Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
nicht sehen.«
»Es sei denn, du stolperst direkt darüber.« Septern kratzte sich am Kopf. »Verstehst du, was ich meine?«
»Ja. Aber der Unterschied ist, dass eine wirksam abgeschirmte Signatur im Grunde überhaupt nicht da ist. Ein Drache ohne die richtige Signatur könnte im interdimensionalen Raum mitten hindurchfliegen, ohne überhaupt zu bemerken, was er berührt.« Sha-Kaan bog den Kopf wieder nach unten und sah Septern tief in die Augen. »Und jetzt«, sagte er, »bist du bereit, mein Drachenmagier zu werden?«
Septern nickte. »Es ist mir eine Ehre. Aber ich habe noch eine Frage. Du hast gesagt, es sei wichtig, die Grundstruktur der Fusionsdimensionen zu erhalten. Was hast du damit gemeint?«
Sha-Kaans erleichtertes Schnaufen schlug Septern als starker Wind ins Gesicht. Ein Gefühl von Wärme und Freude erfüllte ihn.
»Magier und Kaan sollen gemeinsam wachsen«, sagte er leise. »Und nun zu deiner Frage. Nehmen wir deine Dimension als Beispiel. Balaia ist natürlich nur ein Kontinent auf deiner Welt, doch dank der Konzentration der Magie ist er für das Gefüge der Welt sehr wichtig. Unsere Fusion beruht auf den Verbindungen zu den Drachenmagiern, die du nominieren und mit meiner Hilfe den anderen Drachen vorstellen wirst. Wir bauen darauf, dass viele Orte in deiner Welt intakt bleiben. Dein See, das Zentrum deiner Magie, ist einer davon. Die Zentren der alten magischen Türme in den Städten sind weitere Punkte. Die Ansammlung von Fels und Stein nahe eurer größten Stadt, jenes Gebiet, das ihr Taranspike nennt, ist ein weiterer. Auch dein Haus wird ein solcher Ort sein. Fremde Drachen könnten dies alles zerstören. Wir müssen es vor ihnen beschützen, aber auch vor den Kräften in euch selbst, mit denen ihr die Berge einreißen könntet.« Sha-Kaan legte fragend den Kopf schief wie ein Hund. Septern hätte beinahe gelacht, als ihm dieser
absurde Vergleich einfiel. »Du machst dir wegen irgendetwas Sorgen.«
Es steht mir wohl überdeutlich ins Gesicht geschrieben, dachte Septern. Doch die Lösung seines Problems saß direkt vor ihm. Den Mann hätte er sehen wollen, der Sha-Kaan das Amulett abnehmen konnte.
»Ja. Ich war aus einem bestimmten Grund bei den Flugwesen«, erklärte er. »Ich habe etwas erschaffen, das ich nicht zerstören kann, das aber in Balaia auf keinen Fall in die falschen Hände geraten soll. Ich wollte es hinter einem Dimensionstor verstecken, doch dann bin ich neugierig geworden, und so sind wir uns begegnet. Die Flugmenschen haben einen Teil des Geheimnisses, und vielleicht solltest du den Rest bekommen.«
»Was ist es denn?«, fragte Sha-Kaan.
»Ich könnte all diese Strukturen beseitigen, von denen du gesprochen hast. Dies hier«, er hob ein mit Gravuren geschmücktes Amulett, das er an einer Halskette trug, »ist der erste Teil des Rätsels, um den Zugang zu öffnen. Es ist ein Spruch. Ein sehr mächtiger Spruch. Ich nenne ihn Dawnthief.«
10
Am nächsten Abend teilte sich die Kolonne, die von Parve aufgebrochen war, in drei Gruppen. Nach dem Abendessen und der angekündigten Kommunion führten Styliann und Ilkar eine kurze Unterhaltung, bis der ehemalige Herr vom Berge sein Pferd sattelte und die Protektoren um sich scharte. Die Nachricht, dass er in Xetesk entmachtet worden sei, hatte sein Selbstvertrauen stark erschüttert.
Nachdem sie den ganzen Tag zwischen schroffen Hängen durch tiefe Täler geritten waren, bemerkte Ilkar, dass Styliann gebeugt war, und das selbstbewusste Strahlen war aus seinen Augen verschwunden. Etwas anderes, viel Dunkleres war an dessen Stelle getreten – ein halb verborgener, brütender Zorn, der sein Gesicht verdüsterte, seine Lippen versiegelte und die Sehnen am Hals hervortreten ließ.
Styliann wollte nicht sagen, wohin er ging, nur dass er so bald wie möglich mit jemandem, der ihm freundlich gesonnen sei, Verbindung aufnehmen müsse. Sein Weg sollte ihn nach Süden zur Bucht von Gyernath führen. Diesen Weg wollte auch Darrick am nächsten Morgen einschlagen, doch sie würden nicht gemeinsam reiten. Die Protektoren
brauchten kaum Schlaf, und Darricks Kavallerie würde nur Stylianns Marschtempo bremsen.
Doch als er davonritt, die Protektoren in Form eines Diamanten schützend um sich geschart, entstand eine gewisse Unruhe. Der Rabe wollte am frühen Morgen, noch vor Sonnenaufgang, möglichst unbemerkt aufbrechen und den Weg nehmen, der nördlich von Terenetsa verlief. Jetzt saßen die Rabenkrieger mit Darrick zusammen, der
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