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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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anderen Weg.« Sha-Kaan zog den Kopf scharf zurück und formte den Hals zu einem S. Er fauchte.
    »Kein Mensch soll je auf den Kaan reiten. Wir sind hier die Herren.« Sha-Kaan atmete gedehnt aus. »Es ist deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie sicher nach Teras kommen. Hast du an die Schlacht gedacht, die losbrechen würde, wenn wir mit Menschen auf unseren Hälsen gesehen würden? Kein Kaan, der einen Menschen trägt, würde überleben, unsere Brut würde vernichtet.« Er nahm den Kopf wieder herunter. »Schlage dir diesen Gedanken aus dem Kopf, Jatha. Ich verstehe die Verzweiflung, aus der er entstanden ist, aber er darf
nie wieder geäußert werden. Die Kaan werden nie ihren Hals vor den Menschen beugen. Eher würden wir sterben.«
    »Es tut mir Leid, Großer Kaan. Und danke für dein Verständnis.«
    »Wenn du nicht so wichtig für mich wärst, Jatha, dann hätte meine Reaktion auch anders ausfallen können.« Sha-Kaans Ermahnung kam nicht ohne amüsierten Unterton. »Du bist ein treuer Diener und Gefährte, Jatha. Und jetzt werden wir den Weg vor euch freimachen und eure Feinde am Boden und in der Luft vertreiben. Bewegt euch erst heute Abend weiter, wenn wir fort sind. Ich erwarte dein Signal, wenn ihr das Tor erreicht habt.«
    Jatha stand auf und breitete ergeben die Arme weit aus. Er fiel auf ein Knie, bevor er wieder sprach.
    »So soll es geschehen, Großer Kaan.«
    »Möge dir der Himmel gewogen sein.« Sha-Kaan breitete die Flügel aus und erhob sich langsam in den Himmel, um seine Brut zu rufen und seine Befehle zu geben.
     
    Am vierten Tag verlor Senedai die Geduld. Es gab keine Vorwarnung und kein neues Ultimatum. Ein stürmischer Morgen begann, schwere Regenwolken hingen am Himmel, und eine feuchte Kälte kündigte Regen an. Barras wurde von einem Alarm geweckt, der in allen Räumen des Rates schrillte.
    Er war sofort wach, gürtete das gelbe Gewand, das er schon am Vortag getragen hatte, schlüpfte ohne Socken in die Schuhe und rannte zum Hof.
    Unterwegs wurde ihm bewusst, dass sein graues Haar vom Wind ziemlich zerzaust wurde, der ihm heftig ins Gesicht schlug. Er glättete es gerade mit den Fingern, als Kard zu ihm kam.
    »Senedai?«, fragte Barras. Der alte General nickte.

    »Er hat Gefangene mitgebracht.«
    »Verdammt.« Barras lief schneller. »Ich dachte, wir könnten ihn länger hinhalten.«
    »Ihr habt bereits fünfzehnhundert Unschuldige gerettet. Es war klar, dass er irgendwann die Geduld verlieren würde.«
    Von hinten näherten sich eilige Schritte. Soldaten kamen gerannt und besetzten die Posten am Nordtor und auf den Mauern. Auch Kerela und Seldane trafen ein.
    »Dann beginnt es jetzt.« Kerela sah ihn ernst an. Barras nickte.
    »Wenn ich nur mehr Zeit hätte schinden können.«
    Kerela legte Barras eine Hand auf die Schulter und drückte.
    »Du hast für uns mehr Zeit herausgeholt, als wir uns hätten träumen lassen. Senedais Furcht vor der Magie ist viel stärker, als wir alle, von dir abgesehen, uns vorstellen konnten. Du hast es erkannt und ausgenutzt. Sei zufrieden damit.«
    »Wahrscheinlich hatte er es da noch nicht eilig, und das hat sich jetzt geändert. Ich bin besorgt, dass irgendwo etwas passiert ist, das ihn veranlasst, das Kolleg schnell einzunehmen. Vielleicht ist eins der anderen schon gefallen.« Sie stiegen die Treppe zum Torhaus und zum Wehrgang hinauf.
    »Er steht gewiss unter Druck«, sagte Kard. »Ich nehme allerdings nicht an, dass ein Sieg an einem anderen Ort der Grund ist. Eher zwingt ihn der ausbleibende Erfolg der anderen Armeen zum Handeln.«
    Ihr Bedürfnis, sich über die möglichen Ursachen auszutauschen, ließ rasch nach, als sie auf den gepflasterten Platz vor den Toren hinunterblickten. Dort stand Senedai, die Arme vor der Brust verschränkt und breitbeinig. Sein dunkler Mantel wallte im Wind, der mit der morgendlichen Kälte aufgekommen war. Sein Haar, das zu schweren Zöpfen geflochten war, bewegte sich kaum.

    Hinter ihm hatten mehr als einhundert Wesmen eine Gruppe von fünfzig Julatsanern, es waren Kinder und ältere Leute, eingekesselt. Alle schienen verwirrt und eingeschüchtert. Ihnen war klar, dass sie in gewisser Weise nicht mehr als Tauschobjekte waren. Keiner wusste allerdings, welches Schicksal sie erwartete, und ihre Gesichter zeigten weder Panik noch Angst.
    »Ich sagte doch, dass es sechs Tage dauert«, rief Barras. Senedai zuckte nur mit den Achseln.
    »Und in den vier Tagen, die vergangen sind, habt Ihr nichts weiter getan, als

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