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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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nachgegangen waren. Jetzt gehörten die Straßen den Wesmen, deren Lord die Entscheidung des Rates von Julatsa anhören und danach sein Urteil über das Kolleg sprechen wollte.
    Auf ein Signal von Kerela wurden die Tore geöffnet, und Julatsas militärische und magische Anführer stellten sich diesseits des Schirms auf. Dieses Mal gab es keine Flaggen, keine Bogenschützen und keine Leibwache. Das Treffen sollte kurz werden.
    »Wie ich sehe, leisten Euch an diesem schönen Morgen Eure Freunde Gesellschaft«, sagte Senedai. Dumpf tönte
seine Stimme durch den Schirm. Unter seinem Schnurrbart zuckte ein höhnisches Lächeln.
    »Ich sehe wenig Schönes in dieser Situation«, gab Barras knapp zurück. »General Kard und Erzmagierin Kerela sind hier, um Eure Antwort auf unsere Entscheidung zu hören.«
    »Gut. Dann sagt mir, wie Ihr entschieden habt.«
    »Wir werden Euch das Kolleg niemals übergeben«, sagte Kerela einfach.
    Senedai nickte, und sein Gesicht zeigte sogar ein wenig Bedauern.
    »Ich habe nichts anderes erwartet. Ich achte Eure Entscheidung, doch nun bleibt mir keine andere Wahl, als Euch mit anderen Mitteln als der Verhandlung zu zwingen, Eure Mauern zu verlassen.«
    »Ihr habt gestern schon etwas in dieser Art erwähnt«, knurrte Barras.
    Senedai ignorierte die Bemerkung. »Wie Ihr sehen könnt, bin ich unbewaffnet und ohne Begleitung gekommen, weil ich will, dass Ihr meinen Worten glaubt. Wenn Ihr mich, nachdem ich gesprochen habe, mit einem Eurer Sprüche niedermachen wollt, meinetwegen. Doch was ich Euch zu sagen habe, wird dann nur noch schneller verwirklicht werden.«
    »Jetzt kommt es«, murmelte Kard.
    »Sagt uns, in welchem Zustand die Gefangenen sind, die Ihr möglicherweise gemacht habt«, verlangte Barras.
    »Sie leben«, gab Senedai zurück. »Aber sie sind Gefangene. Sie sind entbehrlich.« Er hielt inne. »Es sind keine Magier unter ihnen. Jedenfalls jetzt nicht mehr. Ich musste ja befürchten, dass sie Sprüche wirken, sobald ich ihnen den Rücken kehre.«
    »Das ist ein Bluff«, sagte Kard. Er sprach leise und wandte das Gesicht von Senedai ab. »Er kann in einer
Menschenmenge keinesfalls die Magier erkennen, solange er nicht sieht, wie sie einen Spruch wirken.«
    Senedai klatschte in die Hände, und das Geräusch hallte in der frühmorgendlichen Stille dumpf im kleinen, gepflasterten Hof vor den Toren.
    »Genug geredet. Ich werde Euch jetzt erklären, was passiert, wenn Ihr Euch nicht ergebt. Im Morgengrauen, mittags und bei Einbruch der Abenddämmerung werden jeden Tag fünfzig Gefangene vor diese Mauern gebracht und gezwungen, in die Barriere zu laufen, die Ihr erschaffen habt. Jeder Versuch, uns daran zu hindern, wird dazu führen, dass weitere dreihundert Gefangene hingerichtet werden. Die Toten werden Euch zur Beerdigung übergeben. Leider können wir die Leichen aber nicht durch die Barriere bringen. Also müssen sie gut sichtbar für jeden, der von Euren Mauern herunterschaut, hier draußen liegen bleiben, bis sie verwesen und verfaulen.
    Außerdem wird jeden Abend, wenn die Dämmerung kommt, die Anzahl der Gefangenen, die in Euren Nebel marschieren, um fünfzig steigen. Ihr könnt diese Vergeltung verhindern« – er lächelte selbst über seine Wortwahl –, »indem Ihr einfach die Flagge der Kapitulation an diesem Tor hisst und die Barriere aufhebt. Ich lasse Euch noch einen Tag, um die richtige Entscheidung zu treffen. Zwingt mich nicht zu beweisen, wie ernst ich es meine.« Er machte auf dem Abatz kehrt und schritt davon.
    Barras und Kerela sahen Kard an.
    »Er wird es tun«, sagte der General und nickte ernst. »Daran zweifle ich nicht. Ich wundere mich sogar, dass er uns überhaupt noch einen Tag Zeit lässt.«
    »Zur Hölle mit dem Mann«, sagte Barras.
    »Aber in seiner Taktik ist kein Fehler zu finden, nicht wahr?«, meinte Kerela. »Dies ist in aller Öffentlichkeit geschehen,
und unsere Leute werden sehen, dass ihre Angehörigen durch etwas getötet werden, das wir geschaffen haben.«
    »Aber er ist es doch, der Gewalt anwendet, Kerela«, protestierte Barras. »Wir sind unschuldig.«
    »Das ist wahr«, gab Kerela leise zurück. »Aber es liegt in unserer Macht, die Morde zu verhindern, und ich kann jetzt schon sehen, dass unsere Leute sich sehr bald gegen uns wenden werden. Darauf müssen wir vorbereitet sein.«
    »Du meinst doch nicht, dass wir aufgeben sollen?«, sagte Barras.
    »Nein. Aber vergiss nicht, dass die meisten, die jetzt zwischen diesen Mauern leben,

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