Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
patrouillierten die Wächter. An diesem Tag konnten sie sich etwas entspannen, denn der klare Himmel erlaubte es ihnen, weit zu sehen und sich auf jeden Angriff schon frühzeitig einzustellen.
Doch wie lange würde es noch wolkenlos bleiben? Wie lange, bis Sha-Kaan gezwungen war, mehr und immer mehr von seiner ermüdenden Brut abzuordnen, damit sie in den dicken, regenschweren Wolken, die gelegentlich aus den Bergen von Beshara herunterkamen und ihre Fracht auf seinem Gebiet abluden, Patrouille flogen? Der Regen nährte das Flammengras, doch die Wolken boten den Feinden ein Versteck. Im Augenblick war der Himmel ihr Verbündeter. Der Fluss Tere strömte stark und kräftig mitten durchs Brutland, und die Vestare konnten sein Wasser auf die Wiesen
umleiten, auf denen das Flammengras wuchs. Doch in den offenen Ebenen würde die Ernte leiden, denn das Flammengras brauchte Feuchtigkeit und verdorrte rasch, wenn es keinen Regen bekam.
Weit entfernt im verwüsteten Land Keol, wo Septerns Tor von den geschickten, klugen Vestaren versteckt worden war, stiegen frische Rauchsäulen in den Himmel. Neue Feuer verfärbten die Erde. Sha-Kaan führte seine Drachen hoch in den hellen Himmel hinauf und tauschte mit den Wächtern, denen sie begegneten, Warnrufe und Grüße aus. Als sie eilig über die Hügel von Dormar und die Wüste an der Grenze von Beshara flogen, zeigte sich, dass die dunklen Gestalten am Himmel Drachen von der Brut Veret waren.
Der Große Kaan war überrascht und sandte einen fragenden Impuls zu seinen Kämpfern. Die Drachen von der Brut Veret waren schlank und schnell und halb aquatisch. Normalerweise lebten sie in den Höhlen und Gewässern nördlich von Teras und entfernten sich niemals weit von ihrem Brutland, das weit draußen im Meer von Shedara lag. Charakteristisch für sie waren die blauen und grünen Schuppen, die spitzen Mäuler, aus denen dünne, konzentrierte Feuerstöße abgegeben werden konnten, die kurzen Hälse, vier gleich große Füße mit Schwimmhäuten und die leicht abgeflachten Schwänze, die ihnen bei der Fortbewegung im Wasser nützlich waren.
Sie hatten Knochenstachel mit Giftdrüsen auf dem Schädel und dem Hals, doch ihre Flügel, die klein und schmal waren, um ihnen in der Luft und im Wasser eine höhere Geschwindigkeit zu verleihen, waren ihre Schwäche. Sie sonderten kein Öl ab, das bei den an Land lebenden Drachen die Flügel schmierte und zugleich als Schutz vor Feuer diente. Bei ihnen waren die verzweigten Kanäle in den Flügeln mit Wasser gefüllt. Dieses leichtere System
verbesserte die Manövrierfähigkeit, doch da es keinen Schutz gab, konnten die Flügel leicht vom heißen Drachenfeuer verbrannt werden. Zuerst einmal musste man sie natürlich erwischen.
Die Kaan hatten ihr Ziel fast erreicht. Sha-Kaan fing Jathas Angst auf, er spürte sein pochendes Herz und seinen keuchenden Atem, als er und die Vestare rannten, um den Veret zu entkommen. Es waren acht von der Brut Veret, alle auf ihre Beute konzentriert. Als er die erste Angriffswelle anführte, fragte Sha-Kaan sich, warum die Veret so weit ins Landesinnere vorgestoßen waren, und ob ihr Angriff auf die Vestare zufällig oder geplant erfolgt war.
Die Veret ahnten noch nichts von der Bedrohung durch die Kaan. Sie bemerkten nicht, dass Sha-Kaan über ihnen sein Feuer bereithielt und das Maul, aus dem der Brennstoff tropfte, schon geöffnet hatte. Er setzte zum Sturzflug an und hielt sich im Windschatten eines jungen marineblauen Veret, der nur halb so groß war wie er selbst und einen einzelnen Vestar jagte.
Der Mann war weder schnell noch beweglich genug, um auf seinem Zickzackkurs durch die schwarzen Baumstümpfe den Veret abzuschütteln. Sha-Kaan konnte ihn nach links und rechts springen sehen, er bewegte sich vor und zurück, blieb stehen und rollte sich ab, rannte und blieb wieder stehen, genau wie man es ihn gelehrt hatte. Theoretisch war alles richtig. Die Körpermasse der Drachen machte sie schwerfällig und hinderte sie daran, ihrer Beute bei abrupten Wechseln von Geschwindigkeit oder Richtung rasch zu folgen, doch in der Praxis scheiterte diese Strategie, sobald ein beweglicher Veret der Jäger war.
Als Sha-Kaan sich gerade hinter den jungen männlichen Veret gesetzt hatte, der seine Beute mit geschickten Flugmanövern und kleinen Bewegungen von Kopf und Hals keinen
Moment aus den Augen verlor, öffnete der feindliche Drache das Maul und durchbohrte den Vestar mit zwei dünnen Feuerstößen. Das Opfer
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