Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
seiner Sicherheit zuträglich war. Seine Reiter hatten Lord Taomi nicht gefunden. Sie hatten allerdings dessen Männer und Schamanen gefunden, abgeschlachtet
und verwesend. Sie hatten Scheiterhaufen gefunden, die nach der Art des Ostens aufgeschichtet waren. Und sie hatten Hinweise darauf gefunden, dass Taomi sich eilig nach Süden zurückgezogen hatte. Die Späher wollten weiter vordringen, doch sie konnten dies nur langsam tun. Es wäre dumm, von hinten auf das Heer zu stoßen, das Lord Taomi verfolgte.
    Wer mochte dahinter stecken? Die Angreifer waren sicher nicht aus Richtung Gyernath gekommen, denn dazu war der Angriff zu schnell erfolgt. Somit blieb nur der reiche Baron Blackthorne, dessen Wein nach Tessayas Erinnerung sauer schmeckte. Doch er wollte nicht glauben, dass Blackthorne, so gut bewaffnet er auch sein mochte, genügend Streitkräfte hatte aufbieten können, um Taomi ernsthafte Schwierigkeiten zu bereiten. Nicht ohne fremde Hilfe.
    Er las die Mitteilung noch einmal durch, dann wandte er sich zu den Baracken, in denen die Gefangenen untergebracht waren. Dieser dicke Mann, Kerus, musste ihm einige Fragen beantworten. Entweder dies, oder er würde einige Männer an die Scharfrichter der Wesmen verlieren. Die Zeit der schönen Worte war vorbei. Tessaya musste herausfinden, gegen welche Kräfte er antrat, und er war inzwischen bereit, jede nur denkbare Methode anzuwenden, um diese Informationen zu bekommen.
     
    Die Dämmerung spaltete den Himmel im Osten. Barras stand auf dem höchsten Wehrgang des Turms und blickte auf die ruhige Stadt hinunter. Ein kühler Wind wehte ihm frische Luft ins Gesicht.
    In einem Moment wie diesem konnte man sich leicht vorstellen, dass alles war, wie es sein sollte. Dass es draußen vor den Mauern keine Truppen der Wesmen gab, die das
Kolleg belagerten. Dass beim ersten Morgengrauen keine fünfzig Unschuldigen abgeschlachtet wurden. Unschuldige, deren Seelen den unersättlichen Appetit der Dämonen stillten. Ihr Schicksal würde immer auf Barras’ Seele lasten.
    Zwei Dinge straften allerdings Barras’ Tagträume Lügen. Der bedrückende Dämonenschirm, der die Mauern umgab und dessen bösartige Ausstrahlung ihm Angst einflößte, und der Turm der Wesmen, der inzwischen beinahe fertig gestellt war und die Mauern überragte.
    Sie hatten sich in Bezug auf den Zweck des Turms geirrt. Die Wesmen hatten nicht die Absicht, mithilfe dieses Bauwerks den Schirm zu durchbrechen, der sich gut achtzig Fuß in die Luft erhob. Die Räder waren dazu da, den Turm rings um die Kollegmauern zu bewegen, und die Stahlverkleidung sollte Feuer und Sprüche abwehren. Sie wollten ins Kolleg hineinschauen, und Barras musste einräumen, dass dies durchaus vernünftig war, während er zugleich die Gerissenheit dahinter verfluchte.
    Der alte Elfenmagier blickte hinaus, über die Mauern seiner Stadt hinweg. Der graue Dämonenschirm wurde sichtbar, sobald das Licht den Himmel erhellte, ein grässliches Symbol für die Schrecken, mit denen sie Tag für Tag leben mussten. Die Wesmen – oder besser deren Gefangene  – waren nicht untätig gewesen, und überall waren Hinweise darauf zu sehen, dass sie sich auf eine dauerhafte Besatzung einrichteten.
    An einem halben Dutzend Orten wurden bereits weitere stationäre Wachtürme errichtet, und jetzt bauten sie auch einen Palisadenzaun. Es würde langsam gehen, denn passendes Bauholz war nicht leicht zu beschaffen, und Julatsa war eine weitläufige Stadt. Trotzdem wäre die Stadt binnen drei Wochen von Pfählen umgeben, und dann wären die Wesmen entsprechend schwieriger zu vertreiben.

    Barras richtete den Blick auf den inneren Bereich des Kollegs. Der Turm, die vielen offiziellen Gebäude und die Nebengebäude nahmen das Zentrum des Geländes ein. Vor ihm lagen die drei langen Hallen, in denen die Fernsprüche getestet wurden. Sie erstreckten sich bis zur anderen Seite des mit Steinplatten ausgelegten Hofs, in dessen Zentrum der Turm stand. Jeder dieser Testräume war mehr als zweihundert Fuß lang, niedrig und armiert. Dort hatten sich im Laufe der Jahrhunderte einige von Julatsas größten Erfolgen und einige der schrecklichsten Niederlagen zugetragen. Jetzt dienten sie als Notunterkünfte.
    Das Gleiche galt für die Vorlesungssäle, die alte Versammlungshalle, das Hauptauditorium und das Mana-Bad, wo angehende Magier ihre Empfänglichkeit für das Mana zu entdecken suchten und um ihre geistige Gesundheit fürchten mussten, wenn sie scheiterten. Nur die

Weitere Kostenlose Bücher