Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Stärkung, die sie uns geben, wenn wir überleben und uns entwickeln wollen.«
»Dann braucht ihr mich doch gar nicht.«
»Ah, aber doch, wir brauchen dich.« Sha-Kaan kam näher, gab die förmliche Haltung auf und beugte sich vor, bis sein Schatten auf Septern fiel. »Denn unsere Dimension ohne das Wissen zu verlassen, wo wir herauskommen werden, ist ein Risiko, das nur ein Drache eingeht, der sehr dumm oder verzweifelt ist.«
»Aber ihr habt doch schon andere Menschen gesehen«,
sagte Septern. »Dann müsst ihr auch in Balaia gewesen sein.«
»Wir haben Visionen. Alle Drachen haben sie. Ich habe unzählige Dimensionen erblickt, auch deine, wenn die Ausrichtung richtig war und sie durch die Sphäre meiner Psyche gezogen ist. Doch obwohl wir all diese Welten sehen, können wir nicht zu diesen Orten reisen und Verbindungen einrichten, solange man uns nicht den Weg weist – oder falls wir nicht nach einem Blindflug das Glück haben, dort anzukommen, wo wir wollen.« Sha-Kaan legte sich auf den Bauch und faltete die Vorderbeine vor der Brust. Seine Schuppen glitzerten golden, wo sich der Fluss in ihnen spiegelte. Septern rückte ein Stück ab, um ihm Platz zu machen. »Du sollst uns den Weg zu deiner Dimension zeigen.«
Septern schnaubte spöttisch. »Das kann ich mir vorstellen«, sagte er. »Aber du wirst hoffentlich verstehen, dass ich diese Art von Hilfe, die du angeboten hast, lieber den Flugmenschen zukommen lasse. Ich liebe mein Land und sogar einige der Leute, die dort leben.«
»Störrischer Mensch«, zischte Ara-Kaan.
»Wie bitte?«, fauchte Septern. »Nenne mir einen vernünftigen Grund, warum ich euch und euer Feuer in meine Dimension einladen sollte.«
Sha-Kaan schloss die Augen und atmete scharf ein. Er staunte, dass es diesem Menschen erlaubt wurde, so respektlos mit den Alten umzuspringen, auch wenn er zugeben musste, dass Septerns Einwände aus seiner Sicht einiges für sich hatten.
»Weil früher oder später eine andere Brut den Weg in deine Dimension finden wird, und sie könnte darauf aus sein, euch zu zerstören, statt euch zu beschützen«, sagte er ruhig.
»Warum denn?«
»Eine Brut kann nur eine einzige Fusionsdimension haben«, sagte Dun-Kaan, als hätte er ein begriffsstutziges Kind vor sich. »Wenn eine Brut eine zweite, ungeschützte Dimension findet – und glaube mir, wir halten alle danach Ausschau –, dann wird sie deren Grundstruktur zerstören, damit sie nicht dem Feind in die Hände fällt. Wenn deine Dimension und die Brut Kaan verschmelzen, dann können wir euch beschützen, indem wir eure Position vor allen anderen Bruten verbergen.«
»Und ich soll euch einfach glauben, dass ihr nicht schon längst eine … eine Fusionsdimension habt?« Septern zog die Augenbrauen hoch.
»Wir können dir nicht ganz folgen.«
»Woher weiß ich, dass ihr nicht einfach meine Hilfe in Anspruch nehmt, um Balaia zu zerstören?«
Drachen konnten nicht lächeln wie Menschen, doch der Raum rings um die vier Drachen war erfüllt von einem Gefühl, das bei Menschen als Lachen und Heiterkeit aufgefasst worden wäre. Septern spürte den emotionalen Ausbruch, und er reagierte empört.
»Was ist denn, was soll das?«
»Ich will dir versichern, Septern von Balaia«, sagte Ara-Kaan, »dass dein Geist, wärst du ein Vertreter einer feindlichen Fusionsdimension gewesen, für unsere Gedanken verschlossen gewesen wäre. Wir hätten dich sofort als das erkannt, was du bist, und deine verkohlte Asche würde längst dünn verstreut durch die Luft von Keol fliegen, während wir deine Dimension durch die Tore, die du gebaut hast, vernichten würden.«
»Ich verstehe nicht, warum ihr so etwas amüsant findet«, sagte Septern mit versteinertem Gesicht. »Also gut, ich akzeptiere, was du sagst. Wie könnt ihr uns nun beschützen –
und was noch wichtiger ist, was erwartet ihr als Gegenleistung?«
»Eine intelligente Frage, und die Antwort dürfte dich interessieren, zumal du die Dimensionstheorie erforschst«, sagte Sha-Kaan. »Jede Dimension und jedes Lebewesen, das in ihr existiert, hat eine Signatur, an der man es erkennen kann. Wir können diese Signatur erkennen, indem wir unseren Geist mir euch verschmelzen.«
Mit einem Nicken forderte Septern Sha-Kaan auf, die Erklärung fortzusetzen. »Sobald die Brut die Signatur kennt, kann die Psyche der Kaan die Position eurer Dimension vor feindlichen Bruten verbergen. Wenn wir durch den Energiestrom aus eurer Dimension erstarkt sind, können wir
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