Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
und Vieh. In der Nähe standen
Hühnerställe und Pferche für Schweine, doch die Tiere waren ruhig.
Auf den ersten Blick waren keine Destranas im Lager auszumachen, doch Hirad bezweifelte nicht, dass die Kriegshunde irgendwo lauerten. Möglicherweise bewachten sie die großen Zelte im Zentrum und hinderten die Wesmen daran, außer der Reihe ihre Rationen zu ergänzen.
Die anderen beiden Türme standen in etwa gleichen Entfernungen voneinander an der Peripherie des Lagers. Halb verborgene Gruppen von Zelten der Wesmen waren an erloschenen Feuern aufgebaut. Die Banner flatterten und knatterten im Wind. Thraun hatte Recht gehabt. Der einzige gangbare Weg führte weiter nach Norden, wo es nur einen Turm gab, von dem aus man sie sehen konnte.
»Also gut«, sagte Thraun. »Ihr könnt jetzt erkennen, wohin wir gehen müssen. Wir schleichen am nördlichen Rand des Lagers entlang, knapp am Hauptfeuer vorbei und dann zum Strand hinunter. Die Wächter auf dem Turm müssen wir ausschalten, sonst werden wir entdeckt. Ilkar meint, zwei Leute unter Tarnzauber könnten die Wachen überrumpeln und geräuschlos beseitigen. Das wäre das erste Hindernis auf dem Weg.«
»Damit meint er zwei Magier«, sagte Denser. »An welche beiden dachte er?«
»Wenn du willst, kannst du auch direkt mit mir reden, Denser. Ich kann dich verstehen.«
Hirad seufzte. »Wir müssen zusammenarbeiten, sonst werden wir alle getötet«, sagte er kurz angebunden und starrte Denser an. »Ich weiß, dass es schwer für dich ist, aber wir haben viel vor, und wir brauchen dich. Da drüben sind dreihundert Wesmen. Was glaubst du, wie lange wir uns halten können, wenn sie Wind davon bekommen, dass
wir direkt vor ihnen am Strand unterwegs sind und ihre Boote stehlen?«
»Mir ist unsere Situation völlig klar. Ich wollte nur wissen, wen Ilkar für sein kleines Selbstkommando einteilen möchte.«
»Mich selbst und dich, wenn du es schon wissen willst«, sagte Ilkar. »Das lenkt dich wenigstens von deinen Schmerzen ab, oder was es auch ist.«
»Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle«, sagte Denser abweisend. Doch Ilkar meinte es ernst.
»Ich weiß. Aber im Augenblick gibst du dir große Mühe, uns alle mit dir leiden zu lassen. Vielleicht macht es dir sogar Spaß, wenn du wieder aktiv wirst. Nein, ich bin sogar sicher, dass es dir gefallen wird.«
»Versuch doch mal, dein Lebenswerk zu vollenden, nur um festzustellen, dass es dich verdammt«, knurrte Denser.
»Das reicht jetzt«, sagte der Unbekannte. »Wir haben nicht viel Zeit.« Sein Tonfall brachte die anderen zum Schweigen. »Thraun, du wolltest etwas sagen.«
»Es hängt alles vom Wachturm ab. Wie ihr sehen könnt, kommen wir nicht von Norden heran, weil die Klippe zu steil ist, um hinunterzuklettern. Man würde uns sehen. Wir müssen um das Lager herum zum Turm schleichen und im Schutz der Klippen hinuntersteigen.« Thraun deutete auf die Bereiche, über die er sprach, doch Hirad konnte es im schwachen Licht kaum erkennen.
»War das euer ganzer Plan? Diese Sache mit dem Wachturm?« , fragte Will. Thraun schüttelte den Kopf.
»Sofern es nur darum geht, ins Lager zu gelangen, ja. Aber wir haben noch an zwei weitere Dinge gedacht. Zuerst einmal brauchen wir einen Ausweichplan, falls wir zu früh entdeckt werden, und dann haben wir über eine kleine Sabotage nachgedacht, da wir schon einmal hier sind.«
»Oh, bei den Göttern«, murmelte Denser.
»Es wäre unhöflich, darauf zu verzichten«, sagte Hirad lächelnd. »Lass hören.«
Styliann ritt nicht zur Bucht von Gyernath. Er hatte von Anfang an nicht die Absicht gehabt, sich dorthin zu wenden, sobald er Darricks erbärmliche Reitertruppe verlassen hatte. Die Xeteskianer in der Kavallerie hatten bei ihm vorgesprochen, doch sie hatten ihm nichts zu bieten, und er war nicht in der Stimmung, irgendwelche anderen Kämpfer anzuführen außer den Protektoren, die an Kampfesmut, Geschicklichkeit und Standvermögen allen anderen überlegen waren.
So näherte er sich von nur neunzig Protektoren geschützt den Befestigungen am östlichen Ausgang des Understone-Passes. Dort sah er sich etwa fünfzehnhundert Wesmen gegenüber, doch er war nicht sonderlich beunruhigt. In einem offenen Kampf hätte er sie vermutlich besiegen oder sogar völlig ausschalten können, doch er war nicht gekommen, um zu kämpfen. Er war gekommen, um einen raschen Durchgang in den Osten zu finden, und um ein Versprechen zu geben, das er ganz sicher nicht einlösen würde. Er
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