Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
lachten, Hirad runzelte die Stirn. Der Unbekannte räusperte sich.
»Es ist schön, dass wir dies geklärt haben«, sagte er. »Und jetzt hört zu. Darrick wird unsere Entscheidung mit ziemlicher Sicherheit verstehen, Styliann aber nicht.«
»Warum nicht?«, fragte Will.
»Weil die Triverne-Bucht der schnellste Weg nach Xetesk ist, wenn man vom Understone-Pass absieht. Wenn er es nicht einsieht, müssen wir in ein paar Nächten heimlich verschwinden. Ich hoffe allerdings, dass es nicht so weit kommt. Styliann könnte ein mächtiger Verbündeter sein, und sein Einfluss kann uns gewiss helfen, Zugang zu den Bibliotheken der Kollegien zu bekommen.«
»Ich traue ihm nicht«, sagte Ilkar.
»Was für eine Überraschung«, murmelte Denser.
»Nein, das ist mehr als das übliche Misstrauen zwischen den Kollegien. Er hat versucht, uns am Tempel der Wrethsires zu töten, und wir dürfen nicht vergessen, warum er es versucht hat. Er wollte Dawnthief in die Hände bekommen, um Macht über die Kollegien ausüben zu können,
und um den Spruch als Drohung gegen die Wytchlords und die Wesmen in der Hand zu haben. Er wollte Balaia beherrschen, und ich bin sicher, dass er es immer noch will. Die Götter mögen wissen, was herauskommt, wenn wir das Wissen der Kollegien zusammenfassen, aber ich glaube jedenfalls nicht, dass Styliann daran beteiligt sein sollte.«
»Willst du etwa Xetesk einfach außen vor lassen?«, fragte Denser scharf.
Ilkar seufzte. »Du bist doch hier, oder?«
»Du hast dich am Tempel entschieden«, fügte Hirad hinzu. »Du gehörst zum Raben.«
»Das ist noch nicht alles«, sagte Erienne. »Es ist kein Zufall und kein Versehen, dass Septerns Werk zwischen den Kollegien aufgeteilt ist. Septern hat sehr darauf geachtet, dass kein Kolleg genügend Wissen besaß, um die anderen zu dominieren.«
»War er wirklich so gut?«, fragte Will.
»Er hat das Gefahrenpotenzial seiner Magie erkannt«, erklärte Erienne. »Ich glaube, er konnte sehen, in welche Richtung seine Forschungen letztendlich führen würden. Und er hatte Recht, denn Xetesk besitzt jetzt die Dimensionsverbindung. Stell dir nur vor, welche Gefahren drohen, wenn sie dieses Tor stabilisieren können.«
»Ich höre, was du sagst«, warf Thraun ein. »Aber in deinen Annahmen ist ein schlimmer Denkfehler. Wir vertrauen darauf, dass Stylianns Einfluss uns die Türen der Bibliotheken öffnen wird. Ich denke aber, wir sollten den Tatsachen ins Auge sehen. Wenn du ein Seniormagier wärst, und er schickte dir eine Botschaft, dass du Septerns Werke durchsehen und alles zusammenstellen sollst, damit der Herr vom Berge es sich ansehen kann, würdest du dich da nicht einfach kaputtlachen?«
»Genau«, meinte Erienne.
»Richtig«, sagte Ilkar. »Niemand würde einen Finger rühren, und Styliann muss das wissen.«
»Wenn er das weiß, warum war er dann in Parve so zuversichtlich?«, fragte Hirad.
»Nun ja, er hat gute Beziehungen«, schniefte Denser. »Er würde eher seine Beziehungen spielen lassen, als direkt etwas zu verlangen. Das könnte in Julatsa und Lystern möglicherweise funktionieren. Die Dordovaner sind vermutlich ohnehin für eine direkte Anfrage offen.«
»Aber wenn er die Absicht hat, direkt mit Seniormagiern in den anderen Kollegien Kommunion zu halten, dann müssen wir ihn daran hindern, dass er die Abkürzung nach Xetesk nimmt, und wir müssen ihn daran hindern, dass er Botschaften ausschickt, damit die Forschungen beschleunigt werden«, sagte Hirad. »Das sieht nicht gut aus.«
»Was bleibt uns dann?«, fragte Thraun.
»Damit stehen wir im Unterhemd da«, sagte der Unbekannte. »Nehmen wir doch mal einen Augenblick an, dass Styliann entschlossen ist, in der Bucht von Triverne überzusetzen, und dass seine Forderung in den Kollegien auf wenig Gegenliebe stößt. Wir müssen uns jetzt genau überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen.« Er sah die anderen an, die ihm erwartungsvoll zuhörten. Er nickte und lächelte leicht.
»Genau. Ich denke, wir sollten Folgendes tun. Zuerst reden wir mit Darrick. Es ist wichtig, dass er auf unserer Seite steht. Vielleicht kann er sich dafür, südlich der Berge überzusetzen, einen taktischen Grund ausdenken, den Styliann zu schlucken bereit ist. Wenn nicht, dann werden wir in zwei Tagen, sobald wir Leionu erreichen, das tun, was wir auch jetzt tun. Wir werden so weit wie möglich von Styliann entfernt lagern. Nur, dass wir uns in dieser Nacht vier Stunden vor der Morgendämmerung absetzen werden.
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