Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Langschwert parallel zu seinem Rücken, um den vierten Mann abzuwehren. Cil zog an seiner Axt und brachte den hilflosen Wesmen-Kämpfer aus dem Gleichgewicht. Jetzt bewegte er zum ersten Mal auch die Füße, machte eine Vierteldrehung nach links und schleuderte den gefangenen Axtkämpfer fest gegen seinen Gefährten. Beide Männer stürzten.
Er drehte sich wieder um, wehrte einen auf seine Hüfte gezielten Stich ab und schwang halbhoch seine eigene Axt. Er schlitzte dem Gegner den Bauch auf, dann fuhr die
Axt nach oben durch seinen Brustkorb, dass die Eingeweide in einem hohen Bogen aus dem Körper spritzten. Sofort drehte Cil sich wieder zu den beiden verbliebenen Gegnern um. Sie wollten eilig aufstehen, doch er kam ihnen zuvor, schlug dem einen Mann die flache Seite der Axt ins Gesicht und durchbohrte mit dem Schwert das Herz des anderen. Bevor Styliann ihn aufhalten konnte, war auch der letzte Mann enthauptet.
Cil drehte sich um und stellte sich offen hin, wie zuvor. Das Blut lief von seinen Waffen in den Staub, rings um ihn lagen die Überreste des Gemetzels, und die Zuschauer schwiegen schockiert.
Styliann wandte sich an Riasu, der mit offenem Mund die Leichen seiner Männer begaffte.
»Und nun stellt Euch vor, alle meine Männer kämpfen, und ich unterstütze sie mit meiner Magie«, sagte er. »Ihr habt dies gewollt, nicht ich.«
Riasu sah ihn an, die Angst glomm in seinen Augen, die Wut schüttelte seinen Körper, und die Erniedrigung brannte in jeder Pore.
»Dafür sollt Ihr sterben.« Riasu zog die Hand nach unten, und über die Palisade hinweg wurden Pfeile abgeschossen. Sie flogen über das Feuer hinweg in Richtung der dicht beisammen stehenden Protektoren, die Cil beobachteten. Die Pfeile schimmerten in der Spätnachmittagssonne, und alle prallten harmlos an Stylianns bereits aufgebautem hartem Schild ab.
»Ihr wollt mich auf die Probe stellen«, sagte Styliann, »und das ist gut so. Aber jetzt werde ich mit Lord Tessaya sprechen.«
»Glaubt nur nicht, Ihr könntet mir Befehle erteilen«, knurrte Riasu, das Gesicht zu einer wütenden Fratze verzerrt.
»Wählt Eure nächsten Worte sehr sorgfältig«, warnte Styliann ihn. »Ihr seid weit von Euren zweitausend Mann entfernt.«
Riasus Augen verrieten seine Angst. Er war einem Dutzend Protektoren viel näher, als ihm lieb war, und er wusste, dass seine Wächter diesen Kämpfern nicht gewachsen waren. »Ich werde Tessaya eine Nachricht schicken, dass Ihr ihn sprechen wollt.«
»Gut. Ich habe nicht den Wunsch, noch mehr Blutvergießen zu sehen.«
Riasu nickte knapp und wandte sich zum Gehen. Stylianns nächste Bemerkung brachte ihn schlagartig zum Stehen.
»Ich gebe Euch Zeit bis morgen um die gleiche Stunde, um mir die Antwort zu übermitteln«, sagte er. »Sonst werde ich durch den Pass gehen, ob Ihr Euch nun gegen mich stellt oder nicht.«
»Ich werde nicht vergessen, was Ihr getan habt, Styliann, Lord von Xetesk. Und der Augenblick wird kommen, in dem Ihr allein seid. Zittert jetzt schon vor diesem Augenblick«, sagte Riasu. Er stolzierte durch den Staub zurück zum Palisadenzaun. Seine Wächter zögerten und starrten ihre gefallenen Stammesbrüder an.
»Nehmt eure Toten mit«, lud Styliann sie ein. »Er wird euch nichts tun.« Cil reinigte unterdessen seine Waffen und steckte sie in die Scheiden, dann kehrte er zu den anderen Protektoren zurück. Styliann sah Riasu nach und setzte sich wieder ans Feuer. Der arme Narr. Er würde schon noch herausfinden, dass kein Magier aus Xetesk, und erst recht nicht ein so erfahrener, jemals allein war.
12
Die Rabenkrieger liefen in der Senke, in der sie ihr provisorisches Lager aufgeschlagen hatten, eilig nach Norden. Wills Ofen war zerlegt, auf der Erde abgekühlt und wieder in die Lederhüllen gepackt worden, die Thraun geschultert hatte. Der Gestaltwandler führte zusammen mit dem Unbekannten Krieger die Gruppe an. Hirad bildete die Nachhut, und Denser, Ilkar, Erienne und Will blieben zwischen den Kriegern.
Sie hatten mehrere Möglichkeiten ins Auge gefasst, sich ein Boot zu schnappen, doch der einfachste Plan, nämlich die Magier unter einem Tarnzauber hinzuschicken und ein Boot stehlen zu lassen, mit dem sie stromaufwärts fahren konnten, musste aus einem sehr einfachen Grund verworfen werden: Keiner von ihnen konnte bei einem Boot den Bug vom Heck unterscheiden. Vorübergehend entstand sogar eine gewisse Heiterkeit, als Ilkar einräumte, dass er niemals schwimmen gelernt und auf dem Wasser sogar
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