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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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noch etwas«, sagte Torvis, und sein Gesicht zeigte keine Spur des gewohnten Humors. »Unsere Gäste, wie Kerela sie so treffend nennt, können uns nicht zwingen, den Schirm zu entfernen, selbst wenn sie uns töten. Wenn wir nicht bereit sind, den Schirm zu entfernen, bleibt er fünfzig Tage aktiv, bis Heila wieder auftaucht.«
    Kard schüttelte den Kopf.
    »Wollt Ihr etwas einwenden?«, meinte Torvis finster. »Ich beschreibe doch nur die Fakten.«
    »Ja, ich will etwas sagen.« Kard schob den Stuhl zurück, stand auf und ging langsam um den Tisch herum. Alle Augen folgten ihm. »Diese Art zu denken führt zu Konflikten. Wenn Ihr mir sagtet, wir ändern unseren Standpunkt nicht, und du kannst uns nicht einmal zwingen, indem du uns tötest, würde ich sehr schnell auf die Idee kommen, genau dies zu tun, sobald ich erfahre, dass meine Freunde und meine Familie draußen vor den Mauern sterben. Ich würde Euch töten, damit ich sicher bin, dass Ihr zusammen mit denen sterbt, die in den Schirm getrieben werden.
    Wenn Ihr wollt, dass die Leute möglichst lange zu Euch stehen, dann müsst Ihr ihnen die Überzeugung vermitteln, dass die Konsequenzen, wenn sie sich ergeben, noch viel schlimmer sein werden. Ihr müsst ihnen vor Augen führen, dass sie dann als Sklaven von Senedai und den Wesmen leben
müssten. Ihr müsst sie daran erinnern, dass die Dordovaner kommen, und Ihr dürft niemals erwähnen, dass die Erhaltung der julatsanischen Magie in diesem Zusammenhang von Bedeutung ist. Appelliert an sie, aber schreibt ihnen nichts vor.«
    »Warum tut Ihr das nicht selbst, wenn Ihr sie so gut kennt?«, warf Vilif herausfordernd ein. Kard blieb stehen; er war gerade am anderen Endes des Tischs angekommen und stand Barras gegenüber.
    »Also gut. Ich werde es tun.«
     
    Während seine Gefangenen den neuen Palisadenzaun rings um Understone bauten und mit Steinen die Befestigungen am Pass verstärkten, wartete Tessaya ab.
    Zeit war kostbar. Darrick und der Rabe mussten schon unterwegs sein, und die schreckliche Protektorenarmee ging wieder um. Alle waren in den Osten unterwegs, alle zogen in den Kampf. Er musste verhindern, dass sie sich mit den restlichen Armeen im Süden vereinigten, und sie durften auch nicht die Kollegien und ganz besonders nicht Korina erreichen.
    Vier Tage waren keine lange Zeit, doch er hatte damit gerechnet, dass Taomi inzwischen kurz vor Understone stehen würde, nachdem er beim Übersetzen über die Bucht von Gyernath und auf dem nur wenig benutzten Weg nach Norden auf keinen nennenswerten Widerstand gestoßen war. Senedai, der die Kollegien angriff, hatte wahrscheinlich erheblich größere Schwierigkeiten.
    Vom dritten Morgen an verbrachte Tessaya Stunden damit, den bewölkten Himmel zu überwachen. Er blickte nach Süden und wartete auf ganz bestimmte dunkle Punkte am Himmel – seine Vögel. An diesem Nachmittag wurde seine Geduld endlich belohnt. Ein einzelner Vogel näherte
sich hoch am Himmel von Süden her. Tessaya band sich die Haare zurück und beobachtete den Vogel. Mit scharfen Augen verfolgte er dessen Flugbahn vom gerade fertig gestellten südlichen Wachturm aus.
    Es war eindeutig einer seiner Vögel. Er erkannte es an der Art des Fluges, am Wechsel zwischen dem schonenden Gleitflug und den kräftigen Flügelschlägen, mit denen das Tier die richtige Position in den Luftströmungen hielt und den Konturen der Landschaft folgte.
    Als sich der Vogel näherte, band Tessaya ein grünrotes Markierungsband an sein Handgelenk und winkte damit langsam über seinem Kopf. Der gestreifte Stoff flatterte im steifen Wind. Die grauweiße Elster landete auf dem Geländer des Wachturms. Tessaya nahm den Vögel auf und hielt ihn mit einem Arm an seine Brust, beugte sich vor, drückte ihm die Lippen auf den Kopf und nahm die Botschaften von den Beinen ab. Dann ließ er ihn wieder fliegen, damit er im Horst über dem Gasthof ausruhen und fressen konnte.
    »Zuverlässiger als Rauchsignale, was?«, sagte er zum Wächter auf dem Turm. Er rollte das Blatt mit der verschlüsselten Botschaft auseinander.
    »Ja, mein Lord«, erwiderte der Mann, doch das zaghafte Lächeln verschwand sofort, als Tessaya ihn scharf anschaute, nachdem er die Botschaft gelesen und deren Bedeutung erfasst hatte.
    »Mein Lord?«, fragte der Wächter.
    »Zur Hölle mit ihnen«, knirschte Tessaya. »Zur Hölle mit ihnen.« Er ignorierte den erschrockenen Wächter, marschierte zur Leiter und stieg sie erheblich schneller hinunter, als es

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