Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
Schiff. Du musst sofort springen. Hier unten ist nichts als Wasser, hier sind wir sicher.«
»Ich komme«, sagte sie. Ihr war bewusst, wie elend ihre Stimme klang. Sie verdrängte alle Vorstellungen von der Hölle, die unter den Wellen lauerte, alle Bilder von den nach ihr greifenden Händen und vom Verschwinden der Welt, wenn sie unterging, und machte sich bereit, endlich loszulassen.
Dann spürte sie kalten Stahl am Hals und eine starke Hand am Arm.
»Lasst mich Euch retten«, ertönte eine Stimme, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. »Ich bestehe darauf.«
Sie schaute hoch, sah das Gesicht dicht über sich und kreischte.
21
Darrick preschte ins Lager der Lysternier und rief Izack. Der Kommandant kam aus der Dunkelheit gerannt, als der General vom Pferd sprang.
»Izack, gebt Alarm. Die Truppe muss schneller im Sattel sitzen und reiten als jemals zuvor. Schickt eine Nachricht an die Dordovaner, dass sie ja nicht in die Nähe der Meerulme kommen sollen. Wenn Ihr die dordovanischen Magier findet, dann sagt ihnen, dass sie nicht mehr mit uns reiten dürfen.«
»Sir?« Izack runzelte die Stirn.
»Später. Wir müssen zur Meerulme . Ich fürchte, es wird eine Menge Ärger geben.«
»Sir!« Izack machte kehrt und rannte los. Darrick sah, wie er einen jungen Soldaten zur Glocke schickte und seinen Männern befahl, zu den Koppeln zu laufen. Zelttüren klappten auf, Pferde wieherten und schnaubten, Metall klirrte, und überall waren drängende Rufe zu hören.
Darrick drehte sich um und rannte ebenfalls zur Koppel, um sich ein frisches Pferd zu besorgen. In diesem
Moment war er nur einer unter einigen hundert Männern, die es eilig hatten.
Die Koppeln sahen aus wie das leibhaftige Chaos, doch Darrick wusste, dass dem nicht so war. Alle Pferde waren nach präzisen Regeln untergestellt, und jeder Mann konnte sein Pferd ohne Mühe und Behinderungen finden. Ganz in der Nähe brüllte Izack, der irgendwie schon wieder vor ihm war, neue Befehle.
»Aufgesessene Kavallerie, verlasst die Koppeln und sammelt euch in Trupps am Sammelpunkt eins. Eins!« Er hob einen Arm und streckte einen Finger aus, um es auch denen zu übermitteln, die ihn nicht hören konnten. »Los jetzt, Lystern, los!«
Darrick grinste. Das würde den dordovanischen Magiern überhaupt nicht passen, falls sie es gehört hatten. Die Magier hatten sie hochmütig bewacht und gegängelt und glänzten im Moment, wie er bemerkte, durch Abwesenheit. Falls sie überhaupt noch etwas Vernunft besaßen, hatten sie sich längst abgesetzt.
Er wich den tänzelnden letzten Pferden aus, denen die Sättel aufgelegt wurden, und den Reitern, die mit wehenden Mänteln zum Sammelpunkt unterwegs waren, und lief weiter. Sein persönlicher Stallbursche hielt sein Reservepferd schon bereit. Die Stute sah im Fackelschein tadellos aus, das Fell glänzte, sie hatte schon erwartungsvoll den Kopf gehoben, Zaumzeug und Trense waren poliert wie immer. Der General bedankte sich mit einem Nicken, sprang in den Sattel, steckte die Füße in die Steigbügel und setzte das Pferd mit den Hacken in Bewegung. Im Sprung überwand er den Zaun der Koppel und galoppierte zum Sammelpunkt, wo Izack schon mit den Leuten haderte.
»Das ging mir noch nicht schnell genug«, klagte der erfahrene Hauptmann, dem Darrick blind vertraute.
»Bei den Göttern, Izack, ich bin froh, dass Ihr nicht mich kommandiert. Wenn man bedenkt, dass Ihr die Leute aus dem Tiefschlaf geweckt habt, war das vermutlich ein Rekord.«
»Trotzdem haben wir keine Zeit zu verschwenden.«
Darrick sah, wie sich seine Männern zum Sammelpunkt begaben. Die letzten tauchten gerade auf. »Sorgt für Ruhe.«
»Zuhören«, rief Izack und hob beide Arme über den Kopf. »Der General spricht.« Die Reiter verstummten sofort.
»Dies wird kein Angriff auf offenem Feld gegen einen klar erkennbaren Feind. Wer in den letzten Jahren mit mir in die Schlacht gezogen ist, wird sich an die Erregung erinnern, die sich im Kampf einstellt. Dies hier muss ruhiger verlaufen. Wir werden durch enge Straßen reiten und kommen an den Häusern Unbeteiligter vorbei, die keinesfalls verletzt werden dürfen.
Wir werden schnell reiten, müssen aber trotzdem vorsichtig sein. Wir lassen die Waffen in der Scheide, bis wir im Hafen angelangt sind und der Befehl zum Angriff gegeben wird.
Ich weiß nicht genau, was wir am Hafen sehen werden, aber vergesst nicht, dass einige, die unsere Verbündeten zu sein scheinen, möglicherweise keine Verbündeten
Weitere Kostenlose Bücher