Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
wäre sogar für uns zu viel, aber vielen Dank für die Idee.«
Der Unbekannte Krieger streckte sich und gähnte. »Völlig abwegig ist es nicht. Wenn eine große Anzahl Kämpfer aus der Stadt fliehen konnte, und wenn es wahr ist, dass Entsatztruppen aus Dordover kommen, dann könnten wir dein Kolleg aus eigener Kraft befreien.«
»Ich glaube immer noch, du befindest dich im Land der Träume, Unbekannter.«
»Tja, dahin gehört Ihr jetzt ganz sicher«, sagte Darrick. »Legt Euch hin, ich wecke Euch in vier Stunden.«
Der Rückzug der Wesmen nach Blackthorne gab dem Baron und seinen Guerillas einen großen Vorteil in die Hand. Die Wege nach Gyernath waren jetzt frei und sicher. Blackthorne hatte ein Dutzend schneller Reiter zum Hafen im Süden geschickt, um den Rat von ihrer Ankunft zu unterrichten. Die Kommunionsmagier sollten sich unterdessen für den Fall ausruhen, dass es doch noch einen Angriff der Wesmen gab. Sein versiegelter Brief hatte außerdem umrissen, welche Bedürfnisse er hatte und wie viele Männer, Pferde und Vorräte er brauchte. Den Grund hatte er nicht genannt.
Baron Blackthorne saß mit Gresse, der sich langsam erholte, sechs Tagesmärsche von Gyernath entfernt in einem Lager. Die Moral seiner Leute stieg, sie hatten einen konkreten Plan und waren nicht mehr auf bloße Schadensbegrenzung beschränkt. Jetzt hatten sie ein Ziel vor Augen, und es war etwas, an das sie glauben konnten. Sie wollten versuchen, ihre Heimat zurückzuerobern.
»Wenn wir Blackthorne eingenommen haben, ist Taranspike das nächste Ziel«, sagte Blackthorne. Gresse lächelte und sah ihn übers Feuer hinweg an.
»Ich glaube, es könnte wichtiger sein, dass wir uns in der Nähe der Bucht von Gyernath aufhalten«, sagte er. »Taranspike
kann warten. Pontois wird die Burg schließlich nicht zerstören. Eine Schande, dass er seinen beträchtlichen Einfluss nicht dafür verwendet hat, für sein eigenes Land zu kämpfen.«
»Zum Teufel mit ihm«, murmelte Blackthorne. Baron Pontois war stets aalglatt und überheblich gewesen. Blackthorne konnte sich gut vorstellen, wie er mit seinen Kumpanen lachend an Gresses Tisch saß, nachdem er die unverteidigte Burg Taranspike einfach besetzt hatte.
Lange sollte er keine Freude daran haben. Ob nun die Wesmen kamen oder eine von Blackthorne angeführte Truppe, der Tag, an dem Pontois vor Entsetzen heulen würde, war nicht mehr fern. Blackthorne hielt sich selbst nicht für einen besonders gewalttätigen Mann, aber wenn er Gresse betrachtete und den Kummer und die Bitterkeit hinter der aufgesetzten Tapferkeit sah, dann bekam er nicht übel Lust, Pontois das Herz aus dem Leib zu schneiden und es, garniert mit seinen eigenen Eingeweiden, Gresse zu servieren.
»Wir müssen Kuriere zu allen Baronen und Lords schicken, nicht nur zu denen, die der Handelsallianz von Korina angehören«, sagte Gresse.
»An alle bis auf Pontois«, sagte Blackthorne. »Ich würde lieber sterben, als Seite an Seite mit ihm zu kämpfen.«
»So sehe ich das auch.«
»Ich kümmere mich darum, sobald wir Gyernath erreicht haben. Dann haben wir auch eine genauere Vorstellung, wie viele Kämpfer wir brauchen.« Blackthorne starrte in die Dunkelheit und schmeckte die Luft. Er biss sich auf die Oberlippe.
»Was ist los?«, fragte Gresse.
»Es wird zehn oder zwölf Tage dauern, bis wir Blackthorne erreichen«, sagte der Baron. »In dieser Zeit können
sie entweder Verstärkung nachführen oder meine Stadt ausradieren. Eines ist sicher: Sie werden nicht herumsitzen und überhaupt nichts tun. Wir müssen unsere Reise um zwei Tage verkürzen, sonst kommen wir zu spät. Ich will nicht die Berge von Balan besteigen, nur um zu sehen, dass meine ganze Welt in Flammen steht.«
Bis spät in die Nacht brannten die Kerzen im Turm von Julatsa. Die Ratsmitglieder des Kollegs tagten ununterbrochen seit drei Stunden und diskutierten über die wenigen Möglichkeiten, die sie angesichts von Senedais Drohung noch hatten. Sie mussten damit rechnen, sich diejenigen zu Feinden zu machen, die sich im Schutz des Dämonenschirms befanden. Abweichend von der Tradition des Rates war auch General Kard eingeladen worden, an der Sitzung teilzunehmen. Es wäre undenkbar gewesen, einen Mann mit seiner Erfahrung auszuschließen.
»Es läuft alles auf einige wenige Fragen hinaus«, fasste Kerela zusammen, nachdem sie viel frommes Gerede gehört hatte: über die julatsanische Magie, die unbedingt erhalten werden müsse, weil sie für das
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