegen, um einen Spruch zu wirken? Ich war bisher noch nie höher in der Luft, als ich springen kann. Bei den stürzenden Göttern, Sha-Kaan, ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen als zu fliegen. Magier tun es manchmal aus eigener Kraft, aber nicht wir Krieger. Und glaube mir, keiner von uns will das Fliegen auf diese Weise erleben.«
Sha-Kaan sah ihn ernst an. »Und das soll mich überzeugen, eurer Bitte nachzukommen.«
»Ich will dir damit nur deutlich machen, dass dies keiner von uns wollte. Du nicht und der Rabe sicher auch nicht. Aber es ist die einzige Chance für deine Brut und für Balaia. Wir
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