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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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bohrten sich ins Deck oder in die Masten. Dieses Mal hatten sie noch Glück gehabt.
    Vorne und achtern flogen lautstark die Luken auf, und endlich war die ganze Mannschaft der Meerulme auf Deck. Bogenschützen rannten zu ihren Positionen hinter den drei Masten, wo sie aus der Deckung heraus ein gutes Schussfeld hatten, während auf der Landseite an der Reling Schilde aufgestellt wurden.
    Auf einen Ruf von der Mole hin rückten die Träger mit den Planken vor, von Schwertträgern mit Schilden
geschützt. Eine weitere Salve Armbrustbolzen zischte über das Deck. Dieses Mal waren die Geschosse besser und niedriger gezielt. Vier von ihnen schlugen in die Schilde, ein fünfter durchbohrte das Bein eines Matrosen. Er ging schreiend zu Boden und wurde von zwei anderen weggeschleppt.
    Eine nach der anderen wurden die Planken gehoben und ans Schiff gelegt. Zwei prallten von der Reling ab und rutschten ein Stück zur Seite, die dritte zerbrach den Holm und klemmte sich zwischen den gesplitterten Streben der Reling fest.
    »Schafft das verdammte Holz von meinem Deck!«, brüllte der Kapitän. Er drängte sich zur Reling durch. Elfen bückten sich und schoben die losen Planken zur Seite, während die ersten Elfenpfeile die Feinde trafen. Ein Armbrustschütze und zwei Schwertträger fielen. Die Schwarzen Schwingen rannten unterdessen schon die dritte Planke herauf.
    »Schmeißt sie runter!«, befahl der Kapitän.
    Die Schwarzen Schwingen hatte noch neun Armbrustschützen, deren dritte Salve die Elfen traf, die an der festgeklemmten Planke die Reling bewachten. Drei gingen sofort zu Boden und pressten die Hände auf Bäuche oder Beine, wo die Bolzen eingeschlagen waren. Knochen splitterten, Fleisch wurde durchbohrt. Die Schwertkämpfer der Schwarzen Schwingen stürmten die Planke herauf und stürzten sich auf die Verteidiger, die Armbrustschützen stellten sich in zwei Reihen auf und deckten die Mannschaft der Meerulme weiter mit Bolzen ein. Es war ein diszipliniert vorgetragener Angriff, und obwohl die Bogen der Elfen einige Angreifer in der vordersten Reihe fällten, enterten die Schwarzen Schwingen das Deck, und der Kampf Mann gegen Mann begann.

    Erienne befand sich unversehens mitten in einem lärmenden Durcheinander. Schattenhafte Gestalten eilten umher, es roch nach Angst und Kampf, und ihr wurde beinahe schwindlig. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie schmeckte bittere Galle im Mund. Sie musste an ein Zimmer voller Blut in einem Turm denken, an ihre ermordeten Söhne und an Seliks grausames Lächeln. Sie schauderte, schloss die Augen und versuchte vergeblich, die Erinnerungen zu vertreiben.
    Ren’erei war vor ihr, stieß die anderen zur Seite und zerrte Erienne aufs Deck.
    Die Rufe wurden lauter, doch bisher hörte man keinen Stahl klirren. Noch nicht. Überall rannten Leute, die aufgeregt gestikulierten oder Bogensehnen schwirren ließen. Auf dem Deck breitete sich eine Blutlache aus.
    Erienne ließ sich von Ren’erei nach rechts ziehen. Sie umrundeten das Ruderdeck und entfernten sich aus dem Bereich, in dem gekämpft wurde. Über einen schmalen Laufsteg rannten sie zum Heck des Schiffs hinauf.
    »Also gut«, sagte Ren’erei und drehte sich zu Erienne um. »Denk nicht weiter drüber nach. Steige einfach über die Reling und springe hinunter. Ich bin direkt hinter dir. Das Wasser ist kabbelig, aber nicht sehr kalt. Wir schwimmen an der Meerulme entlang bis zum benachbarten Liegeplatz, wo das nächste Schiff liegt. Alles klar?«
    Erienne sah sie fassungslos an. Unter ihnen war das dunkle, drohende Wasser, in dem sich das Schiff wiegte. Sie starrte hinunter und sah die Bewegungen, spürte schon den unerbittlichen Griff und den unausweichlichen Zug in die Tiefe.
    Sie schluckte schwer und kämpfte gegen die Übelkeit an. In ihrem Kopf drehte sich alles.

    »Gibt es denn kein Boot?«, fragte sie. Sie konnte sich einfach nicht überwinden zu tun, was von ihr verlangt wurde.
    »Nein«, entgegnete die Elfenfrau scharf. »Wir haben nicht genug Zeit. Komm schon, Erienne, bitte. Es wird schon gut gehen. Ich lass dich nicht im Stich.«
    Das Heck des Schiffs lag tiefer als das Ruderdeck, aber immer noch recht hoch, beinahe zwanzig Fuß über dem Wasser. Erienne hörte das Klatschen am Schiffsrumpf. Es klang so schrecklich weit entfernt. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie das kalte Wasser umfing, sobald sie seine Oberfläche durchbrochen hatte, wie es sie verschlang, sobald sie untergetaucht war. Und diese Hände, die

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